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Schwere Entscheidung

Was wird aus Weihnachten im Jahr Zwei der Corona-Pandemie? Ina Lauster-Ulrich, Nadia Burgdorf, Eckart Dautenheimer und Christian Krüger (v.l.) haben eine Entscheidung getroffen. Foto: Schenk
Was wird aus Weihnachten im Jahr Zwei der Corona-Pandemie? Ina Lauster-Ulrich, Nadia Burgdorf, Eckart Dautenheimer und Christian Krüger (v.l.) haben eine Entscheidung getroffen. Foto: Schenk

Karben. In der Gesamtkirchengemeinde hat man mit sich gerungen. Wie soll Weihnachten diesmal gefeiert werden. Soll es in den Kirchen Veranstaltungen geben? Angesichts hoher Corona-Zahlen haben sich die Verantwortlichen entschlossen, nur Online-Gottesdienste anzubieten. An dieser Entscheidung gibt es auch Kritik.
Zwei Pfarrer und eine Pfarrerin kümmern sich um die Seelsorge in der evangelischen Gesamtkirchengemeinde Karben. Eckart Dautenheimer, Christian Krüger und Nadia Burgdorf bleiben in diesem Amt nicht von schwierigen Entscheidungen verschont. Ende November mussten sie auf einer Kirchenvorstandssitzung erneut über die Durchführbarkeit von Weihnachtsgottesdiensten in den Karbener Kirchen diskutieren.
Braucht es 2G oder 2G plus? Wer ist bereit, Menschen am Heiligen Abend eventuell vor der Kirchentür abzuweisen? Wer möchte unter diesen Bedingungen überhaupt einen Weihnachtsgottesdienst feiern? Hoffnungen auf ein »normales« Weihnachtsfest 2021 waren lange Zeit vorhanden. Doch seit dem 25. November steht fest: Familiengottesdienste, Krippenspiele und Christmetten wie vor der Pandemie wird es auch in diesem Jahr nicht geben.
An der Krippe in der Okarbener Kirche hat sich das dreiköpfige Pfarrteam eingefunden. Vom Kirchenvorstand ist Ina Lauster-Ulrich dazugekommen. Gemeinsam erläutern sie die Beweggründe, die der erneuten Absage der Weihnachtsgottesdienste zu Grunde liegen. Aus ihren Herzen machen sie dabei keine Mördergrube. Die Entscheidung habe sie zunächst in ein Loch fallen lassen, berichtet Pfarrerin Burgdorf. Ebenso wie ihre beiden männlichen Kollegen spricht sie von einem »Schockmoment« und »tiefer Traurigkeit«. Die Gottesdienste seien längst aufwendig geplant gewesen.
»Nach der ersten Lähmung ist unser Blick recht schnell wieder nach vorne gegangen. Wir müssen es jetzt eben wieder anders hinkriegen. Dieses gemeinsame Ziel hat uns allen neue Kraft gegeben«, betont Burgdorf.
Keinen ausschließen
Pfarrer Dautenheimer stellt die Verantwortung der Kirche in den Mittelpunkt allen Handelns. Er sagt: »Wir müssen uns immer an den Schwächsten in der Gesellschaft orientieren. Diese Mitmenschen gilt es zu schützen.« Aber auch Gottesdienste im Freien seien nicht ohne Ansteckungsrisiko. Und eine Besuchsberechtigung zum Gottesdienst nach vorhergehender Anmeldung, vor allem an Weihnachten sehe er eher problematisch. Man könne und wolle an einem solchen Tag kein Gemeindemitglied ausgrenzen.
»Das Dekanat Wetterau hat die Handhabung offen gelassen«, ergänzt Kollege Christian Krüger. »Jede Kirchengemeinde kann über die Umsetzung der Weihnachtsgottesdienste selbst entscheiden.« Tatsächlich lasse sich in den relativ beengten Dorfkirchen aber kaum ein annehmbares Konzept durchführen. Zudem hätten viele Mitwirkenden ihre Zusagen bereits zurückgezogen, merkt Burgdorf an.
Also muss man in der evangelischen Gesamtkirchengemeinde zu Weihnachten wieder auf das bewährte Digitalformat »Zoom« zurückgreifen. An Heiligabend wird es einen Video-Gottesdienst mit Kinderkrippenspiel geben. »Gott hat uns das Licht in die Hände gelegt, wir senden es in die Welt hinaus«, umreißt Pfarrer Krüger den Inhalt der Aufführung.
Außerdem werden die Pfarrkirchen über die Feiertage offen sein. Das Pfarrteam hat seine zeitweilige Anwesenheit angekündigt.
Schon jetzt scheint das Echo auf die Gottesdienstabsage in Karben durchaus zweigeteilt zu sein. Geimpfte und Genesene hätten die ihnen zugesagten Freiheiten gerne gewahrt gesehen. In der Kirchengemeinde sei man jederzeit offen für einen Diskurs, signalisiert Eckart Dautenheimer.
Von Jürgen Schenk