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Seid nicht töricht … – Das Wort zum Sonntag

Was wäre, wenn Sie mal wieder in den Gottesdienst gehen, vielleicht das erste Mal seit langer Zeit. Sie erwarten Stärkung und Trost für Ihren Alltag und dann kommt von der Kanzel folgender Satz: “… seid nicht töricht, sondern versteht, was der Wille des Herrn ist!“ Genau das könnte Ihnen am folgenden Sonntag passieren, denn dieser Satz steht in dem vorgesehen Predigttext (Brief an die Epheser).

Aber damit nicht genug: Es ist auch noch von Unterordnung die Rede und davon, dass man darauf achten soll, wie man sein Leben führt.

Eine Zumutung? Was geht es den Pfarrer an, wie ich mein Leben lebe? Was ging es den Apostel Paulus an, wie die Menschen damals in der Gemeinde in Ephesus ihr Leben gestalteten? Viel, denn Gott hat uns ja als Christen auch deshalb in die Gemeinschaft der Gemeinde Jesu hineingestellt, damit wir uns einmischen in das Leben der anderen und damit andere sich in unser Leben einmischen. Denn nur auf uns gestellt, nur auf das gestellt, was wir als richtig ansehen, damit kommen wir nicht weit, jedenfalls nicht soweit wie Gott uns haben will. Gott will uns wieder zu Menschen machen, wie er sich von Anfang an die Menschen gedacht hat. Menschen, die in ihrem Denken, Reden und Handeln, seinem Ebenbild entsprechen. Wie gerne hören wir von der Liebe Gottes und davon, dass auch wir sie in unserem Leben leben können. Dass dem aber in unserem Leben nicht wenige Verhaltensweisen entgegenstehen, davon hören wir nicht so gerne. Und dass wir dazu unser Leben in vielen Dingen ändern müssen, davon hören wir noch weniger gerne. Und dass Gott andere Menschen gebraucht, um uns auf diese Dinge aufmerksam zu machen, das ist für uns selbstständige, freiheitsliebende, aufgeklärte Menschen eine Anmaßung ohnegleichen.

Über dreißig Jahre ist es her: Ich war der Klassenclown, bis mich eines Tage meine Mathematiklehrerin zur Seite nahm und mir deutlich machte, wie sehr sie mich schätze, was für Möglichkeiten und Begabungen sie in mir sähe, aber dass mein Verhalten dem allen so gar nicht entspräche. Ich bin ihr heute noch dankbar dafür, dass sie sich eingemischt hat. Ich fühlte mich durch diese Lehrerin ernst genommen und wertgeschätzt. Mein Leben veränderte sich. Ich fand ein Stück weit mehr zu meiner wirklichen Persönlichkeit. Plötzlich machte mir mein Leben in der Klasse wirklich Freude und auch von den anderen wurde ich nun geschätzt.

Genau das hat Gott mit uns vor, dass wir immer mehr so leben, wie er uns als Person geschaffen hat und sieht: Liebenswert, wertvoll, begabt. Und darum mischt er sich in unser Leben ein, auch und hauptsächlich mit Hilfe von anderen Menschen. Darum mischt er sich ein, indem er uns durch seinen Heiligen Geist befähigt unser Leben zu ändern. Sein Geist, der in allen Menschen lebt, denen ihre, sie vom wahren Leben trennende Schuld ihrer „Ich-Bezogenheit‘ im Glauben an Jesus Christus vergeben ist. Weil Gott mich liebt und mich wert schätzt, ist erfülltes Leben, ein Leben nach dem Willen Gottes, möglich. Dieser Zuspruch Gottes ist es, der mich bereit macht, mich in mein Leben hineinreden und es verändern zu lassen.

Ihr Jörg Weise, Prediger der

Landeskirchl. Gemeinschaft

Bad Vilbel Heilsberg.