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Sein Leidensweg ist lang – Kurt Dressler aus Karben ist nach Operationen ins Nidderauer Pflegeheim eingewiesen worden

Nidderau. „Ich kann und will die Schmerzen nicht mehr länger ertragen. Am liebsten möchte ich gleich sterben“, bricht es aus dem zusammengerollt auf seinem Bett liegenden Kurt Dressler im Altenheim von Windecken heraus. Und dann folgt ein langes Schweigen, denn die Tränen hindern den 80-Jährigen daran weiterzureden. Erst nach einer längeren Pause hat er sich wieder gesammelt und fährt leise mit seiner Krankengeschichte fort.

Vor zwei Jahren sei er vor seiner Wohnungstür in Karben zusammengebrochen und habe sich dabei an der Hüfte verletzt. „Irgendetwas ist damals gebrochen. Ob es das Hüftgelenk, der Oberschenkelhalsknochen oder etwas anderes war, weiß ich bis heute nicht“, sagte der alte Mann. Eine deutliche Deformation an seiner Hüfte deutet jedenfalls daraufhin, dass hier nichts mehr stimmt. Stehend zeigt er, dass sein linkes Bein mindestens vier Zentimeter kürzer ist und seine Ferse den Fußboden nicht mehr erreicht. „So wurde ich aus dem Bürgerhospital in Friedberg nach mehreren Operationen als geheilt entlassen.“

Da er nicht mehr ohne fremde Hilfe gehen konnte, wurde er in ein Seniorenheim in Windecken als Pflegefall eingeliefert. Die ärztliche Betreuung übernahm die das Altenheim betreuende Karbener Allgemeinmedizinerin Ellen Wedekind. „Ich bin seine Hausärztin und betreue ihn angemessen“, erklärt die Medizinerin gegenüber der FNP. Er sei aufgrund seines Alters ein bisschen überspannt und verdrehe die Dinge schon mal, fährt Wedekind fort.

Sie besuche ihn höchstens alle zwei bis drei Monate einmal, so berichtet Wolfgang Beck, ein Bekannter, der Dressler als Einziger noch gelegentlich besucht und sich um ihn kümmert. Immer und immer wieder verspreche die Ärztin, Dressler röntgen zu lassen, um die Ursachen der Schmerzen herauszufinden. Dressler bekommt auch keine Medikamente gegen Schmerzen.

Der 80-Jährige sei ein hoffnungsloser Fall, meint die Ärztin. Der Bruch sei offensichtlich schief zusammengewachsen – deshalb ist ihrer Meinung nach da kaum noch etwas zu machen. Nach Aussage des gelegentlichen Heimbesuchers Wolfgang Beck seien Klagen über die Ärztin keine Ausnahmen im Heim. Und tatsächlich scheint sie sich nicht allzu viel Zeit für ihre rund 40 Patienten im Seniorenheim zu nehmen. Für ihre letzte Visite am 4. Dezember hatte sie offensichtlich so wenig Zeit eingeplant, dass sie nicht mal ihren Mantel ausziehen konnte und sogar Patienten im Aufenthaltsraum in aller Öffentlichkeit untersuchte. Die Heimleitung wollte dazu und auch zu dem Umstand, dass Kurt Dressler in verschmutzter Unterwäsche in seinem Bett lag, keine Stellung nehmen.

Wolfgang Beck: „Es muss sich doch endlich einer um den alten Mann kümmern“. Bürgermeister Gerhard Schultheiß (SPD) will den Fall jetzt sachlich klären und die Pflegeaufsicht des Main-Kinzig-Kreises informieren. Er betonte gegenüber der FNP, es gehe ihm aber keinesfalls darum die Ärztin oder das Altenheim zu diskreditieren.