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So ein Theater

SPD-Ortsverein lud zum Heringsessen ins Anglerheim

Die Zeit der Grabenkämpfe ist vorbei, so Vize-SPD-Chefin Nora Zado. Foto: Dostalek
Die Zeit der Grabenkämpfe ist vorbei, so Vize-SPD-Chefin Nora Zado. Foto: Dostalek

Trotz viel Dramatik in Berlin bleiben die Karbener Genossen ruhig. Abgerechnet wurde beim politischen Aschermittwoch mit der politischen Konkurrenz vor Ort. Die Führung des SPD-Ortsvereins sieht sich auf einem guten Weg.

 

Karben. Am Aschermittwoch musste der Hering dran glauben. Traditionell verspeisen ihn die Karbener SPD-Mitglieder im Anglerheim Klein-Karben. Wenig bekömmlich fanden die Genossen dagegen das politische Theater in Berlin, das ihnen in den Tagen zuvor geboten wurde. „Das war nicht professionell“, kanzelte Karbens Fraktionsvorsitzender Thomas Görlich die SPD-Parteiführung ab. Jeder Verein könne besser mit einem Wechsel in der Führungsspitze umgehen.

Damit sprach er denjenigen aus den Herzen, die an den Tischen ebenso unverblümt von „Kasperletheater“ im Berliner Willy-Brandt-Haus sprachen. Dann war da noch der „Elefant im Raum“ namens Groko, den Görlich nur knapp thematisierte: Ein „Da ist viel Dynamik drin, die einen sagen Ja, die anderen Nein“ musste reichen.

Zwölf Neueintritte

Auswirkungen auf die Karbener SPD hat die Bundespolitik in Sachen Mitgliederentwicklung. Görlich berichtete von zwölf Neueintritten und einem Austritt. Dass das interne Stimmungsbild vor den Koalitionsverhandlungen eindeutig gegen die Groko war, verhehlte Görlich in Nebensätzen nicht. Welche Option die Genossen nun vorziehen, das sei offen. Die Diskussionslaune an den vollbesetzten Tischen war unterschiedlich: Manche wollten diskutieren, andere hielten sich zurück und brauchten erst einmal eine Verschnaufpause nach so viel politischem Drama in den letzten Tagen.

„Ich habe ja noch nicht einmal alles lesen können“, sagte ein Mitglied und meinte damit das 100-seitige Koalitionspapier. „Wir warten auf den Brief“, hieß es unter den Genossen – den Brief für die Mitgliederabstimmung zur Groko. Zuvor gibt es noch Regionalkonferenzen, zu denen einige Genossen schon Einladungen erhalten haben.

„Gönnen wir uns heute einen Tag Ruhe von der Bundespolitik“, seufzte die zweite Rednerin dieses Abends, Nora Zado (27), Vize-Vorsitzende des SPD-Ortsvereins. Sie wandte sich mit frischem Schwung der eigenen Politik zu.

Seit zwei Jahren sitzt das politische Nachwuchstalent im Stadtparlament und sieht die Partei auf einem guten Weg. Das 1-Euro-Ticket sei eine Idee der SPD gewesen. Über das „Jugendparlament“ werde diskutiert. Über faire Kita-Tarife habe sich die SPD früh Gedanken gemacht. Die Arbeit mit den Genossen mache Spaß, die Zeit der Grabenkämpfe sei vorbei, die Kommunikation untereinander toll.

Neues Parkdeck

Görlich nahm sich lokaler Themen an: der Verkehrspolitik und dem Wohnungsbau. Er trommelte für eine Verkehrsberuhigung in der Rendeler Straße. „Der Lastwagenverkehr muss raus“, forderte er und sieht Bürgermeister Guido Rahn (CDU) in der Pflicht, mit Hessen Mobil zu verhandeln.

Er brachte auch die Idee ins Spiel, den Park + Ride-Parkplatz am Bahnhof Groß-Karben mit einem zusätzlichen Parkdeck auf Stelzen zu versehen. „Das wird kommen, so wie vieles, was wir schon seit Jahren fordern“, sagte er. Denn so sei es auch beim geförderten Wohnungsbau gelaufen. Ein Aufruf noch, die Landratswahl am 4. März im Blick zu haben, bei der Stephanie Becker-Bösch für die SPD antritt, dann ging es über zum geselligen Teil. Der Hering konnte kommen.