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SPD will „Monsterbauwerk“ verhindern – Genossen richten sich gegen den Einzug der Moderne und plädieren für eine Kitsch-Zeile aus Fachwerk-Imitaten

Bad Vilbel. „Dem Bürgermeister fallen die Segnungen vor die Füße, aber verantwortlich dafür ist der Steuerer dieser Stadt, der im gelben Haus in Dortelweil sitzt“, sagte Landgrebe vor 29 Besuchern der SPD-Jahreshauptversammlung in Anspielung auf den scheidenden Stadtwerke-Chef Klaus Minkel. Zu der Entscheidung der Radeberger-Gruppe, im Quellenpark zu bauen, habe Bürgermeister Dr. Thomas Stöhr (CDU) laut Landgrebe wenig beigetragen.

Als „Schienbeintritt“ gegen den Bürgermeister sieht SPD-Fraktionsvorsitzender Rainer Fich den „hochnotpeinlichen“ Tätigkeitsbericht des Wirtschaftsförderers und Stadtplaners Rüdiger Wiechers (CDU) vor dem Parlament am 19. Mai. Der ehrenamtliche Stadtrat habe deutlich gemacht, dass „nicht so viel geschehen“ sei, doch „was gebaut und angesiedelt wurde, hat alles er bewegt und nicht der Bürgermeister“.

Landgrebe forderte die Humanistische Stiftung von Hansgeorg Jehner auf, ihre Vorstellungen zur Bebauung des riesigen Areals der Neuen Mitte öffentlich darzulegen, damit die Bevölkerung daran teilhaben könne. Vor allem solle Jehner bald die versprochene Simulation der geplanten 25 bis 30 Meter breiten Niddabrücke mit der zehn bis zwölf Meter hohen Mediathek darauf zeigen. Er habe zugesagt, sie nur zu bauen, wenn sie in der Bevölkerung breite Zustimmung finde. Landgrebe kündigte unter lautem Beifall an: „Wir werden versuchen, mit der Bevölkerung dieses Monsterbauwerk zu verhindern.“

Als weitere Ideen der SPD zur Innenstadt nannte er den Erhalt der Häuser Frankfurter Straße 58 und 60 und eine historisierende Häuserzeile bis zum Wasserweg – ähnlich dem Frankfurter Römerberg – um „Atmosphäre in die Innenstadt zurückzuholen“. Dort könnten Läden Platz finden.

Am Nordbahnhof mit seinen guten Anbindungen sei der „ideale Standort für ein Ärztehaus“. Schließlich müssten dringend die „Stolperfallen“ in der Frankfurter Straße beseitigt werden.

Familie und Umwelt nannte Fich als vordringlichste Themen der Fraktionsarbeit. Er forderte flexible Betreuungszeiten auch am Wochenende und Gebührenfreiheit in Kitas und Krabbelgruppen. Umweltpolitik dürfe die SPD nicht anderen überlassen, denn „die Schwarzen in Bad Vilbel können’s nicht und die Grünen sind nicht in der Lage, Dinge umzusetzen oder so zu präsentieren, dass sie umsetzbar wären“. Als innovativ bezeichnete Fich das interne Rotationsprinzip in der SPD-Fraktionsarbeit. Auch wenn er bis 2011 Vorsitzender bleibt, werden ab Oktober sein Stellvertreter Carsten Hauer, vier Monate später seine Stellvertreterin Vered Zur-Panzer die Aufgaben des Vorsitzenden übernehmen.