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Stall mit Fußbodenheizung – Kein Schwein ruft sie an, aber man interessiert sich für die grunzenden Vierbeiner

Bad Vilbel. „Schwein gehabt“ heißt es für die sieben Sauen und den Eber, die dieser Tage im aufwändig renovierten Schweinestall des Dottenfelderhofes eingezogen sind. Damit ist nach fünfjähriger Pause die Schweinezucht auf den Bad Vilbeler Bio-Hof zurückgekehrt. Beendet worden war sie, weil die Stallungen nicht mehr den Öko-Verordnungen entsprachen. In der Zwischenzeit wurden die beliebten Borstentiere nicht nur von vielen Besucher-Kindern, sondern auch von den Bauern vermisst: „Als Demeter-Betrieb legen wir Wert darauf, verschiedene Tierarten zu haben, an die wir die unterschiedlichen Abfallprodukte des Hofes verfüttern können und die mit ihrem Dünger für Fruchtbarkeit sorgen“, erklärte Betriebsleiter Martin von Mackensen bei einer Führung durch den Zuchtstall.

Der Stall sei unter Berücksichtigung neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse ein Jahr lang umgebaut worden. Besonderer Clou ist die Fußbodenheizung, die dem kälteempfindlichen Nachwuchs in der Winterzeit Wärme spenden soll. „Die Wärme von unten ist artgerechter als Infrarot-Licht oder Heiß-Gebläse“, weiß der Schweine-Spezialist.

Die Neuzugänge fühlen sich in ihrem Labyrinth aus warmen Kuschelboxen, Wühlareal und Außenbereich offenkundig sauwohl. Neugierig beschnuppern die rot-braun gefärbten Tiere der Rasse Duroc Mackensen-Tochter Johanna (zehn) und lassen sich geduldig an ihrer Lieblingsstelle hinter den Ohren kraulen. Kurz darauf stürzen sie sich begeistert auf ihr Futter, eine Mixtur aus Kleegras-Silage, Kartoffeln, Brotresten und Molke.

„Durocs sind robust und bekannt für ihre sehr gute Fleischqualität“, erklärt von Mackensen die Entscheidung für die seltenen Tiere, die von einem Zuchtbetrieb aus Brandenburg stammen. Die weite Reise hat sich für die Schweine gelohnt: „Alles, was man in den vergangenen 20 Jahren über artgerechte Schweinehaltung herausgefunden hat, wollen wir hier in einer Art Modellprojekt umsetzen“, berichtet der Bio-Bauer. Darum beteiligt sich auch eine große Tierschutzorganisation an den Kosten des Maststalles, dessen Bau für nächstes Jahr geplant ist und in dem die Jungtiere nach der Trennung von der Mutter bis zur Schlachtreife im Alter von zehn bis zwölf Monaten heranwachsen sollen. Das Fleisch soll ausschließlich über den Hofladen vertrieben werden, so dass ein geschlossenes System entsteht. Mit etwa 100 Ferkeln pro Jahr rechnet man für den Anfang. Die ersten werden für Anfang des Jahres erwartet. Anders als in konventionellen Betrieben sollen sie etwa 14 Wochen gesäugt werden. Im Alter von acht Wochen werden sie mit anderen Jungtieren zum Gruppensäugen zusammengelegt. In diesem Verband bleiben sie auch, wenn sie zehn Wochen später von ihren Müttern getrennt und vom Zucht- in den Maststall umgesiedelt werden.