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Staunen ohne Ende

Es gehört für mich als Pfarrer zu den schönsten Aufgaben, Kinder zu taufen. Das ist wirklich für alle Anwesende ein Fest des Lebens. Gerne lese ich da ein Gedicht von Lothar Zenetti vor: „Es ist ein winzig Menschenkind in unsere Welt geboren, so freut euch, denn Gott hat die Lust an uns noch nicht verloren. / Es kommt ein Kind mit kleinem Schritt in unsere Welt gegangen, und wieder wird ein altes Lied von vorne angefangen. / Es wächst ein Kind mit jedem Tag und wird nicht müd’ zu schauen, es fragt uns, wie viel Sterne sind und schenkt uns sein Vertrauen. / Es greift ein Kind nach unsrer Hand im Weinen und im Lachen, in einem Kind sprach Gott sein Wort, das will uns selig machen.“

Staunen sollen wir. Immer wieder staunen über das Wunder des Lebens. Und aus dem Staunen erwächst die Dankbarkeit dem Schöpfer gegenüber. Und die Fürsorgebereitschaft, besonders den Kindern gegenüber. Ich weiß: Da wird es vielen Eltern bange, ob sie den Aufgaben des Begleitens ihrer Kinder in die Welt hinein hinreichend gewachsen sind. In einem neueren Tauflied heißt es denn auch: „Kind, du bist uns anvertraut. Wozu werden wir dich bringen? Wenn du deiner Wege gehst, wessen Lieder wirst du singen? Welche Worte wirst du sagen und an welches Ziel dich wagen? / Kampf und Krieg zerreißt die Welt, einer drückt den andern nieder. Dabei zählen Macht und Geld, Klugheit und gesunde Glieder. Mut und Freiheit, das sind Gaben, die wir bitter nötig haben. / Freunde wollen wir dir sein; sollst des Friedens Brücken bauen. Denke nicht, du stehst allein; kannst der Macht der Liebe trauen. Taufen dich in Jesu Namen. Er ist unsre Hoffnung. Amen.“ (F. K. Barth)

Nüchtern betrachtet kann einem schon angst und bange werden, in welcher Welt unsere Kinder groß werden. Mit Liebe betrachtet hingegen wächst einem, Ihnen und mir, viel Kraft und Zuversicht zu, uns vor der Zukunft nicht zu fürchten. Jeder von uns hat die zu verwirklichende Verantwortung, jeweils ganz konkret erfahrbar empfangene Liebe weiterzugeben. Ausreden gibt es da wirklich keine: nicht vor Gott und nicht vor unseren Nächsten. Stehen wir uns doch auf diesem Weg der Liebe gegenseitig bei. Helfen wir uns in der Kraft der gegenwärtigen Liebe Gottes. Sie weist auf Jesus hin, der uns liebevoll an die Hand nehmen möchte. Da wird aus dem Wort Liebe eine Erfahrung, die uns selig, das meint: wahrhaft glücklich macht.

Pfarrer Matthias Gärtner,

Dortelweil