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Stein-Geschichte – Grüne fragen nach Dokumentation zum Bad Vilbeler Kriegerdenkmal

Seit 78 Jahren steht es im Kurpark, ohne dass es einen Hinweis darauf gibt: das Kriegerdenkmal. Nun soll seine Geschichte endlich dokumentiert werden, was das Stadtparlament schon vor fünf Jahren forderte.

Bad Vilbel. Einstimmig hatte sich die Stadtverordnetenversammlung im September 2007 dafür ausgesprochen, im Kurpark am Denkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges eine Informationstafel aufzustellen. Sie solle den historischen Kontext des Denkmals erläutern. Der Heimat- und Geschichtsverein soll in die Gestaltung eingebunden werden. Grundlage war damals ein Antrag der Grünen.

Seinerzeit argumentierte deren Sprecherin Hannelore Rabl: „Hier könnte die Wandlung Deutschlands vom kriegstreibenden Staat hin zum Motor der europäischen Einigung erläutert werden.“

Der CDU-Stadtverordnete Manfred Lanz (CDU) unterstützte diese Absicht in der Sitzung ausdrücklich, da auf dem Mahnmal auch Namen von Vilbelern jüdischer Abstammung enthalten seien – eine Tatsache, die nur zu Beginn der NS-Zeit bei der Errichtung des Denkmals im Juli 1934 noch möglich gewesen sei. Doch die Einigkeit blieb folgenlos.

Nachdem die Grünen bereits im Oktober 2011 im Parlament nachfragten, wollten sie in der Sitzung am 15. Mai (sie fand nach Redaktionsschluss statt) erneut wissen: „Wann wird dieser Beschluss endlich umgesetzt?“

Federführend betraut mit der Erstellung eines Konzepts ist Kulturamtsleiter Claus-Günther Kunzmann in seiner Funktion als Vorsitzender des Heimat- und Geschichtsvereins. Er betonte, dass das Konzept im Stadtparlament vorgestellt werde. Eine erläuternde Darstellung des Denkmals und seiner Bedeutung ist längst überfällig. Bisher gibt es zu dem Mahnmal so gut wie keine öffentlichen Hinweise – weder auf der Liste des Hessischen Denkmalschutzes wird es erwähnt, noch in dem Standardwerk zur Stadtgeschichte von Willi Giegerich.

Nur zu dem Bildhauer Paul Seiler, der das Denkmal schuf, hat das Frankfurter Kulturamt im Internet eine Biografie eingestellt. Seiler, der von 1873 bis 1934 lebte, kam nach einem mehrwöchigen Aufenthalt in Paris im Jahre 1901 nach Frankfurt und wurde Schüler an der Kunstgewerbeschule. 1902 begann für ihn eine drei Jahrzehnte dauernde Schaffenszeit als freier Bildhauer in Frankfurt.

Paul Seiler schuf eine Reihe von Denkmälern, Plastiken und Medaillen, darunter die nach dem Ersten Weltkrieg angefertigte Figur „Liegender Krieger“ für das Ehrenmal auf dem Frankfurter Hauptfriedhof, Medaillen, Plaketten und Medaillone, die sich über den Zeitraum von 1902 bis 1912 im Münzkabinett des Historischen Museums befinden. Sein letztes Werk ist das „Ehrenmal für die Gefallenen 1914 / 1918“ in Bad Vilbel. Auf der gemauerten Stele befinden sich vier Bronzetafeln, die vordere zeigt drei marschierende Soldaten. Die Inschrift besagt „Den gefallenen Helden Ehre und Dank“.

Als das Vilbeler Kriegerdenkmal im Juli 1934 von den Nazis eingeweiht wurde, gab es dort auch Opferschalen, einen Säulengang und etliche Hakenkreuze – was nach dem Krieg entfernt wurde.