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Stolpersteine – „Über 100 Stürze sind genug“ – SPD-Senioren riefen zur Demo auf

Es war wohl einer der größten Protestzüge, die Bad Vilbel gesehen hat. Mehr als 40 Senioren spazierten am Samstag durch die Frankfurter Straße, um gegen die „Stolperfallen“ im Pflaster der Bürgersteige zu demonstrieren.

Bad Vilbel. Die SPD-Arbeitsgemeinschaft „60 plus“ hatte zu der Protestveranstaltung eingeladen. Vorsitzender Norbert Kühl lief an der Spitze, forderte Passanten auf, sich dem Zug anzuschließen. Und erklärte, worum es geht: „Dass Bürger wieder geradeaus laufen können und gern in der Innenstadt einkaufen.“ Um ihn herum trugen Stadtrat Udo Landgrebe, Stadtverordneter Walter Lochmann (beide SPD) und andere Teilnehmer Transparente mit den Aufschriften „Weg mit den Stolperfallen“ und „Über 100 Stürze sind genug“. Verletzungen, die stationäre Krankenhausaufenthalte nach sich gezogen hätten, seien die schlimmen Folgen, erklärte Kühl.

Heinz-Günter Rahner ist einer von denen, die schon hingefallen sind: „Ich habe schon viele Briefe ans Rathaus geschrieben und Vorschläge zu Teilsanierungen gemacht. Aber man kriegt ja nicht einmal eine Antwort.“ Auch Gerti Unger stürzte bereits. „Aber die Stadt lässt das an sich vorbei gehen“, beschwerte sich ihr Mann.

Herbert Trefz hat schon 2009 eine Unterschriftenaktion gestartet und diese zusammen mit Fotomaterial an die Stadt geschickt. „Mir wurde eine wohlwollende Bearbeitung zugesichert, aber seitdem hat sich weder was getan noch habe ich wieder etwas gehört“, erzählt er enttäuscht.

Kühl war am Megafon mittlerweile warm gelaufen: „Lauft auf der Fahrbahn, nicht auf den Bürgersteigen, damit ihr nicht ins Stolpern kommt“, forderte er die Demonstranten auf. „Hebt die Augen und senkt die Füße!“ Landgrebe korrigierte ihn: „Andersrum!“ Doch da warb Kühl schon für einen „gesundheitsfreien Einkauf“.

Die Leute am Straßenrand verstanden aber, dass er einen „gesunden, barrierefreien Einkauf“ meinte. „Irgendwie hat er schon recht“, bemerkte eine Frau, die mit großen Augen und schweren Taschen auf den Protestzug schaute. Etwa 20 Minuten dauerte es, bis die Demonstranten zwischen einem Polizeiwagen an der Spitze und einem Fahrzeug der Ordnungspolizei als Nachhut vom Biwer-Kreisel zum Alten Rathaus gelaufen waren.

Von den Treppen des Bädermuseums wandte sich Landgrebe an die Senioren. Er erinnerte daran, dass die SPD im Stadtparlament schon 2003/04, „als die Stadt noch Geld und keine Baustellen hatte“, Mittel zur Beseitigung der Stolperfallen gefordert habe. Doch immer wieder sei man vertröstet worden. Nun müsse endlich im Frühjahr abschnittweise vom Biwer-Kreisel und vom Alten Rathaus aus ein Anfang in Richtung Neue Mitte gemacht werden. Wenn es Aufforderungen gegeben habe, einfach die Augen auf zu machen und die Füße zu heben, dann sei das zynischer Hohn, wetterte Redner Landgrebe und forderte endlich die Sanierung.

Mehr als 600 Unterschriften wurden nach der Demo im Rathaus an Bürgermeister Thomas Stöhr (CDU) übergeben.

Matthias Stengel, Fachbereichsleiter Öffentliche Sicherheit und Ordnung, zeigte sich mit dem zügigen Verlauf des Demonstrationszuges ohne Zwischenfälle zufrieden. „Uns war es wichtig, dass die Frankfurter Straße nicht zu lange blockiert ist. Immerhin haben wir das dritte Adventswochenende. Da wollen die Leute einkaufen und die Geschäfte sind darauf angewiesen, dass sie erreichbar sind.“