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Streit um Mehrkosten – Dortelweiler Sport- und Vereinsheim viel teurer als gedacht

Erhebliche Versäumnisse und Unzulänglichkeiten wirft die SPD dem Bad Vilbeler Magistrat wegen der Kostenexplosion beim Dortelweiler Vereinsheim vor. Die Mehrkosten seien ärgerlich, aber nachvollziehbar, argumentiert Ortsvorsteher Herbert Anders. SPD-Wünsche, das Gebäude als Gaststätte zu nutzen, lehnt die Stadt ab.

Bad Vilbel. Der Neubau des Dortelweiler Sport- und Vereinsheims sorgt weiter für Kontroversen. Im Februar hatten die Grünen einen Akteneinsichtsausschuss gefordert, weil die Kosten von 825 000 auf 1,531 Millionen Euro kletterten. Der Haupt- und Finanzausschuss wurde als Akteneinsichtsausschuss eingesetzt und prüfte Ende Mai die Unterlagen.

Kritik am Controlling

Die beiden SPD-Stadtverordneten Christian Kühl und Rainer Fich erklärten, dass die Einsicht keine Schlüsse auf Unregelmäßigkeiten bei Ausschreibungen, Auftragsvergaben, Rechnungsstellung und Rechnungsausgleich durch den Magistrat zulasse. Dennoch üben die Genossen Kritik am Magistrat. „Das betrifft die Planung der Kosten und das Controlling während des Baubetriebs“, argumentiert SPD-Fraktionschef Walter Lochmann. Wegen des hohen Mitteleinsatzes solle eine breitere Nutzung der Räume erfolgen.

In die Planungen des Sport- und Vereinsheimes am Niddabogen in Dortelweil seien die 13 Dortelweiler Vereine in vier Sitzungen durch den Magistrat und den Ortsvorsteher einbezogen worden, so Lochmann. Es entstand ein Anforderungskatalog, der eine Kostenschätzung von 825 000 Euro zur Folge hatte – davon 650 000 Euro aus dem Dortelweiler Waldgeld. Letztlich musste daraus Waldgeld von über eine Million Euro entnommen werden. „Somit müssen zukünftige Dortelweiler Investitionen entweder zurückstehen oder auf den üblichen städtischen Etat hoffen“, folgert die SPD.

Zudem gebe es 15 Monate nach der Eröffnung noch keine Bestuhlung. Die Genossen kritisieren: „Der Ortsbeirat war in den Baufortschritt und die damit verbundenen Teuerungen einbezogen. Keinesfalls aber regelmäßig und zeitnah“, kritisiert Lochmann. Er vermutet, das Waldgeld habe eine Eigendynamik entwickelt, „dass im Laufe der Planungen und der Bauzeit der eine oder andere Wunsch zusätzliche Berücksichtigung fand“. Zudem habe man die Kosten für Abriss und Container in der Schätzung vergessen.

Ortsvorsteher Herbert Anders (CDU) meint, Ursachen für die Kostensteigerung seien die anhaltende nasskalte Witterung und eine längere Bauzeit, sowie die Kosten für zusätzliche Infrastruktur gewesen, „die vorher so nicht absehbar waren“. Zudem habe die Bauzeit wegen der Konjunkturpakete in einer Hochpreisphase gelegen. „Weitere 60 000 Euro entstanden durch zusätzliche Anforderungen der Vereine an den Ausbau, die alle zu vertreten waren“, so Anders.

Keine Gaststätte

Es sei richtig, dass die Küche im neuen Sport- und Vereinsheims gegenüber der im alten Gebäude aufgewertet wurde, doch wurden „zirka 80 Prozent der Einrichtung der alten Küche in der neuen wieder eingesetzt“. Für die noch fehlende Einrichtung des Vereinsraums seien im Haushalt aus dem Waldgeld 40 000 Euro vorgesehen, so Anders. Die Möblierung werde gerade ausgesucht und auch die Theke solle noch 2012 eingerichtet werden.

„Den Überlegungen, die als Vereinsgaststätte genutzten Räumlichkeiten als öffentliche Gastronomie umzuwidmen, muss ich allerdings eine klare Absage erteilen“, betont Anders. Der Ortsbeirat sei sich von Anfang an einig gewesen, mit dem neuen Sport- und Vereinsheim dürfe keine öffentliche Gaststätte entstehen. Dafür gebe es drei Gründe: Verkehrsbelastung, Lärmbelästigung und das Argument, durch eine Kneipe werde „die Nutzungsmöglichkeit der Räume durch die Vereine entfallen oder stark eingeschränkt.“ Bei der Nachfrage der Vereine nach den Räumlichkeiten sei zurzeit eine steigende Tendenz zu beobachten, „so dass es schon jetzt manchmal schwierig wird, Doppelbelegungen zu vermeiden“, so der Ortsvorsteher. Sobald die Einrichtung komplett sei, werde auch die Nachfrage in den kühleren Zeiten anziehen, so dass eine Nutzung durch Privatpersonen – auch aus den vorgenannten Gründen – voraussichtlich nicht möglich sein werde, betont Anders.

Ein klares Nein zur Gastronomie kommt auch vom Ersten Stadtrat Jörg Frank (CDU): „Das Vereinsheim ist nicht als öffentliche Gaststätte gedacht, sondern war rein für die Vereinsnutzung vorgesehen. Dementsprechend wurde ein Bauantrag gestellt und auch genehmigt.“

Verkehr nervt

Der Magistrat halte es den Bewohnern des alten Ortskerns von Dortelweil gegenüber „für nicht weiter zumutbar, die Verkehrsbelastung durch das Einrichten einer öffentlichen Gaststätte oder einer dauernd belegten privaten Feieranstalt noch mehr Verkehr aufzuerlegen.“

Schon jetzt beschwerten sich insbesondere die Anwohner der Dortelweiler Untergasse, der Berggasse und der Obergasse über starken Fahrzeugverkehr, der zu der gut besuchten Sportanlage in Dortelweil fährt, erläutert Frank.