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Tausende an der Strecke – Das Stockheimer Lieschen startete vollbesetzt am Wochenende nach neuem Fahrplan

Nidderau / Schöneck / Niederdorfelden / Bad Vilbel. Ein wenig zerknirscht schaute Georg Salz-Frühauf vom Wetterauer Regionalnetz der Deutschen Bahn schon drein: Da fährt das Stockheimer Lieschen zum ersten Mal seit Jahrzehnten wieder am Wochenende. Doch 20, ja selbst 30 Minuten später sind die Züge unterwegs, als es der neue Fahrplan verheißt. „Das ist heute hoffentlich entschuldbar“, sagt Salz-Frühauf. Einen solchen Ansturm hat selbst der Bahner selten erlebt: Tausende Menschen stürmten die Züge und Bahnhöfe entlang der Strecke. Sie feierten die neue Generation des Lieschens: 45 Prozent mehr Züge auf der Niddertalbahn an allen Tagen, Tempo 80 statt 60, mit mehr Waggons und mindestens einmal pro Stunde bis Frankfurt.

Dass der Fahrplan zum Festtag völlig aus dem Takt kam, tat der Feierlaune keinen Abbruch. Die Regionalbahnen mussten einfach lange an den Bahnsteigen warten, bis alle Fahrgäste und ihre Fahrräder aus- und wieder eingeladen waren. Viele nutzten die an diesem Tag kostenlose Fahrmöglichkeit für einen Ausflug – und gaben dem Niddertal einen Vorgeschmack auf die touristischen Möglichkeiten dank des Lieschens. Das Fest war, fand Nidderaus Bürgermeister Gerhard Schultheiß (SPD), ein guter Ausgleich dafür, dass die Feier zum 100. Geburtstag vor zwei Jahren unter Regen und Kälte gelitten hatte.

„Wegen der hohen Energiepreise müssen die jetzt langsamer fahren“, nahm es ein wartender Vater am Bahnhof in Windecken mit Humor, als die Dampflok der Museumsbahn Hanau auch nach 20 Minuten Warten immer noch nicht von Bad Vilbel angeschnauft kam. Die Organisatoren mussten wegen der Menschenmenge auf dem Bahnsteig umplanen: Kurzerhand wurde das Bahnhofsfest auf den Platz vor der nahen Willi-Salzmann-Halle verlegt. Dort konnten das Orchester der Musikschule, die Gesangs- und die kleinen Tanzgruppen auftreten. Auf ihrer Fahrt war Zug 91739 noch pünktlich unterwegs, als in Niederdorfelden Kürbiskönigin Nadine I. und Bürgermeister Matthias Zach (Grüne) der Dampfbahn den Hof machten. In der Saint-Sever-Straße sorgte der Obst- und Gartenbauverein für Stimmung und Verpflegung – und manch einer schmunzelte noch über die Posse der vorvergangenen Woche, als die Bahn plötzlich den Zugang zum Bahnsteig weggebaggert hatte und erst auf den öffentlichen Druck hin ihn wieder provisorisch herrichten ließ. Am Rand der Feiern klang seitens der Bahn nun durch, dass man den Ausbau des Zugangs für das Neubaugebiet Hainspiel ganz schnell vorantreiben wolle. Niederdorfelden will dafür 30 000 Euro selbst aufbringen.

Auch der kleine Bahnhof von Büdesheim hatte so viele Besucher bisher wohl noch nicht gesehen. Vom Park & Ride-Parkplatz klang die Musik des Büdesheimer Blasorchesters herüber. Während sich die Kleinen mit den Spielgeräten des Spielmobils die Wartezeit vertrieben, bot die Abteilung „Dance and More“ des SKV etwas fürs Auge.

In Bad Vilbel freut sich Bürgermeister Dr. Thomas Stöhr (CDU), dass seine Stadt nun mit der Bahn und ab Dienstag auch mit der Nordumgehung viel besser ans Niddertal angebunden ist. (den)