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„Tea-Time“ mit der Pest – Ein Wanderschneider aus London brachte die Plage ins Dorf Eyam

Bad Vilbel. Mit englischen Teespezialitäten und Plätzchen gut gehen ließen es sich die 30 Mitglieder des Partnerschaftsvereins Glossop – Bad Vilbel bei der ersten von vier „Tea Time at 7 o’clock“ in 2007. Nach dem offiziellen Teil widmeten sich die Glossop-Freunde einem Vortrag der früheren Grundschullehrerin Hildegard Kärgelein. Sie stellte den Roman „Das Pestbuch“ von Geraldine Brooks zusammen mit den „Ereignissen in und um das Pestdorf Eyam in den Jahren 1665 und 1666 vor. Das Dorf liegt im High Peak, in der Nähe von Glossop.

Auf das Buch ist Hildegard Kärgelein, die sich selbst als ausgesprochenen Englandfan bezeichnet und zusammen mit ihrem Mann Holger bisher viele Urlaube im Inselreich verlebte, beim Stöbern in einer Buchhandlung gestoßen. „Die Autorin Geraldine Brooks, eine mehrfach ausgezeichnete amerikanische Journalistin und Sachbuchautorin, wurde zu diesem Roman angeregt durch eine Wanderung in Derbyshire. Dort stieß sie auf einem Wegweiser, der auf das Pestdorf Eyam aufmerksam machte. In der dortigen Pfarrkirche Saint Lawrence entdeckte sie auf einer Schautafel die leidvolle Geschichte der Dorfbewohner und ihres außergewöhnlichen Entschlusses“, sagte Kärgelein. Die Autorin habe nach ihrer Entdeckung, historische Recherchen in Eyam angestellt. Ausführlich schilderte Kärgelein die Ausbreitung der Pest, einer Plage der Menschheit.

Eyam war 1665 ein kleines Dorf im Pennin, zählte etwa 350 Einwohner, die von Taglöhnerarbeiten, kleinen Bauernhöfen, von ihrer Arbeit und dem Erlös aus den Bleiminen in den Hügeln oberhalb des Dorfes lebten. Ein Wanderschneider namens George Viccars/Vicars kam Ende August 1665 in das Dorf Eyam, um dort einige Aufträge abzuarbeiten. Aus London hatte er einen Koffer mit einem Tuch dabei, das von Pestflöhen befallen war. Diese breiteten sich aus und forderten unter der Bevölkerung viele Todesopfer. Im Ausbruch der „Plage“ sahen die tief religiösen Bewohner eine Prüfung Gottes. Nachdem die erste Pestwelle abgeebbt war, brach eine neue im Frühjahr 1666 aus. Manche Familien wurden komplett ausgelöscht. Ratlosigkeit und Verzweiflung befiel die Dorfbewohner.

Die beiden Priester des Ortes, der puritanische Thomas Stanley und der anglikanische Gemeindepriester und Rektor William Mompesson, riefen alle Dorfbewohner auf, sich in eine selbst gewählte Quarantäne zu begeben. Keiner solle das Dorf verlassen, um die Seuche nicht in die umliegenden Dörfer zu übertragen und niemand von außerhalb dürfe das Dorf betreten. Die kollektive mutige Entscheidung und die selbstauferlegte Quarantäne verschonte die Nachbargemeinden vor Ansteckung.

Die Pest wütete fürchterlich zwischen Oktober 1665 und November 1666 vierzehn Monate lang in Eyam. Von der Pest waren 76 Familien betroffen, 259 Menschen starben.