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Toyota und die Bibel – Das Wort zum Sonntag

Der erfolgreichste Autobauer der vergangenen Jahre hat Probleme: Völlig zerknirscht ist mit dieser Mitteilung der Chef der großen japanischen Firma kurz vor Weihnachten vor die Presse der Welt getreten. Natürlich kann eine Krise der Weltwirtschaft nicht an Toyota vorübergehen, aber solche Nachrichten war man aus Japan trotzdem nicht gewohnt. Wie konnte das möglich sein?

Wie kann das möglich sein, wo doch bei Toyota nichts unmöglich ist!? Wie oft schon habe ich mir im Stau gewünscht, mit einem Toyota einfach über die Schlange hinwegfliegen zu können – einem Toyota ist doch nichts unmöglich… Oder sich einen kurzen Schlaf beim Fahren erlauben, ein Toyota fährt doch auch dann bestens weiter, wenn ihm nichts unmöglich ist… Und aus der Kurve fliegt er bei überhöhter Geschwindigkeit doch auch nicht, oder?

Natürlich wissen wir: Auch ein Toyota ist den Gesetzen dieser Welt unterworfen. Der Werbespruch ist eine maßlose Übertreibung – und trifft doch das Zeitgefühl der Menschen: Wenn wir nur wirklich wollen und uns richtig anstrengen, dann ist uns Menschen alles möglich: Wir fliegen zum Mond, wir operieren am offenen Herzen, wir kommunizieren gleichzeitig mit Menschen in der ganzen Welt, wir verdoppeln das Wissen der Menschheit in immer kürzeren Intervallen. Nichts scheint unmöglich…

In der Bibel wird anders vom Menschen gesprochen. Ausdrücklich wird er als begrenztes Lebewesen mit Schwächen und Unzulänglichkeiten wahrgenommen und beschrieben. Ich finde das gut und ehrlich. Wie wenig vermögen wir doch trotz allen technischen Fortschritts: Frieden und Gerechtigkeit sind auch zur Jahreswende 2008-2009 für viele Menschen eine Hoffnung für die Zukunft. Vieles mehr an menschgemachtem Leid könnte aufgezählt werden: In unserem Handeln scheint die Menschheit sich nicht zum Guten zu entwickeln. Die Bibel nimmt das mit großer Ehrlichkeit auf: Der Mensch wird trotz seinem Streben zum Guten immer neu schuldig werden. Und auch alle technische Entwicklung bleibt gefangen in den Strukturen dieser Welt, das ist vollkommen klar.

Für jedes Jahr wird ein Bibelvers als Leitvers ausgelost. Für 2009 steht er im Lukasevangelium Kapitel 18, Vers 27: Was bei den Menschen unmöglich ist, das ist bei GOTT möglich.

Toyota und alles Menschliche und Irdische sind und bleiben gefangen in den Grenzen dieser Welt. Christinnen und Christen dürfen in einer Hoffnung leben (und sterben!), die größer ist. Nicht, dass Gott alles Leid und alle Traurigkeit aus der gegenwärtigen Welt nehmen würde; wir erleben alle Tag für Tag, dass er dies nicht tut – und immer wieder verzweifeln wir auch daran. Aber seine Wirklichkeit ist größer und ab und an lässt er uns davon schon jetzt etwas ahnen. Ab und an leuchtet etwas auf von seinen Möglichkeiten, die über alle Irdische und Menschliche hinausgehen.

Gott schenke uns im neuen Jahr offene Herzen und Seelen, um sein verborgenes Wirken in unserer Welt zu erahnen, zu erfahren, zu erkennen. Gott schenke uns in 2009 das Vertrauen darauf, dass vor und bei Gott wirklich alles möglich ist.

Seien Sie herzlich zum neuen Jahr gegrüßt

Ihr Pfarrer Klaus Neumeier,

Ev. Christuskirchengemeinde Bad Vilbel