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Trauertage mit Leben füllen

Bereiten das erste Treffen vor (von links): Daniela Taron, Martina Hahn, Ursula Jacobsen und Vincentia Beck-Wagner. Foto: Kötter
Bereiten das erste Treffen vor (von links): Daniela Taron, Martina Hahn, Ursula Jacobsen und Vincentia Beck-Wagner. Foto: Kötter

Karben. Stirbt ein nahestehender Mensch, hinterlässt das eine schmerzliche Lücke. Der Austausch mit anderen Betroffenen kann helfen – und neue Begegnungen schaffen. Deshalb rufen vier Karbenerinnen nun einen offenen Trauertreff ins Leben.
Sonntag ist Familientag: Man isst gemeinsam mit der Familie zu Mittag, man besucht Eltern, Geschwister oder Freunde, unternimmt schöne Dinge zusammen, lacht. Wie schnell dieser »fröhlichste Tag der Woche« aber zum »einsamen Tag der Woche« werden kann, wissen vier Karbenerinnen aus ihrer eigenen Erfahrung, aber auch aus ihrem Engagement bei der Ambulanten Hospizhilfe. Sie wissen, wie sich Trauernde fühlen, wenn ein geliebter Mensch stirbt und eine Lücke hinterlässt – und damit auch das Miteinander am Sonntag plötzlich der Vergangenheit angehört.
Als bei Martina Hahn, Vincentia Beck-Wagner, Daniela Taron und Martina Bornefeld-Ettmann die Idee gereift ist, einen Trauertreff zu gründen, fiel die Wahl daher schnell auf den Sonntag. Ihr Ziel: Sie wollen einen Ort für Gespräche schaffen, Begegnungen ermöglichen, die Einsamkeit bekämpfen – die Sonntage eben mit neuem Leben füllen. Für Ursula Jacobsen, Koordinatorin der Ambulanten Hospizhilfe Karben, unter deren Dach das neue Angebot startet, ist der Trauertreff gewissermaßen eine »Komplettierung des Angebots«.
Seit mehr als zwölf Jahren ist die Hospizhilfe in Karben verankert, doch bislang endet die Unterstützung mit dem Tod der betreuten Person zumindest offiziell. »Gerade, wenn man eine Familie über längere Zeit betreut, entsteht jedoch eine Bindung«, weiß Jacobsen. Das führe mitunter zum Wunsch, auch nach dem Tod eine Art des Austauschs zu finden, weiß sie von einzelnen Anfragen. Hahn etwa sei einmal gezielt von der Tochter einer Verstorbenen gefragt worden, ob sie ab und zu noch anrufen dürfe, erzählt sie.
Dafür gibt es nun den offenen Trauertreff. Die Vorbereitungen vor dem ersten Treffen am Sonntag laufen auf Hochtouren. In der Ramonville Straße haben die vier Initiatorinnen und Koordinatorin Jacobsen schöne Räume gefunden, die zum geschützten Gespräch in angenehmer Atmosphäre einladen. Sie verfügen über eine behindertengerechte Toilette und einen Zugang zum Garten, in dem im Sommer beispielsweise auch draußen gesessen werden könne, schwärmen sie. Die Stadt Karben habe die Idee immer unterstützt.
In den vergangenen Monaten haben sich die vier gezielt als Trauerbegleiterinnen im Ehrenamt weitergebildet. Sie haben einen Kurs absolviert und eine Abschlussarbeit verfasst. Gelernt haben sie dabei viel: von der Bewältigung von eigenen, oft schon Jahre zurückliegenden Trauermomenten, über die Theorie zu verschiedenen Phasen der Trauer bis hin zu körperlichen Reaktionen wie dem berühmten »Kloß im Hals«, erklärt Beck-Wagner.

Drei Termine stehen fest
Der offene Trauertreff richtet sich an erwachsene Angehörige Verstorbener, gerne auch mit Begleitung. Die Treffen finden in der Regel jeden zweiten Sonntag im Monat bei Kaffee und Gebäck in geschützter Atmosphäre statt. Gesagtes bleibt im Raum und geht nicht nach draußen, lautet eine Grundregel. Das Angebot ist kostenfrei, eine Anmeldung ist nicht nötig. Die ersten drei Termine sind am 8. März, 19. April und 17. Mai, jeweils von 14.30 bis 16.30 Uhr. Die Treffen finden statt im Gemeinschaftsraum des Hauses Ramonville Straße 37; Hinweisschilder vor Ort weisen den Weg. Kontakt und weitere Informationen bei der Hospizhilfe Karben, Telefon 06039/9398738. (jkö)