Veröffentlicht am

Tun, was nötig ist! – Wie Bad Vilbeler Katholiken über die Limburger Ereignisse im Nachbarbistum Limburg denken

Die katholischen Kirchengemeinden in der Brunnenstadt gehören zwar zum Bistum Mainz, doch die Ereignisse im benachbarten Bistum Limburg lassen die Bad Vilbeler Katholiken keineswegs kalt.

Bad Vilbel. Mit dem Skandal in Limburg um Bischof Tebartz-van Elst habe er, betont Herbert Jung, Pfarrer von St.Nikolaus, gegenüber der FNP, „bislang keine negativen Erfahrungen gemacht“. Der Gottesmann bezieht dies deutlich auf Ehrenamt wie auf Kirchenaustritte. „Wir sind nicht Limburg“, betont Jung und sieht die Angelegenheit um den vom Papst in eine Auszeit geschickten Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst sehr differenziert.

Er wisse nicht genau, was dort gelaufen sei. Jung meint, „der Bischof ist zwar Autokrat, aber er hat auch Mitarbeiter. Was ist da im Vorfeld alles schief gelaufen?“ Die Mitarbeiter seien vielleicht gelähmt gewesen. Auch sei es intern sicher schwer, gegen den Bischof vorzugehen. „Aber wie konnte das passieren“, fragt sich Jung, „warum wurde Tebartz Bischof?“

Wenn die Presseberichte „einigermaßen stimmen“, und das lege ihm ein Gespräch mit dem Frankfurter Stadtdekan Johannes zu Eltz nahe, dann finde er, Jung, „unmöglich, was da geschehen ist“. Gefragt, wie es denn in Limburg weitergehen solle, weil es kaum denkbar sei, dass Tebartz’ Limburger Nachfolger dort im Luxus schwelge, gerät Jung spontan ins Spekulieren. Vielleicht solle das Domkapitel dort eine Sozialstation einrichten. „Oder man sollte die Gebäude einfach vermieten. Da findet sich sicher jemand. Oder wie wäre es mit einem Luxushotel? Die Kapelle würde zum Speisesaal profanisiert.“ Der Komplex brächte Mieteinnahmen, die sich für dringende soziale Aufgaben verwenden ließen.

Dem Amt verpflichtet

„Angesäuert“ nimmt Hans-Gerd Sütfels die Affäre zur Kenntnis. Als er noch Vorsitzender des Pfarrgemeinderates und Verwaltungsrat der katholischen Filialgemeinde Herz-Jesu Massenheim war, hat er sich mit dem bekannten Sänger Georg Fichtner zusammengetan und die Trommel für die Anschaffung der romantischen Klais-Orgel gerührt. In nur einem Jahr haben Fichtner und er die 45000 Euro für das historische Klangjuwel gesammelt. Es wurde gespendet, die Vereine sammelten für die Orgel, Orgelpfeifen wurden an Gemeindemitglieder verkauft. Und immer wieder gab Bass Fichtner mit seinen Rheinischen Troubadouren Benefizkonzerte.

Sütfels aber lässt sich durch die Limburger Affäre nicht von seinem Engagement abbringen: „Ich halte das aus.“ Aber: „Wir können hier in Massenheim die Arbeit machen, aber dürfen nicht mitreden. Das macht mir sehr viel mehr aus als die Limburger Ereignisse.“ Vielmehr habe ihn die „Entmachtung“ der Filialkirche durch die Bad Vilbeler vor zwei Jahren niedergedrückt. Massenheim habe auf Betreiben von St. Nikolaus seither kein eigenes Gremium mehr, könne nur noch einen Verwaltungsrat entsenden, und dieser könne jederzeit überstimmt werden.

„Ich brauche jetzt viel Kraft“, sagt Sonja Michel. Die Vorsitzende des Pfarrgemeinderates der katholischen Kirche Verklärung Christi auf dem Heilsberg nimmt ihr Ehrenamt sehr ernst. Schließlich war in der 1963 geweihten Kirche jahrzehntelang nicht renoviert worden. Die Wände waren schwarz, der Fußboden verschlissen, die Elektroanlage veraltet und unzweckmäßig sowie vieles andere. Zum 50-jährigen Bestehen im Sommer dieses Jahres sollte die Kirche in neuem Glanz erstrahlen.

Als der Mainzer Bischof Karl Kardinal Lehmann dann Bad Vilbel besuchte, hatten die „Heinzelmännchen“ des Pfarrgemeinderates und viele Helfer monatelang Wochenende für Wochenende und noch häufig darüber hinaus in die Hände gespuckt, das Gestühl beiseite geräumt, und den Handwerkern in diesem einzigartigen Kraftakt geholfen, wo immer es nur ging. Die Renovierungskosten wurden zu einem nicht unerheblichen Teil mit großzügigen und kleinen Spenden und mit Erbschaften beglichen sowie mit einem Beitrag des Bistums. Genaue Zahlen würden derzeit errechnet und erst dann bekanntgegeben, heißt es aus dem Pfarrbüro.

Was in Limburg geschehen ist, sei „schändlich“, sagt Sonja Michel als Seele der großen Kirchenrenovierung. „Ich muss viel aushalten“, sagt sie und meint, dass sie als gläubige Katholikin die Vorgänge in Limburg für sich selbst verarbeiten müsse. „Aber es gibt auch Angriffe von außen.“ Schließlich habe sie als Pfarrgemeinderätin auch für aufkommenden Zweifel am Ehrenamt Rede und Antwort zu stehen. „Wie kannst du nur so blöd sein?“, werde sie schon mal gefragt. Das Engagement der Gläubigen an Verklärung Christi „wird schon schleppender und kritischer“, hat sie bemerkt. Sie selbst wankt aber nicht: „Ich fühle mich weiter der Kirchengemeinde verpflichtet“.

„Was macht Ihr mit dem Geld?“ Das werden die drei Organisatorinnen des Weihnachtsbasars an St. Nikolaus dieses Jahr besonders häufig gefragt – und das nicht nur von den Spendern für den riesigen Basar, der von Donnerstag bis Sonntag, 14. bis 17. November, von 14 bis 18 Uhr in der Kirche geöffnet ist. Auch die 30 Helfer fragen nun, weiß Angelika Schott, die diese Helfer mobilisiert und zusammen mit Barbara Delazer und Ellen Klein seit Jahren den Weihnachtsbasar und den Basar zum Bad Vilbeler Markt im August organisiert. Das Geld werde der Rücklage der Kirche zugeführt und für soziale Zwecke verwendet.

Einen Fehler gemacht

Im Herbst komme regelmäßig eine vierstellige, im Sommer kam eine fünfstellige Summe zusammen. „Warum sollen wir unser Engagement einstellen, bloß weil einer einen Fehler gemacht hat“, sagt Barbara Delazer, „wir machen weiter wie bisher“. An 45 Donnerstagen im Jahr werden von ihnen im Gemeindezentrum von St. Nikolaus von 14 bis 18 Uhr gespendete Waren entgegengenommen. Alles wird in Kisten verpackt.

Die drei Frauen schütteln zu „Limburg“ aber die Köpfe : „Wir wussten gar nicht, dass bei der Kirche soviel Geld da ist. Zwanzig Jahre lang haben wir nur gehört, wir müssten kürzer treten“.