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»Uffbasse! Mer ham nur die aa Erd«

Bei der Nachhaltigkeitsmesse auf dem Niddaplatz gab es zahlreiche Informationen und Beispiele für ein plastikfreies Leben, Mülltrennung und die Vermeidung von Verpackungsmüll. Foto: Christine Fauerbach
Bei der Nachhaltigkeitsmesse auf dem Niddaplatz gab es zahlreiche Informationen und Beispiele für ein plastikfreies Leben, Mülltrennung und die Vermeidung von Verpackungsmüll. Foto: Christine Fauerbach

Großes Interesse am Thema Nachhaltigkeit

Bad Vilbel. Ein goldener Oktobersonntag bot ideale Rahmenbedingungen für die erste Nachhaltigkeitsmesse auf dem Niddaplatz. An zahlreichen Ständen konnten sich Bürger über das Thema Nachhaltigkeit, Müllvermeidung, Mülltrennung, Plastik, überflüssige Verpackungen, aber auch den bewussten Umgang mit den Ressourcen informieren.

Plastikmüll, der die Meere verschmutzt, To-go-Becher, Kippen, Getränkedosen, Flaschen und Schutzmasken auf Straßen und in der Natur. Die Liste ist endlos, die Zahlen erschreckend. In Deutschland werden 19,9 Millionen Tonnen Kunststoff pro Jahr hergestellt. Die Deutschen haben nach Angaben des Umweltbundesamtes bereits vor drei Jahren 227,5 Kilo Verpackungsabfall pro Kopf verbraucht, von dem 107 kg auf private Endverbraucher fallen. So viel wie in keinem anderen europäischen Land.

»So kann es nicht weitergehen«, sind sich in Bad Vilbel viele Bürgerinnen und Bürger, Parteien, Netzwerke, Verbände, Vereine, die Stadt, Schulen, Kindergärten, Gastronomen und Landwirte einig. Und sie werben gemeinsam im Rahmen der ersten »Aktionswoche Bad Vilbel Plastikfrei« für ein Umdenken und Handeln, um die Stadt lebenswerter zu machen.

Vielfältige Angebote
Das Interesse der Bevölkerung an der Nachhaltigkeitsmesse auf dem Niddaplatz war groß. An den Ständen von ADFC, BUND, Bienenzuchtverein, des Vereins Streuobstwiese Kirschberghütte, Café Apfelkern & Kolibri, des Netzwerks »Bad Vilbel Plastikfrei«, des Dottenfelderhofes, des Waldorfkindergartens, SPD, CDU und Bündnis 90/Die Grünen, des Georg-Büchner-Gymnasiums, der Stadtbibliothek, des Betriebshofs und des Fachdienstes Abfallwirtschaft und Grünflächenpflege herrschte reger Betrieb.

Hier wurde von den Mitgliedern über die aktuelle Lage informiert und aufgeklärt, es gab jede Menge Ideen, Tipps und Beispiele zum Thema Nachhaltigkeit. Am Stand der Stadtbibliothek gab es nicht nur Bücher zum Thema Nachhaltigkeit zum Ausleihen, sondern es wurde auch gezeigt, wie Bienenwachstücher »als umweltschonende Alternative zur Frischhaltefolie« selbst hergestellt werden können. Der Duft des erwärmten Honigs zog Bienen und Wespen an, die auch Wabenrahmen und Beute am Stand des Bienenzuchtvereins unwiderstehlich fanden.

Mit Obst, Süßem und Apfelsaft, Walnüssen und nicht verwerteter Schafswolle warb der Verein Streuobstwiese Kirschberghütte für die Naturreservate und deren Bewirtschaftung. Vor allem ihre 17 auf Hessisch formulierten Nachhaltigkeitsziele wie »Uffbasse! Mer ham nur die aa Erd« oder »Wenischer is mehr« sorgten für Heiterkeit. Am Stand des Dottenfelderhofes warben Mitarbeiter mit regionalen Produkten für orts- und zeitnahe Kreisläufe.

Olaf Deller und Martina Faltinat von »Bad Vilbel Plastikfrei – Netzwerk für besseres, nachhaltiges Leben in Bad Vilbel« zeigten mit vielen Beispielen welche Alternativen es für gängige Produkte aus Plastik wie Zahncreme oder Zahnbürsten, Alu- und Plastikfolie gibt. Bei einem Test mit zehn Fragen konnten die Besucher anhand der Antworten erfahren, welcher Plastik-Typ sie sind.

Wie man Verpackungen einsparen kann, indem man sein Müsli individuell mit einer Müsli-Maschine selbst herstellt, zeigten die GBG-Schüler Kian und Tim Köttner, Tom und Moritz Knauer unterstützt von Grundschüler Mika Köttner mit ihrer Müsli-Maschine. Erzieherinnen des Waldorfkindergartens präsentierten selbst gemachtes Spielzeug aus Naturmaterialien wie Holz, Wolle, Filz und Stoffen.

Klimafreundliche Wende
Infos zur Verkehrswende und klimafreundlichen Verkehr gab es beim ADFC. Mit einem neuen Nadler prägten sie zugleich zeitsparend, schonend und haltbar Codes in Fahrradrahmen ein. Über Mülltrennung, Tipps für die Bio-Tonne, verschiedene Arten von Kunststoffverpackungen und das Recycling beim Einkaufen, informierte die Stadt.

Leben ohne Müll war das Thema am BUND-Stand. An den Beispielen Waldwirtschaft mit Ist- und Sollzustand und Mikroplastik informierten Peter Paul und Mitstreiter über die Lage. »Eine Biotop-Kartierung für den Vilbeler Wald ist wichtig, damit keine Küstentannen mehr an feuchten Stellen angepflanzt, abgestorbene und umgekippte Bäume, die vielen Arten neue Lebensräume bieten, entfernt werden.« Gegen das beabsichtigte Fällen von großen Eschen im Stadtwald protestiert Heike Schloßhahn-Salomon, BUND- und AK Wald-Mitglied. »Am 1. November tagt erstmals die von NABU, BUND und AK Wald ins Leben gerufene Kommission Wald.«

Das Anliegen der Messeteilnehmer vor dem unnötigen Verbrauch von Plastik und überflüssigen Verpackungen zu warnen und für einen nachhaltigen Konsum zu werben, kam bei den Besuchern an.