Veröffentlicht am

Viele Bremser, viele Blockierer – Eine reduzierte Mehrwertsteuer könnte Gastronomen wieder Luft verschaffen

Bad Vilbel. Gastronomen und Hoteliers sind empört. Sie müssen weiter 19 Prozent Mehrwertsteuer für den Staat kassieren, obwohl andere EU-Länder ihre Sätze bereits deutlich gesenkt haben. Ihre Kollegen seien sehr sauer, berichtet Ulla Ahrens, Inhaberin des Massenheimer Ahrenshofes.

In der vergangenen Woche war sie in Waldsaßen, an der bayrisch-tschechischen Grenze, auf einer Demo, zu der der Gaststättenverband Dehoga bundesweit aufgerufen hatte. Hoteliers und Gastronomen verstehen nicht, warum die im März vom Europarat ermöglichte Einführung des reduzierten Mehrwertsteuersatzes in Deutschland blockiert wird. In Frankreich gilt hingegen ab Juli nur noch ein Steuersatz von 5,5 Prozent.

Dabei würden bei der stetig wachsenden Konkurrenz von Bäckereien, Festen, Bauernmärkten oder Vereinslokalen auch nur sieben Prozent abgeführt, ergänzt Konrad Ahrens. Selbst die Pizza, die vom Boten kommt, wird nur mit sieben Prozent versteuert, kostet aber genauso viel wie im Lokal.

Dabei habe es die Gastronomie derzeit nicht leicht. Das Rauchverbot sei ein schwerer Genickschlag gewesen, mit 25 Prozent weniger Umsatz, weil spätabends die Wein- und Biertrinker ausgeblieben seien, so Ahrens. Nur mit einer Öffnung bereits ab mittags habe man das Minus auffangen können. Die Investition von 25 000 Euro in einen Rauchfilter sei aber sinnlos geworden. Und mit 50 000 Euro an die Stadtkasse habe eine Parkplatzablöse zu Buche geschlagen, sagt Ulla Ahrens. Sie beklagt, dass zugleich weitere Parkplätze rund um den Ahrenshof gestrichen worden seien.

Eine reduzierte Mehrwertsteuer könne den Gastronomen wieder Luft verschaffen. So habe die Branche am Personal gespart, weil man nicht wisse, was noch auf einen zukommt, erklärt Konrad Ahrens. Im Ahrenshof sind acht feste und 15 Aushilfskräfte beschäftigt. Mehr Umsatz durch weniger Steuern gebe ihm die Möglichkeit, wieder zu investieren, das Personal zu schulen, zusätzliche Stellen zu schaffen und auch die Preise etwas zu senken. Mit ihren Forderungen werden die Hoteliers und Gastronomen politisch aber bisher nur von der FDP unterstützt.

Der Hotelier und CDU-Stadtverordnete Thomas Kester (Hotel am Kurpark) sieht indes wenig Grund zum Protest: Es gebe schon sieben Prozent Mehrwertsteuer auf Lebensmittel. Im übrigen gelte: „Wir müssen uns damit abfinden.“ Katja Eckstein von der Geschäftsführung des Heilsberger City-Hotels erklärte zum Thema Mehrwertsteuer lediglich: „Wir machen dazu keine Aussage.“

Weitere Infos unter www.wahl.hotellerie.de, www.prosiebenprozent.de und www.bpb.de/europawahl.