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Vom Teilen, Feiern und Spenden

Trotz Dauerregens sind die Kinder angeführt von St. Martin auf dem Pferd durch die Petterweiler Straßen gezogen und haben Laternenlieder gesungen. Fotos: Jürgen W. Niehoff
Trotz Dauerregens sind die Kinder angeführt von St. Martin auf dem Pferd durch die Petterweiler Straßen gezogen und haben Laternenlieder gesungen. Fotos: Jürgen W. Niehoff

Karben. Der Wettergott meinte es nicht gut mit dem diesjährigen Martini-Markt am Wochenende in Petterweil: es regnete. Und trotzdem ist das Angebot der katholischen Kirchengemeinde St. Bardo gut angenommen worden. Die Kirche war gut besucht, das hatte einen Grund.
Dass dem heiligen Sankt Martin auch in Petterweil mit einem kleinen Markt, einem Umzug und einem Martinsfeuer gedacht wird, ist inzwischen längst zur Tradition geworden. Vor 30 Jahren, im November 1993 wurde in Petterweil erstmals Umzug und Feuer organisiert.
Auch in diesem Jahr hatten fleißige Hände das kleine Fest wieder prächtig vorbereitet. Neben Buden mit Waffeln, Würstchen vom Grill, Reibekuchen und Getränken gab es wieder einen Bücherflohmarkt und vor allem das Martinsspiel mit Kindern als Hauptdarstellern. Leider wurde das alles dieses Mal durch den beharrlichen Dauerregen eingetrübt.
Martinsumzug
im Regen

Doch worauf wird dieser Brauch zurückgeführt? Wer war eigentlich Sankt Martin? Seit Jahrhunderten schon werden mit Laternenumzüge und Gänsebraten an den Martinstag erinnert. Der Überlieferung nach soll Martin ein römischer Soldat gewesen sein, der im Jahr 316 nach Christus geboren wurde.
An einem kalten Wintertag soll er an einem hungernden und frierenden Bettler vorbeigeritten sein. Der Mann tat ihm so leid, dass er mit dem Schwert seinen warmen Mantel teilte und dem Bettler eine Hälfte schenkte. In der Nacht erschien Martin der Bettler dann im Traum und gab sich als Jesus Christus zu erkennen. Martin schloss sich daraufhin dem christlichen Glauben an und sollte später sogar zum Bischof ernannt werden. Doch weil der bescheidene Martin dies nicht wollte, versteckte er sich in einem Gänsestall. Allerdings verrieten die schnatternden Gänse sein Versteck und so wurde er dennoch zum Bischof geweiht. Das Martinsfeuer hat einen anderen Ursprung. Zum Dank für die Ernte und als symbolischer Abschied vom Erntejahr zündeten die Menschen im November häufig ein Feuer auf den abgeernteten Feldern an – ähnlich den ursprünglich keltischen Ernte-Bräuchen, aus denen dann auch Halloween entstand. Die Kinder bastelten sich dafür Fackeln aus Stroh und Laternen, aus ausgehöhlten Rüben und anderen Materialien, mit denen sie dann durch die Straßen zogen.
In Petterweil waren dies am vergangenen Samstag rund 100 Kindern mit ihren Eltern, die nach dem Martinsspiel in der St.-Bardo-Kirche sich hinter dem – in diesem Jahr weiblichen – St.Martin hoch zu Ross einreihten und mit so bekannten Liedern wie »Laterne, Laterne …« oder »Ich geh mit meiner Laterne…« singend durch das Dorf zogen.
Lob für Akteure
Viel Applaus konnten übrigens Dorothee Schulz mit ihren vier Darstellern Enie, Anka. Emanuel und Anton, alle zwischen sieben und 14 Jahre alt, einheimsen. Das St.-Martins-Spiel vor dem Altar, das erst einmal lediglich als Probe vor der großen Aufführung dienen sollte, begann mit einem Gespräch zwischen den beiden Jungen, die sich über den Zweck des Bücherflohmarktes im Gemeindesaal unterhielten und darüber aufklärten, dass der Erlös aus dem Verkauf der gespendeten Bücher der gemeinnützigen Christophorus-Gemeinschaft zur Integration von behinderten und nicht behinderten Menschen zugutekommen soll. Das gilt im Übrigen auch für den Überschuss aus den Verkaufsständen vor der Kirche.
Zurück zu dem St.-Martins-Spiel in der St.-Bardo-Kirche. Auch wenn es lediglich als Probe inszeniert und angekündigt wurde, so war es rundum gelungen. Die beiden Jungen spielten den römischen Soldaten und den Bettler und die beiden Mädchen lasen die Handlung drum herum vor.
Mit von der Partie war wieder der voraussichtlich neue Karbener Erste Stadtrat Thomas Schrage. Er sorgte wie in vielen Jahren zuvor schon für gute Qualität an dem Reibekuchenstand.
Von Jürgen W. Niehoff