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Was ein gutes Stöffchen ausmacht

Riechen, schmecken, probieren, bewerten: Die Apfelwein-Kelterer verteilen Punkte für Farbe, Geruch und Geschmack. Foto: Georgia Lori
Riechen, schmecken, probieren, bewerten: Die Apfelwein-Kelterer verteilen Punkte für Farbe, Geruch und Geschmack. Foto: Georgia Lori

Karben. Nach zweijähriger Corona-Pause haben sich 26 Apfelwein-Kelterer zum Wettbewerb des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) Karben/Niddatal »Wer hat das beste Stöffche?« angemeldet. Sie gaben je eine Probe in zwei Litern im Naturfreundehaus ab. Die Proben wurden in einheitliche grüne Flaschen ohne Verschluss abgefüllt, um die Anonymisierung zu gewährleisten. »Damit nicht jeder Einzelne 26 verschiedene Proben nehmen muss, wird halbiert. Dies bedeutet, die anwesende Personenzahl geteilt durch zwei, damit jede Probe gleich viele Stimmen erhalten kann«, sagt Ulrike Loos vom BUND. Das Spannende ist, dass die Farbe der diversen Schoppen variiert. Niemand weiß, was wer mitgebracht habe und wie es schmeckt.
»Alle teilnehmenden Kelterer betreuen Streuobstwiesen, eine der wertvollsten Biotope die es gibt. Die Produktion von Apfelwein ist zudem eine der schönsten Arten, Naturschutz zu betreiben«, sagt Loos. Bernd Hartmann aus Dortelweil, erklärt, was ein gutes »Stöffche« ausmacht: »Die Mischung der Äpfel, mit einer guten Bandbreite von säurehaltigen bis hin zu süßen Äpfeln.« Er empfiehlt gutes Lesegut zu verwenden und die Äpfel vor dem Keltern in Plastikfässern zu waschen. Naturhefen, die im Keller, wo das Stöffchen lagert, vorhanden seien, könnten verwendet werden. Auch durchgehend niedrige Temperaturen, maximal 15 Grad, ist eine wichtige Voraussetzung.
Nach den Erfahrungen des Hobbykelterers gehören zu den besten Kelteräpfeln der Rote Trierer, Friedberger Bohnapfel, Gravensteiner und Boskoop. Er selbst bearbeitet drei gepachtete Streuobstwiesen von 5500 Quadratmetern in der Gemarkung Ockstadt, Friedberg und Rosbach, mit 80 bis 100 Jahre alten Apfelbäumen.
Nur vollreife Äpfel
fürs Stöffchen

Frank Balmer rät zum Apfelweinansetzen nur vollreifes Obst zu verwenden. »Je reifer die Äpfel, desto höher ist der Fruchtzuckergehalt.« Das Obst müsse vom Baum in die Kelter und von der Kelter ins Fass. Im Fass beginnen die Gärungsprozesse ohne Zusatz von Hefen. Beim Gären verwandelt sich der Fruchtzucker in Alkohol. Um ein gutes Ergebnis zu erzielen, benötige der Apfelwein die Zeit von Ende September bis zur Blüte der Apfelbäume, weiß Balmer. Arndt Ruschitschka aus Dortelweil sagt, das auf den Streuobstwiesen auch Quitten, Mirabellen, Kirschen und Speierlinge zu finden sind. Für ihn ist die Bewahrung der Streuobstwiesen auch mit Nachpflanzungen wichtig. Im Winter werden Apfelwein und Honig der Bienenvölker verkostet und der Austausch mit einem guten »Stöffche« untereinander gepflegt. So gibt es neben dem goldgelben Apfelwein auch einen Trend zum naturtrüben »Äbbelwoi« aus Äpfeln der Region. Für Walter Hotz aus Rendel ist der Spaß an der Sache wichtig und die Treffen mit den Hobbykelterern und Bewahrern der Streuobstwiesen.
Elfie Jacob kam zum Keltern, weil sie den Beweis antreten wollte, dass es aus Rödelheim besseren Apfelwein gibt, als nur den von einer Kelterei. Ihr Mann habe den Anstoß zur Bewirtschaftung der Streuobstwiese gegeben. Früher hätten sie die Äpfel noch selbst geschreddert. Nun nutzten sie Keltereien und lassen dort den Ertrag der 50 Bäume verarbeiten. »Ein guter Apfelwein muss eine entsprechende Säure haben und stabil sein. Ich trinke ihn am liebsten im Sommer«, sagt die Frankfurterin. Marco Habermann aus Gronau ist mit 29 Jahren der jüngste Kelterer. »Ich keltere seit sechs Jahren und bin damit aufgewachsen«. Von Georgia Lori

Die Sieger
Den ersten Platz beim Wettbewerb erzielte Sonnfried Morawek mit 174 Punkten, gefolgt von Olaf Kurze mit 165 Punkten und Norbert Wetz mit 164 Punkten. Die Sieger erhielten Urkunden und einen Bembel mit Deckel. Eine besondere Leistung erbrachte Fabian Libske, der aus allen Proben seinen Apfelwein erkannte. (gia)