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Wehr übt auf den Gleisen

Die Helfer der Freiwilligen Feuerwehren und vom Roten Kreuz üben, wie nach einem Unfall, bei dem ein Zug zwei Autos gerammt und mitgeschleift hat, die Verletzten gerettet werden. Foto: Fauerbach
Die Helfer der Freiwilligen Feuerwehren und vom Roten Kreuz üben, wie nach einem Unfall, bei dem ein Zug zwei Autos gerammt und mitgeschleift hat, die Verletzten gerettet werden. Foto: Fauerbach

Bad Vilbel. Knifflige Übungsaufgabe für die Bad Vilbeler Feuerwehr und die Helfer des DRK: Angenommen wurde, dass das Stockheimer Lieschen mit zwei Autos kollidierte. Am Nordbahnhof ist am Samstag zu beobachten, wie die Helfer Hand in Hand arbeiten.
Allein schon die Vorstellung ist bedrückend: Das Stockheimer Lieschen kollidiert mit zwei Autos. Verletzt werden acht Bahnreisende, die Insassen der Autos und der Lokführer. Für zwei weitere Unfallopfer kommt jede Hilfe zu spät. Der Sachschaden ist hoch, die viel befahrene Strecke muss stunden lang gesperrt werden.
Zum Glück handelte es sich bei der geschilderten Lage am Samstag nicht um ein tatsächliches Unglück, sondern um das Szenario einer Großübung der Freiwilligen Feuerwehr Bad Vilbel (FFW BV) gemeinsam mit sechs Notfall- und Rettungssanitätern des DRK-Kreisverbandes Friedberg. Ermöglicht wurde die realistische Übung auf einem Abstellgleis auf dem Gelände des Nordbahnhofs durch die DB Netze. Bezirksleiter Betrieb Klaus Müller vom Notfallmanagement in Frankfurt ist mit den Ausbildern Bahn Michael Stotz und Sebastian Lang sowie weiteren Bahnmitarbeitern als Beobachter vor Ort.
Sicherheit für
Helfer geht vor

Angenommen wurde in der vom stellvertretenden Stadtbrandinspektor Josef Achmann, der zugleich als Einsatzleiter die Gesamtverantwortung auch für die Rettungsmaßnahmen und für die Versorgung und Betreuung der Verletzten trägt, dass der Lokführer auf der Bahnstrecke Bad Vilbel–Glauburg-Stockheim kurz vor dem Bad Vilbeler Nordbahnhof eine starke Rauchentwicklung im Führerstand meldet. Er fällt in Ohnmacht, überfährt ein Stoppzeichen und erfasst zwei Fahrzeuge, die von der viele Tonnen schweren Lok mitgeschleift und zusammengedrückt werden.
Bevor die ersten am Unfallort eintreffenden Einsatzkräfte mit der Rettung der Verletzten und Bergung der Toten beginnen können, wird der Alarm ausgelöst. Dann trifft die Wehr Sicherheitsvorkehrungen, um unter anderem durch das Eintreffen der Löschfahrzeuge angezogene Schaulustige vom Unfallort fernzuhalten. Zudem ist »die Einsatzstelle wegen der abgerissenen, herabhängenden Oberleitung auch für die Rettungskräfte nicht begehbar«, informiert Sven Weber vom DRK-Kreisverband Friedberg. Erst nachdem der Abschnittleiter Simon Witt von der Massenheimer Wehr mit seinen Leuten die Erdung vorgenommen hat, kann die Rettung beginnen.
Realistisches
Szenario

Verletzte werden im und neben dem Zug versorgt sowie aus ihrer misslichen Lage befreit. Die Rollen der perfekt geschminkten Verletzten übernimmt das Team von Matthias Leister, Lehrrettungsassistent des DRK Bad Vilbel. Die Toten, dargestellt mit Puppen, werden geborgen. Ein in einer Babyschale liegender Säugling überlebt den Aufprall unbeschadet, berichtete Stadtbrandinspektor Karlheinz Moll. Er hatte als Übungsleiter alles im Blick. »Das ist heute eine für alle Beteiligten realistische und lehrreiche Übung an der Bahn mit Seltenheitscharakter. Sie verläuft bisher sehr gut. Ich danke allen Beteiligten für ihren Einsatz und der Bahn für die Genehmigung.« Der bestinformierte Mann am Unfallort war Josef Achmann. Bei ihm liefen alle Informationen zusammen, und er koordinierte mit seinem Team alle zu ergreifenden Maßnahmen.
Von Christine Fauerbach