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Weihnachten abschaffen

Das Wort zum Sonntag

Was wäre, wenn wir tatsächlich Weihnachten abschaffen würden? Meine Antwort lautet: Es könnte dann wirklich Weihnachten werden! Wir könnten endlich einmal zur Stille kommen. Und mit dem Hören der unglaublich schönen Botschaft von Jesu Geburt diese Nacht wirklich zu einer einzigartigen machen. Weil sie uns zu verändern vermag. Denn uns könnte staunend klar werden, welch eine große Liebe der heilige Gott zu uns Menschen hat, dass er selber als Kind uns so nahe kommt. Zur persönlichen Anbetung des Kindes wäre es dann kein weiter innerer Weg mehr.

Was wir hingegen „alle Jahre wieder“ erleben, ist genau das Gegenteil: unsere stressigen Aktivitäten für ein „schönes“ Weihnachtsfest verdecken bis zur Schmerzgrenze die Botschaft der Weihnacht. Das kann einen mit heiligem Zorn erfüllen. Martin Luther hatte vor einem halben Jahrtausend für sich ganz persönlich die radikale Kehrtwende genau da entdeckt und vollzogen: Gott will keine angestrengten Weihnachtsfeierer, sondern Menschen, die sich ganz schlicht von ihm, der Botschaft von Gottes Gnade und Liebe in und mit Jesus beschenken lassen.

Das hat dann schnell auch für andere eine Reformation ausgelöst, die uns heute noch und wieder in eine heilige, das meint heilsame Unruhe treiben will und kann. Fangen wir also mit der Wiederentdeckung an, was Gott uns mit dem Kind von Bethlehem und dem Mann von Golgatha schenken will. Da liegen für uns Schätze bereit, die unser Leben in Kirche und Welt wirklich heilsam verändern.

Wir brauchen für eine gute Zukunft als Einzelne und als Menschheit nichts dringender als Friede und Gerechtigkeit. Davon bin ich persönlich überzeugt. Und Sie? Vielleicht täte uns allen tatsächlich einmal ein ausfallendes Weihnachtsfest gut.

Ich denke, das könnte für alle ein heilsamer Schock sein. Den Kirchenleitungen sei dies doch einmal vorzuschlagen. Aus den lautstarken Protesten, nicht zuletzt der Geschäfte, könnte ein bewegtes Nachdenken werden. Und in Zukunft ein neues und wirkungsvolles Feiern von Weihnachten, wo der Friede Gottes tatsächlich zu spüren ist.

Matthias Gärtner,

Evang. Pfarrer in Dortelweil