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Weitere Zuweisungen

Bad Vilbel und Karben bereiten sich vor für weitere Flüchtlinge Unterkünfte zu besorgen

Soll Unterkunft werden: Die ehemalige Geschäftsstelle des Hessischen Turnerverbandes in Bad Vilbels Huizener Straße. Foto: Kopp
Soll Unterkunft werden: Die ehemalige Geschäftsstelle des Hessischen Turnerverbandes in Bad Vilbels Huizener Straße. Foto: Kopp

55 000 statt 40 000 Flüchtlinge erwartet das Land Hessen nach neuesten Zahlen in diesem Jahr. Dadurch steigt auch die Zuweisung im Wetteraukreis. Das schafft Handlungsdruck.

Bad Vilbel/Karben. Bislang ist die Wetterauer Kreisregierung von 1800 bis 2000 Flüchtlingen für 2015 ausgegangen. Diese Zahl wird auf 2700 bis 2800 ansteigen. In der ersten Jahreshälfte kamen knapp 700 Flüchtlinge. „Das heißt, bis zum Jahresende will uns das Land weitere 2000 Menschen zuweisen. Das erfordert von allen eine gewaltige Anstrengung in personeller und finanzieller Hinsicht“, sagt Landrat Joachim Arnold (SPD).

Theorie und Praxis

Um die Menschen angemessen unterzubringen, hat er die Mitarbeiter des Fachbereichs Gebäudewirtschaft angewiesen, mit Hochdruck weitere geeignete Immobilien zu finden. Arnold hat die Initiative ergriffen, weil sich der zuständige Dezernent Helmut Betschel (Grüne) im Urlaub befindet.

Eine mögliche Entspannung sieht Arnold nur für den Fall, dass das Land, wie angekündigt, Asylbewerber aus Balkanländern wie Albanien und Kosovo gar nicht mehr an die Kreise weiterleitet. „Die Anerkennungsquote bei diesem Personenkreis liegt bei nahezu null.“

Ein Punkt, auf den auch Karbens Bürgermeister Guido Rahn (CDU) baut. „Wir rechnen damit, dass rund 30 dieser Menschen, die in Karben untergebracht sind, bald zurückgehen. Derzeit befinden sich in Karben rund 100 Flüchtlinge, 50 Zuweisungen sind noch nicht erfolgt. Durch die Anhebung der Prognose müsste Karben eigentlich mit 56 weiteren Flüchtlingen rechnen. „Das ist aber die Theorie, die Praxis zeigt andere Zahlen“, geht Rahn relativ entspannt mit der Ankündigung um. Trotzdem muss die Stadt weiterhin neue Unterkünfte suchen. „Wir stehen derzeit in Verhandlungen bezüglich eines größeren Objekts für 25 bis 30 Menschen. Wir hoffen, die Verhandlungen in der kommenden Woche abzuschließen“, sagt Rahn.

Frank will schnell bauen

Bad Vilbel trägt da eine größere Last: Derzeit leben 136 Asylbewerber in der Stadt, „laut Zuweisung müssten es jetzt schon 241 sein“, schildert die städtische Koordinatorin Susanne Förster. 70 bis 80 Flüchtlinge seien durch die neuesten Zahlen zusätzlich zu erwarten. Auch hier gibt es Hoffnung, dass sich die Lage durch abgelehnte Balkan-Flüchtlinge etwas entspannt. 42 der Flüchtlinge stammen aus diesen Ländern. „Doch hier gibt es teils persönliche Hintergründe, die eine Abschiebung erschweren“, gibt Förster zu Bedenken.

Als Unterkünfte hat die Stadt mehrere Eisen im Feuer. Sobald die Schauspieler der Burgfestspiele abgereist sind, beginnt der Umbau der ehemaligen Geschäftsstelle des Hessischen Turnverbandes in der Huizener Straße. „Das dürfte recht schnell gehen“, sagt der Erste Stadtrat Jörg Frank (CDU).

Frank hofft auch darauf, dass die geplanten Holz-Fertighäuser in der Homburger Straße schnell vorankommen. Hier hat die Stadt am Dienstag mit dem Hersteller letzte Feinabstimmungen am Vertrag vorgenommen, die Unterschrift sei jetzt zu erwarten. Dann könne die Baugenehmigung eingereicht werden. Hier hofft Frank darauf, dass angesichts der Situation einige Formalitäten gelockert werden, um schnelleres Bauen zu ermöglichen.

Bei Arnold rennt er damit offene Türen ein. Das von mehreren Seiten geforderte Sonderbauprogramm Flüchtlingsunterkünfte findet seine volle Unterstützung. „Wir können Flüchtlinge mit anerkanntem Bleiberecht nicht dauerhaft in Heimen oder Containern und erst recht nicht in Zelten unterbringen. Deshalb muss die staatliche Seite dringend ihre Mittel für sozialen Wohnungsbau anheben.“

Auch weiter pocht Arnold darauf, dass das Land seiner finanziellen Pflicht nachkommt. Sozialleistungen, Krankenkosten und Unterbringung kosteten 740 Euro pro Monat und Flüchtling. „Das Land Hessen erstattet nur 652 Euro pauschal, und das nicht mal in allen Fällen“, ärgert sich Arnold. (kop)