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Weniger Autos und viel Grün – Planungen fürs Neubaugebiet Brunnenquartier werden konkreter

Dieses knapp acht Hektar große Areal in der Karbener Stadtmitte soll bebaut werden. Dazu wird im kommenden Jahr der Bebauungsplan präzisiert und die Anhörung der Träger öffentlicher Belange sowie der Bürgerinnen und Bürger vorbereitet. Fotos: Holger Pegelow
Dieses knapp acht Hektar große Areal in der Karbener Stadtmitte soll bebaut werden. Dazu wird im kommenden Jahr der Bebauungsplan präzisiert und die Anhörung der Träger öffentlicher Belange sowie der Bürgerinnen und Bürger vorbereitet. Fotos: Holger Pegelow

Karben. Die Planung des künftigen Neubaugebietes Brunnenquartier soll im kommenden Jahr sichtbar vorankommen. Im Karbener Rathaus wird sowohl am Umlegungsverfahren für die Grundstücke als auch an der Überarbeitung des Vorentwurfs des Bebauungsplans gearbeitet. Dabei wird die Beteiligung der Öffentlichkeit für das fast acht Hektar große Innenstadt-Areal vorbereitet.
Noch werden Teile der großen Fläche zwischen der Bebauung in der Luisenthaler Straße und dem Neubaugebiet am Taunusbrunnen landwirtschaftlich genutzt. Aber seit einiger Zeit schon bemüht sich die Stadt, in den Besitz der Grundstücke zu kommen. Denn auf den exakt 7,9 Hektar Fläche soll in den nächsten Jahren ein Wohn- und Aufenthaltsquartier mit Grünzug entstehen, das in seinem Charakter anders sein soll als andere Baugebiete in Karben.
So ist es erklärter politischer Wille, dass in der Innenstadt, nahe zum Bahnhof und zu den Einkaufsmöglichkeiten vermehrt Mehrfamilienhäuser entstehen sollen. Aber es ist ebenso erklärter Wille, in dem künftigen Quartier zu viel Individualverkehr zu vermeiden und neue Konzepte der Mobilität und der Energiegewinnung zu implementieren.

Vorentwurf für die Eckpunkte liegt vor
Den rechtlichen Rahmen für das neue Baugebiet bildet der Bebauungsplan 203. Dazu liegt ein Vorentwurf vor, aus dem sich die Eckpunkte bereits ablesen lassen. Dort heißt es: »Die zentrale und urbane Lage spricht für einen Städtebau mit einer höheren Verdichtung. Angestrebt ist ein Wohn- und Lebensort mit einer urbanen Qualität, die sich an der Schaffung von bezahlbarem Wohnraum und Naherholungsmöglichkeiten gleichermaßen messen lässt.« Ein Schwerpunkt werde die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum sein. »Ziel ist es, ein architektonisch und städtebaulich attraktives Quartier und Angebote sowohl für (junge) Familien, Singles und Paare aber auch insbesondere für Seniorinnen und Senioren zu schaffen.«

Quartiersgaragen
Daneben liege der Fokus auf eine hochwertige Grün- und Freiflächenstruktur, die sich insbesondere in einem von Norden nach Süden durchgängigen und großzügigen Grünzug darstellen soll. Ein wichtiger und von der Kommunalpolitik immer wieder betonter Aspekt ist die Vermeidung von Individualverkehr. Dazu sieht der Vorentwurf die Schaffung von sogenannten Quartiersgaragen vor, also Parkhäusern beziehungsweise Tiefgaragen an den Enden der Brunnenstraße, quasi nahe der späteren Einfahrt.
Die Planer haben den politischen Willen so formuliert: »Der MIV (Motorisierte Individualverkehr) wird weitmöglichst aus dem Quartier herausgehalten. Das nahe Wohnumfeld ist dem Fuß- und Radverkehr vorbehalten. Private Pkw-Stellplätze werden innerhalb von Quartiersgaragen am Quartiersrand gebündelt. Nur der Andienungs- und Wirtschaftsverkehr, wie beispielsweise private Pkw zum Be- und Entladen, Zustelldienste oder die Müllabfuhr, dürfen an die Wohngebäude heranfahren.«

Ein gut vernetztes Fuß- und Radwegenetz innerhalb des Quartiers und eine gute Vernetzung in die umliegenden Gebiete sollen das Zufußgehen und Radfahren begünstigen. Elemente wie Grünflächen, gute Beleuchtung und ausreichend Sitzmöglichkeiten sollen die Aufenthaltsqualität wie das Sicherheitsgefühl stärken. Zudem will man das Umsteigen vom Pkw auf das Fahrrad erleichtern durch leicht zugängliche und sichere Abstellmöglichkeiten an der Wohnung, den Arbeitsplätzen, zentralen Plätzen sowie unmittelbar an den Nahversorgungs- und Dienstleistungsbereichen. Die Planer sehen hier auch besonderes Potenzial für die Entlastung und flächeneffiziente Nutzung des öffentlichen Raums durch Carsharing-Angebote.

Zentraler Platz als Treffpunkt
Gemeinsam mit einem Mobilitätsdienstleister müssten die spezifischen Voraussetzungen und Anforderungen an das Sharing-Angebot abgestimmt werden. Laut Bürgermeister Guido Rahn (CDU) in seinen Mitteilungen in der Stadtverordnetenversammlung ist die Stadt dabei, potenzielle Betreiber für Mobilitätsangebote zu ermitteln. In dem Gebiet soll eine Infrastruktur für elektrisch betriebene Verkehrsmittel hergestellt werden, insbesondere ist eine entsprechende Ladeinfrastruktur im Quartier zu errichten, wie es heißt. Auch für Mobilitätsstationen spricht sich der Bebauungsplan aus. Ebenso soll es in dem Quartier mindestens einen zentralen Platz als Treffpunkt geben.

Wie der Bürgermeister im Stadtparlament darlegte, sind die Umlegungsverfahren fast abgeschlossen. Im Fachdienst sollen die Auswirkungen dann in den Bebauungsplan eingearbeitet werden. Zudem soll für das gesamte Quartier ein Energiekonzept erarbeitet werden. Dazu will man einen potenziellen Betreiber für ein sogenanntes Energie-Contracting ermitteln.,

Wichtig sei ebenfalls die Dimensionierung der Quartiersgarage und die Erschließungsplanung. Die Planer schlagen eine quasi ringförmige Erschließung des Wohngebietes vor, allerdings ohne dass die einzelnen Autos bis an die jeweiligen Häuser heranfahren und dort geparkt werden. Um den Willen zu dokumentieren, das nahe des Bahnhofs gelegenen Gebiet mit weniger Autos zu belasten, wurde festgelegt, dass pro Wohnung lediglich ein Stellplatz auszuweisen ist. Nach den ansonsten in der Stadt geltenden Stellplatzverordnung müssen pro Wohnung mindestens zwei Autoparkplätze nachgewiesen werden, wenn jemand neu baut.

500 Wohneinheiten sollen entstehen
Rund 500 Wohneinheiten sollen im neuen Brunnenquartier in Karben zwischen Bahnhofstraße/Landesstraße 3205 und Brunnenstraße entstehen. Vorgesehen sind dabei auch etliche Mehrfamilienhäuser. So will die Nassauische Heimstätte knapp 100 Wohnungen bauen. Deren Aufgabe ist es, günstige Wohnungen für Menschen anzubieten, die weniger verdienen. Hinzukommen für das Brunnenquartier noch Pläne der stadteigenen Wohnungsbaugesellschaft, die in dem Quartier gut 50 zusätzliche Wohnungen errichten wird. Das gesamte Quartier soll durchgrünt werden, zudem soll zwischen der künftigen Bebauung und den Häusern am Rande der Luisenthaler Straße ein bis zu 30 Meter breiter Grünzug entstehen. (pe)