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Wer muss in die Wüste?

Niedrige Zinsen belasten das Geschäft der deutschen Bausparkassen. Die reagieren mit Personalabbau. Auch bei Wüstenrot sollen 300 Stellen wegfallen. Wie stark der Standort Bad Vilbel betroffen sein wird, will die Zentrale in Stuttgart nicht sagen. Der Kündigungsschutz läuft Ende des Jahres 2014 aus.

Bad Vilbel. Als „Vorsorge-Spezialist“ bewirbt die Wüstenrot & Württembergische-Gruppe (W&W) potenzielle Häuslebauer, doch im eigenen Haus geht Unsicherheit um. Man habe beim Stellenabbau deutliche Fortschritte erzielt, heißt es offiziell. Wie im Frühjahr 2013 bekannt gegeben, sollen bis zum Ende des Jahres 2015 etwa 800 von 7900 Stellen wegfallen. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt seien 300 Stellen allein durch natürliche Fluktuation abgebaut worden. Brisant für die Mitarbeiter in Bad Vilbel: es seien bereits erfolgreiche Verhandlungen über die Streichung von rund 300 Stellen in der Bausparkasse geführt worden. Dazu hätten maßgeblich die Gespräche zwischen dem Gesamtbetriebsrat und dem Vorstand der Bausparkasse beigetragen.

Die Wüstenrot Bausparkasse AG, Tochter der Stuttgarter Wüstenrot & Württembergische AG (W&W), hatte im April 2010 die Allianz Dresdner Bauspar AG (ADB) von der Commerzbank übernommen. Angestellte der Bausparkasse, die Interesse am Ausscheiden bekunden, können ein Aufhebungsangebot erhalten – nach Sozialplan-Bedingungen. Außerdem werden Arbeitszeitreduzierungen gefördert. Ferner besteht die Möglichkeit von Altersteilzeit- und Vorruhestandsvereinbarungen.

Darüber hinaus gibt es noch Beihilfen zur Übernahme von anderen Aufgaben im Konzern. Kündigungen aber sind bis auf weiteres ausgeschlossen, betont Pressesprecher Immo Dehnert. Für alle Instrumente zum Stellenabbau gelte das Prinzip doppelter Freiwilligkeit: Streichungen kommen nur dann zustande, wenn sowohl Arbeitgeber wie Arbeitnehmer zustimmen.

Spiel der Optionen

Falls die Abbauziele nicht durch freiwillige Maßnahmen erreicht werden, können in einem weiteren Schritt auch die Verlagerung von Tätigkeiten zwischen den Standorten Bad Vilbel, Ludwigsburg und München oder die Übernahme anderer Tätigkeiten eine Opgtion sein. Wenn die ausgeschöpft wäre, käme die Bündelung von Tätigkeiten an einem Standort in Frage, deutet Dehnert an.

Wie viele Stellen in Bad Vilbel abgebaut werden sollen, darüber will der Pressesprecher in diesem Kontext nichts sagen: „Über die Einzelheiten wird weiter gesprochen. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt möchten wir noch keine Aufgliederung des geplanten Stellenabbaus auf die einzelnen Standorte vornehmen“. Aktuell gebe es in Bad Vilbel etwa 140 Vollzeitarbeitsplätze. „Für diese wie für alle anderen Beschäftigungsverhältnisse der Wüstenrot Bausparkasse gilt ein Kündigungsschutz bis Ende 2014“, stellt Pressesprecher Dehnert fest. Auch dazu, wie lange man erwarte, dass die Durststrecke Niedrigzinsen andauere, will der Pressesprecher keine Prognose abgeben: „Selbstverständlich würden wir uns eine Trendwende in diesem Bereich wünschen, da die Niedrigzinsphase ja sowohl Finanzdienstleister wie Altersvorsorge-Sparer negativ trifft. Für die W&W gilt: Wir haben uns frühzeitig mit der Situation befasst und versuchen im Rahmen des Programms W&W 2015 unsere Kosten und Tarifstrukturen so anzupassen, dass sie auch im Falle anhaltend niedriger Zinsen wettbewerbsfähig bleiben“.