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Wichtige Hilfe zur Selbsthilfe

Der Vortrag über Polyneuropathie fand ein großes Publikum. Foto: red
Der Vortrag über Polyneuropathie fand ein großes Publikum. Foto: red

Bad Vilbel. Kribbeln oder Brennen in Füßen und Beinen und damit verbunden Gangunsicherheit können Zeichen der Nervenkrankheit Polyneuropathie sein. Rund fünf bis acht Prozent älterer Menschen sind betroffen. Damit ist sie die häufigste Erkrankung des peripheren Nervensystems. Eine Polyneuropathie kann aber auch bei bestimmten Erkrankungen, z. B. Diabetes oder nach einer Chemotherapie auftreten. Die Selbsthilfegruppe Polyneuropathie der Bürgeraktive hatte kürzlich zu einem Vortrag zum Thema in das Haus der Begegnung eingeladen.
Diplom-Psychologe Dr. Horst Oswald habe erklärt, welche aktuellen Behandlungsmethoden es gebe und wie man sich selbst helfen könne, um Symptome zu reduzieren und die Lebensqualität zu steigern. Oswald ist laut Bürgeraktive medizinischer Reha-Trainer.
Das Interesse an dem Vortrag sei groß gewesen. Vor einem voll besetzten Bistro im Haus der Begegnung gab Oswald Betroffenen und Interessierten einen Überblick über das Krankheitsbild, das sich in rund 300 verschiedenen Störungen bemerkbar machen könne. Es gebe viele Faktoren, die zur Entwicklung von Polyneuropathie beitragen können. Die Ernährung spiele eine wichtige Rolle bei der Vorbeugung und Behandlung. Durch eine ausgewogene, ballaststoff- und vitaminreiche Ernährung könne der Körper wichtige Nährstoffe erhalten, die zur Regeneration und Reparatur der geschädigten Nerven beitragen könnten. Oswald empfiehlt Lebensmittel, die reich an gesunden Fetten, guten Kohlenhydraten und pflanzlichem Eiweiß seien. Auch eine reichliche Wasseraufnahme sei wichtig. Kaffee in Maßen oder mal ein Glas Wein seien erlaubt und sicherlich auch gut für das seelische Befinden. Die Dosis mache das Gift, betont er. Im persönlichen Umfeld sollten die Betroffenen Stolperfallen, wie zum Beispiel Teppiche, vermeiden und auf flaches Schuhwerk achten. Viele Betroffene leiden unter Schlafstörungen, eine gute Schlafhygiene wirke sich positiv aus, erläuterte Oswald. Oft helfe es schon, den Raum komplett abzudunkeln und die Raumtemperatur anzupassen – ideal seien 16 bis 18 Grad. Und vor allem: keine elektronischen Geräte im Schlafzimmer benutzen.
Oswald appellierte an die Betroffenen, nicht nur Hilfe bei Profis im Gesundheitswesen zu suchen, sondern auch selbst aktiv zu werden. Physiotherapie ist wichtig und hilfreich, darüber hinaus empfahl er moderates Ausdauertraining und zwei- bis dreimal pro Woche ein Fitnesstraining in einem geeigneten Studio. Bewegung an der frischen Luft und singen, sei es im Chor oder allein unter der Dusche, stärke das Herz-Kreislaufsystem und sorge für ein besseres seelisches Wohlbefinden.
Bei der abschließenden Diskussionsrunde schildern die Teilnehmenden der Selbsthilfegruppe, wie ein regelmäßiger Austausch mit anderen Betroffenen verbunden mit gemeinsamen Übungen helfen kann, mit der Erkrankung besser umzugehen und sich gegenseitig zu unterstützen. (zlp)