Veröffentlicht am

Widerstand gegen neues Gronauer Baugebiet

Überflutet: So sah der Acker in den vergangenen Jahren immer wieder aus. Jetzt soll dort gebaut werden. Archivfoto: Privat
Überflutet: So sah der Acker in den vergangenen Jahren immer wieder aus. Jetzt soll dort gebaut werden. Archivfoto: Privat

Bad Vilbel. Im Bad Vilbeler Stadtteil Gronau soll ab 2023 ein neues Baugebiet zwischen Nidda und Dortelweiler Straße entstehen. Die FDP hält das trotz ursprünglicher Zustimmung für den Aufstellungsbeschluss für keine gute Idee mehr und erntet dafür mächtig Kritik der Vilbeler CDU. Jetzt melden sich einige Anwohner zu Wort. Auch sie sind skeptisch.
Es ist angeregtes Gespräch unter Freunden und Nachbarn, das sich an diesem Morgen zwischen der Dortelweiler Straße und dem Gronauer Stockwiesenweg abspielt. Der Nebel liegt noch etwas über den Feldern, es geht ein leichter Wind. Idylle Gronau? Das würden die meisten mit Blick in Richtung Natur unterschreiben. Allerdings wächst bei den Anwohnern, die sich dort versammelt haben, das Unverständnis. Denn: In Gronau soll ab 2023 ein neues Baugebiet entstehen.
Ottmar Dauterich blickt über den Acker, der von Häusern und Nidda eingegrenzt ist. »Ich habe mich damals im Ortsbeirat für eine Bebauung ausgesprochen.« Dauterich saß insgesamt 24 Jahre für die FDP im Gronauer Ortsbeirat, zwei Perioden auch als Stadtverordneter im Stadtparlament. »Heute würde ich diese Entscheidung so nicht mehr treffen.« Denn: Das Gebiet sei regelmäßig überschwemmt, ein Experte bezeichnete die Fläche gar als »Gefährdungspunkt« (siehe Info-Kasten).
Fläche steht immer
wieder unter Wasser

Dauterich sagt: »Trotz der regelmäßigen Hochwassers ist die Reihenhaussiedlung Stockwiesenweg gebaut worden. Die Fläche wurde angehoben, Vorarbeiten im Keller gegen den möglichen Wasserdruck waren notwendig.« Gebracht habe das nicht immer was, berichten Anwohner, die Dauterich zusammengetrommelt hat.
Martin Nöth und Thomas Ströbel berichten von Schäden in den Kellern. »Es gibt Risse und Neigungen zum Schimmel, dabei wurde auch das Gebiet erhöht gebaut«, sagt Ströbel.
Die CDU, die im Koalitionsvertrag mit der SPD stehen hat, in Gronau ein vielfältiges Wohngebiet entwickeln zu wollen, das vor allem »Bad Vilbelerinnen und Bad Vilbelern zugutekommen soll«, hat in der vergangenen Wochen betont, dass es sich bei der besagten Fläche nachweislich nicht um ein festgesetztes Überschwemmungsgebiet handele. Das neue Wohngebiet sei »wie auch schon das bestehende Wohngebiet, durch den Niddadeich geschützt.« In den Beratungen zum Aufstellungsbeschluss sei deutlich gemacht worden, dass das neue Wohngebiet vom Höhenniveau der Umgebung angepasst werde.
Für Martin Nöth nur eine Ausrede. »Es zeigt sich ja an unseren Beispielen, dass das nicht zwingend etwas helfen muss.« Das Gleiche gelte für die Aussagen, dass das Gebiet für Gronauerinnen und Gronauer sei. »Wir wohnen schon länger hier. Wir warten seit Jahren auf einen Nahversorger. Es ist auch bekannt, dass im Ort Anwohner bauen wollen«, sagt Nöth. »Denen wird ein Stein nach dem anderen in den Weg gelegt«, ergänzt Ottmar Dauterich. »Warum wird das gemacht, um dann hier bauen zu wollen? Muss denn immer alles versiegelt werden?«
Mehr Verkehr
befürchtet

Was die Anwohner außerdem umtreibt, ist der Verkehr. »Das ist jetzt schon eine Katastrophe«, sagt Wilma Dauterich. Christel Kromer fügt an: »Die Vilbeler Straße staut sich bis zur L 3008. Die Leute sind auf ein Auto angewiesen. Wenn hier noch Baustellenfahrten dazukommen, dann geht gar nichts mehr.« Die Anwohner rechnen mit 3000 bis 4000 Fahrten von Bauschutt durch die Dortelweiler Straße. Dieser werde ja benötigt, um das Gebiet zu erhöhen. Ottmar Dauterich sagt mit Blick auf die Straßen: »Da ist jetzt manchmal schon kein Durchkommen.«
Die Bad Vilbeler FDP hatte genau diese Punkte in der vergangenen Woche aufgegriffen. Aus ihrer Sicht gebe es drei gewichtige Gründe, die einmal getroffene Entscheidung für das Baugebiet zu überprüfen und diese zu revidieren. »Hochwassergefahr, Verkehrsprobleme vor Ort und in Bad Vilbel auf der L 3008 und der Verlust von wertvollem Landwirtschaftsflächen.«
Anwohner
wollen runden Tisch

Für die CDU ist das »fadenscheinig«. Das Argument mit dem Verkehr auf der L 3008 lassen die Christdemokraten nicht gelten. »Wir dürfen unsere Bad Vilbeler Bürgerinnen und Bürger doch nicht im Regen stehen lassen, weil andere Kommunen im Osten neue Wohnbaugebiete ausweisen. Durch den Ausbau und die Elektrifizierung der Niddertalbahn wird sich die ÖPNV-Anbindung Gronaus nochmals deutlich verbessern. Zudem ist das geplante Neubaugebiet unmittelbar am Niddaradweg gelegen«, schreibt die CDU in einer Mitteilung.
Die Gronauer Anwohner haben diese Debatte genau verfolgt. Sie wünschen sich mehr Beteiligung. »Wir würden es gut finden, wenn mit uns gesprochen wird«, sagt Martin Nöth. Dafür gebe es Optionen, wie beispielsweise einen runden Tisch. »Es wäre besser, bei diesem komplexen Thema miteinander zu reden.«
Von Patrick Eickhoff

Baugebiet im Gefährdungspunkt?
Das mögliche neue Baugebiet in Gronau hat bereits vor einem Jahr für Aufsehen gesorgt. Damals hatte ein Anwohner anonym sich an diese Zeitung gewandt, von regelmäßigen Überschwemmungen berichtet.
Thomas Buch, Leiter der Fachstelle Wasser- und Bodenschutz beim Wetteraukreis, hatte in diesem Zusammenhang erklärt, dass es sich bei dem Gebiet an der Dortelweiler Straße durchaus um einen »Gefährdungspunkt« handele. Die Fläche sei ein Risikoüberschwemmungsgebiet, das bei einem hundertjährlichen Hochwasser (HQ100) und einem Versagen der Niddadeiche überschwemmt werde. Man müsse sich überlegen, ob das Gebiet an der Dortelweiler Straße so geeignet für eine Bebauung sei. Retentionsräume müsse man erhalten, nicht bebauen.
Die Stadt Bad Vilbel hatte damals mitgeteilt. dass die Nidda vor einem 100-jährigen Hochwasser geschützt
sei.
Die Vilbeler CDU greift diese Punkte noch mal auf und teilt mit: »Die besagte Fläche ist nachweislich kein festgesetztes Überschwemmungsgebiet und liegt nicht im Auenschutzgebiet.« (wpa)

Sind mit vielen Argumenten rund um das neue Baugebiet in Gronau, das im Hintergrund entstehen soll, nicht einverstanden (von links): Ottmar Dauterich, Christel Kromer, Martin Nöth, Wilma Dauterich und Thomas Ströbel. Foto: Patrick Eickhoff