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Wieder ein echtes Dorffest

Pauken und Trompeten: Mit dem Spielmannszug aus Nieder-Wöllstadt vorneweg bewegt sich der Umzug durch Okarben. Foto: Jürgen W. Niehoff
Pauken und Trompeten: Mit dem Spielmannszug aus Nieder-Wöllstadt vorneweg bewegt sich der Umzug durch Okarben. Foto: Jürgen W. Niehoff

Karben. Viele Okärber genießen die Tage, wenn sie zusammen mit Freunden, Nachbarn und Besuchern ihre Kerb feiern können. Dieses Mal hatte allerdings das Wetter zu Beginn nicht immer mitgespielt.
Bevor es mit der Kerb so richtig losging, stellte Carl-Bennet Bienstock, der 1. Vorsitzende der Vereinsgemeinschaft Okarben fest, dass die eigentliche Kerb mittlerweile nur noch drei Tage und auch nur noch von Freitag 18 Uhr bis Sonntag 18 Uhr dauere. »Den Montag nehmen die anwesenden Schausteller auf ihre Kappe«, so Bienstock. Das hat einen Grund: Denn wenn die Kerb mittlerweile nur noch von fünf Vereinen – früher waren es einmal acht – organisiert wird, und zwar vom Obst- und Gartenbauverein OGV, von der TV 1894 Okarben, der Freiwilligen Feuerwehr Okarben, der SKG Okarben und dem Schützenverein 1970 Okarben, so wird auch der Helferkreis immer kleiner.
Gleichwohl: Pünktlich um 18 Uhr am Freitag, der Regen hatte gerade aufgehört, setzte sich der Umzug in Bewegung. Das Startsignal gab der Spielmannzug aus dem benachbarten Nieder-Wöllstadt, indem er sich an die Spitze setzte und aufspielte. Etliche Besucher in zünftigen Trachten hatten sich bis dahin eingefunden. Andreas Czuba, Pressesprecher der Vereinsgemeinschaft, weiß auch über den Ursprung der Okärber Kerb gut Bescheid. Ursprünglich sei das Fest ein echter Vieh- und Krammarkt gewesen. Und schon damals sei in zahlreichen Gasthäusern ausgiebig gefeiert worden. Zwischenzeitlich hätten sich aber Charakter und Standort verändert. Beispielsweise sei der Markt auf dem Platz in der Ortsmitte, wo sich heute die Apotheke befindet, oder auf dem Fußballplatz hinter dem OGV-Gelände und auch auf dem Gelände der Grundschule abgehalten worden. Früher sei auch bei der Gelegenheit oft getanzt worden.
Doch das gehört der Vergangenheit an. Heute gibt es kaum noch Gaststätten in Okarben und deshalb wird auch in diesem Jahr wieder auf der Straße gefeiert – und zwar vor dem Bürgerhaus.
Eröffnung mit
Fassanstich

Vergessen scheint auch die Zeit zu sein, in der Corona das Zusammenleben der Menschen bestimmte. Beinahe hätte die Pandemie die Okärber Kerb sogar ganz Geschichte werden lassen, nachdem sie auch zuvor schon merklich geschwächelt hatte. So war erst der Umzug durchs Dorf eingeschlafen, dann seien die größeren Karussells weggeblieben und schließlich habe es auch nur noch wenige Buden vor dem Bürgerhaus gegeben. Neuer Schwung kam erst wieder im Jahr 2019 auf, als aus der Arbeitsgemeinschaft Okärber Vereine ein richtiger Zusammenschluss wurde und diese sich fortan um die Kerb kümmerte.
Und die Vereinsgemeinschaft hatte recht, denn heute ist die Kerb wieder ein echtes Dorffest, das von der Bevölkerung mit Begeisterung angenommen wird, wie die Tage bei angenehmen Temperaturen am Wochenende gezeigt haben. Nach dem Umzug eröffneten Bürgermeister Guido Rahn (CDU) und Ortsvorsteher Sebastian Wollny mit dem traditionellen Bierfassanstich die Kerb. Danach gaben die Musiker aus Nieder-Wöllstadt ein Platzkonzert, das allerdings gegen den wieder einsetzenden Regen kämpfen musste. Am Samstag und Sonntag herrschte dann eitler Sonnenschein und Groß und Klein hatten viel Spaß im kleinen Vergnügungspark mit Karussells, Schieß- und Wurfbuden.
Abends unterhielt die Liveband Bernd Schütz das Publikum. Und auch das Programm am Sonntagmorgen nach dem Kerb-Gottesdienst vor dem Bürgerhaus war ganz nach dem Geschmack der Menschen. Angesagt war nämlich ein Familientag mit buntem Kerbtreiben. Mit einem Zapfenstreich endete am Sonntag um 18 Uhr die offizielle Kerb. Glaubt man den vielen Stimmen auf der Kerb, dann war sie auch in diesem Jahr wieder ein Volltreffer und viele freuen sich bereits auf das nächste Jahr und die nächste Okärber Kerb.
Von Jürgen W. Niehoff