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Zeitsprung in die 1930er Jahre

Blick in die Bühnenwerkstatt in der Reithalle in Dortelweil. Foto: Kauer
Blick in die Bühnenwerkstatt in der Reithalle in Dortelweil. Foto: Kauer

Bad Vilbel. Die Burgfestspiele starten in die neue Saison. Los geht es auf der Bühne in der Wasserburg mit dem Theater für Kinder. Das Schauspiel »Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer« sowie das Musical »Pünktchen und Anton« warten in diesem Jahr auf ihre jungen Zuschauerinnen und Zuschauer.
Bevor die Bühne für die Aufführung bereitet ist, sind viele Menschen damit beschäftigt, sie zu gestalten, auszustatten und aufzubauen. Denn ein Bühnenbild bedarf langer Planung, und sein Aussehen entsteht in einem kreativen Prozess zwischen Regieteam und Bühnenbildner, erläutert Dramaturgin Ruth Schröfel. Bei »Pünktchen und Anton« ist Oliver Kostecka für die Bühne verantwortlich, Regisseur ist Christian H. Voss.
Ein maßstabsgerechtes Modell der Bühne in Puppenhausgröße steht am Ende dieses Prozesses, anhand dessen das »echte« Bühnenbild gebaut wird. Und dafür braucht es natürlich Platz. Platz, den es in der alten Reithalle in Dortelweil gibt, denn sie hat die Breite der Burghofbühne. Ein weiterer Vorteil dort: Die baulichen Besonderheiten der Burg können nachgebaut werden, ebenso der »Umlauf« um die Bühne, die Wege hinter den Kulissen, die die Schauspielerinnen und Schauspieler während der Aufführung gehen müssen.
In Dortelweil entstand in den vergangenen Wochen die Kulisse, die das Publikum in die 1930er Jahre von »Pünktchen und Anton« versetzt. Denn obwohl Erich Kästners Werke noch immer aktuell sind, stammt der Stoff doch aus den 1930er Jahren, und das soll auch visuell deutlich werden: Das Bühnenbild zeigt Straßenausschnitte, Lokale und eine Drehbühne mit Wohnung in der Schwarz-Weiß-Ästhetik dieser Jahre, wie sie von Fotografien bekannt ist.
Oliver Kostecka orientierte sich in seinen Vorlagen daran, die Graffiti-Künstler von Herakut – Jasmin Siddiqui und Falk Lehmann – gaben der Kulisse schließlich ihren ganz eigenen Stil. Für Herakut, deren Graffiti an vielen Stellen im Stadtbild anzutreffen sind, sei die Aufgabe der Bühnenmalerei in der ruhigen Halle am Rande der Stadt »fast wie Urlaub« gewesen, wie Jasmin Siddiqui sagte.
Bunte Kostüme
als Kontrast

Auch wenn die Kulisse durchgehend in Schwarz und Weiß gehalten ist, so viel sei schon verraten: Die bunten Kostüme werden einen schönen Kontrast dazu bilden. Die Proben für das Stück haben am 17. April begonnen; Premiere hat »Pünktchen und Anton« am 21. Mai in der Wasserburg, die sich in diesem Jahr mit neuem Dach und neuem Bühnenbodenaufbau präsentiert, was sich auch bei Licht und Ton bemerkbar machen werde, ist sich Dramaturgin Schröfel sicher.
Das Bühnenbild für das zweite Stück des Theaters für Kinder, »Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer«, wird im Georg-Muth-Haus auf dem Heilsberg gebaut. Premiere ist schon am Sonntag, 14. Mai.
Etwa 34 000 zumeist junge Gäste besuchen jährlich die zwei Kinderproduktionen der Burgfestspiele, wie Schröfel sagt. Darunter viele Schulklassen. Sie kommen aus einem Umkreis von etwa 50 Kilometern um Bad Vilbel. Seit 2011 wird das Theater für Kinder von den Burgfestspielen selbst produziert, davor gab es Fremdproduktionen. Ausgewählt werden keine modernen Kinderbuchstoffe, sondern Kinderbuchklassiker. Dafür sei die Nachfrage größer, denn die Karten kauften die Erwachsenen – meist die Eltern.
Begleitet wird das Angebot für Kinder von einer Theaterpädagogin. Es gibt Klassenzimmer-Workshops, die spielerisch auf den Theaterbesuch vorbereiten, Online-Mitmach-Tutorials mit Blick hinter die Kulissen, Materialmappen sowie Sommer-Theater-Workshops für Kinder und Jugendliche.
Mit dem Sozialfonds der Burgfestspiele werden Theaterbesuche für finanziell benachteiligte Kinder aus dem Rhein-Main-Gebiet finanziert. Ziel ist es, allen jungen Menschen einen Theaterbesuch zu ermöglichen, unabhängig von den finanziellen Gegebenheiten. (cka)