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Zickiges Lieschen – Zugausfälle und Verspätungen der Niddertalbahn sorgen für Unmut

Verspätungen, überfüllte Züge, nicht funktionierende Klimaanlagen: Die Beschwerdeliste, die Pendler der Niddertalbahn ausstellen, ist lang. Doch nun hagelt es er- neut Beschwerden – und zwar nicht nur am Zustand der Züge, sondern weil das Lieschen gar nicht erst fährt.

Nidderau. „Seit drei Wochen ist wirklich der Wurm drin“, berichtet eine Pendlerin verärgert. „Loks bleiben immer wieder liegen, stehen dann auf einem Abschnitt der Zugstrecke und blockieren den gesamten Rest der Strecke.“

„Als Berufspendler habe ich nahezu täglich Probleme mit der Niddertalbahn“, berichtet auch Bernd Basenau aus Frankfurt. „Die Strecke ist einspurig und nicht elektrifiziert. Mit dem alten und maroden Material gibt es ständig Zugausfälle und erhebliche Verspätungen.“ Seine Wartezeit für das Jahr 2010 hat er einmal ausgerechnet: Es sind 23 Stunden und vier Minuten.

Von den Ausfällen, die diese Verspätungen verursachen, sind zumeist die Züge des Typs Desiro/VT642 betroffen. Das Problem: Oft ziehen die liegengebliebenen Wagen nicht nur Verspätungen auf der Bahnstrecke mit sich. So ist das Lieschen vergangene Woche zwischen Gronau und Niederdorfelden liegengeblieben, wo es auch die Bahnschranke blockierte – und das ganze drei Stunden lang.

Pendler allein gelassen

„Am Samstag blieb ein Triebwagen des Typs Desiro/VT642 mit Totalausfall liegen. An Bord waren zu großen Teilen Fußballfans, die Eintrittskarten für das Spiel Eintracht gegen Bayern hatten“, berichten die verärgerten Reisenden Dieter Schulz und Alwin Boekhoff. „Die Fans haben sich das nicht bieten lassen, haben den Notruf bedient und sind über die Gleise ausgestiegen. Als Konsequenz musste die gesamte Strecke aus und in Richtung Norden gesperrt werden.“

Hinzu komme die mangelnde Kommunikation der Bahn. Oft fehlen Informationen zu Ausfällen und Verspätungen komplett, bemängelt Schulz. Die Reisenden würden zum Teil ohne Informationen „allein gelassen“: „Jeder war auf sich selber gestellt“.

„Seit Oktober prasseln die Beschwerden auf uns ein“, bedauert Monika Sperzel (SPD), Erste Stadträtin Nidderaus und Vorsitzende der Kommunalen Arbeitsgemeinschaft Nahverkehr Niddertal (AGNV). „Die letzten drei Wochen waren besonders schlimm.“ Gerade habe sie mit Schönecks Bürgermeisterin Conny Rück (SPD) gesprochen, auch bei ihr hätten die Beschwerden extrem zugenommen.

Dem Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) seien bisher jedoch keine Beschwerden bekannt, erklärt Sprecherin Petra Eckweiler auf die Anfrage der FNP überrascht. „Die Ausfallrate liegt bei 0,5Prozent der Gesamtleistung“, betont sie. Die Anzahl der Beschwerden sei auch in den vergangenen drei Wochen nicht sonderlich hoch gewesen. Dabei würden Zugausfälle dem RMV stets gemeldet.

„Denn wenn Züge gar nicht fahren, dann zahlen wir dafür auch nicht“, sagt Eckweiler. Jedoch könne sie nicht garantieren, dass dies immer zeitnah gemeldet wäre.

Die Bahn könne die „Störanfälligkeit der Baureihe des Typs Desiro nicht bestätigen“, sagte eine Sprecherin des Unternehmens auf Anfrage. Jedoch prüfe man derzeit die geschilderten Ausfälle.