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Zoff um Seniorenheim – Parlament gibt grünes Licht für 18-Millionen-Projekt • Anwohner kritisieren Planungen

Den formalen Startschuss für das geplante Seniorenheim im Stadtteil Dortelweil gaben die Bad Vilbeler Stadtverordneten in ihrer jüngsten Sitzung. Doch Anwohner kündigen Widerstand gegen das rund 18-Millionen-Euro-Projekt des privaten Investors „Open Mainded Beratungsgesellschaft“ aus Frankfurt an.

Bad Vilbel. Ohne Diskussion ging der Tagesordnungspunkt über die Bühne, der offiziell unter „Änderung des Bebauungsplans Dortelweil-West“ firmierte. Mit dem Beschluss schufen die Parlamentarier das Planungsrecht für ein neues Alten- und Pflegeheim.

Doch noch vor der öffentlichen Auslegung der Pläne gibt es bereits Widerstand. Einige Anwohner des Niedererlenbacher Wegs kamen eigens zur Stadtverordnetenversammlung, um sich aus erster Hand zu informieren – und um ihren Protest kundzutun. Denn sie sind gegen den geplanten Altenheim-Komplex. Weil sie beispielsweise ein deutlich ansteigendes Verkehrsaufkommen befürchten, wie Jörg Bergamos erklärt.

Denn die Parkplätze für die Altenheimbesucher sollen im Niedererlenbacher Weg sein, so dass die Autofahrer das Areal entweder Richtung Willy-Brandt-Straße verlassen beziehungsweise im Wohngebiet wenden, um wieder zur Friedberger Straße zu kommen. Hinzu kämen weitere Parkplatzsuchende wegen der aus Sicht der Anwohner zu wenigen Stellplätze des Heims – 48 sind geplant.

„Wir weisen ausdrücklich darauf hin, dass es sich beim Niedererlenbacher Weg neben einer Spielstraße auch um einen ausgewiesenen Schulweg sowie einer Hauptverbindung für radfahrende oder laufende S-Bahn-Pendler und Mitglieder des Vereins Fun-Ball handelt“, so Bergamos. „Eine Teilerschließung eines Gewerbebetriebs halten wir für nicht akzeptabel.“

Wie viel Lärm?

Die Anwohner fordern zudem, dass auch der Zugang zum hinteren Teil des Seniorenheims (Betreutes Wohnen) über die Friedberger Straße erfolgen soll. „Dazu müsste die Zufahrt entsprechend verlängert werden“, so Bergamos. Die Argumentation des Projektentwicklers, der Gelände-Höhenunterschied zwischen den beiden Gebäudekomplexen würde das verhindern, können die Anwohner nicht nachvollziehen.

Grundsätzlich begrüßen die Anwohner die geplante Gastronomie, die den Standort Dortelweil aufwerten würde. Allerdings verlangen sie Aussagen zu den zu erwartenden Lärm- und Verkehrsbelastungen die eine Gastronomie mit Biergarten und Hotel „zwangsläufig bringen“ werde.

Enttäuscht zeigten sich die Anwohner, dass sie in der öffentlichen Sitzung des Planungs- und Bauausschusses ihre Bedenken nicht äußern durften und „eine direkte Reaktion auf teils falsche Ausführungen des Planungsbüros Open Mainded sowie konkretisierende Fragen zum Projekt verwehrt“ wurde. Solche Äußerungen sieht die Hessische Gemeindeordnung allerdings nicht vor. Ihre Bedenken können die Anwohner jedoch bei der vorgeschriebenen und bald erfolgenden Offenlegung schriftlich einreichen. Sie werden dann im Fachausschuss beraten. Darauf wies Stadtverordnetenvorsteher Josef Maetz (CDU) die Anwohner hin.

Das reicht den Anwohnern jedoch nicht. Sie vermissen bei der Stadt Gesprächs- und Diskussionsbereitschaft im Vorfeld einer solchen Bebauungsplanänderung – und erwägen nun die Gründung einer Bürgerinitiative. Das Ziel: „Das Altenheim in der dargestellten Form zu verhindern.“