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Die Kirche wächst

Für die syrisch-orthodoxe Gemeinde eine Erweiterung der kulturellen Vielfalt

Der Turm der schmucken Kirche ist fast fertig: Die Gemeinde wartet nun auf die für September vorgesehene feierliche Eröffnung. Foto: Fauerbach
Der Turm der schmucken Kirche ist fast fertig: Die Gemeinde wartet nun auf die für September vorgesehene feierliche Eröffnung. Foto: Fauerbach

In Massenheim baut die syrisch-orthodoxe Gemeinde eine neue Kirche. Und die erregt Aufmerksamkeit, denn das Gebäude ziert ein knapp 23 Meter hoher Glockenturm. Die FNP hat den Bau des Hauses in den vergangenen Monaten begleitet.

Bad Vilbel. Der Bau einer Kirche, eines sichtbaren Zeichens Gottes in der Welt, war und ist ein bedeuten-des Ereignis. Derzeit entsteht am westlichen Rand von Massenheim eine Kirche mit Gemeindezentrum. Bauherr ist der Beytzebdey Kultur-verein der Syrisch-Orthodoxen von Antiochien. Die Rohbauten auf einem 5200 Quadratmeter großen Grundstück in der Homburger Straße 190 erregen Aufmerksamkeit. Die 550 Quadratmeter große Marien-Mutter-Gotteskirche hat einen imposanten 22,80 Meter hohen Glockenturm, der bis auf die Turmkuppel mit einem zwei Meter hohen Kreuz fertig ist.

Das Kreuz wurde in Polen angefertigt und ist eine Spende der Dachdeckerfirma Apollodom, die Dach, Fenster und Türen im Gemeindezentrum einbaut. Die hölzerne Turmkuppel wird, wie das Kirchendach, passend zu den grauen Fensterrahmen mit Zink überzogen. Die traditionsreiche Glocken- und Kunstgießerei Rincker im hessischen Sinn gießt die Glocke. Höher als der Glockenturm ist derzeit nur der Baukran.

130 Familien

Lautes Hämmern und das Lachen der Zimmerleute vermischen sich mit dem Gesang der Vögel. Gegründet hat die aus anfangs 15 Familien bestehende syrisch-orthodoxe Kirchengemeinde in Bad Vilbel im Jahr 1980 Sefer Tutus (†2004). Er holte Pfarrer Tuma Bilen als Seelsorger aus der Türkei nach Bad Vilbel. Und gründete 1985 den „Beytzebdey Kulturverein der syrisch-orthodoxen Christen von Antiochien“. Über viele Jahre trafen sich die syrisch-orthodoxen Christen, derzeit 130 Familien mit rund 500 Mitgliedern, zu ihren Gottesdiensten in der Auferstehungskirche in der Lohstraße.

Die Flüchtlingsgemeinde pflegt seit vielen Jahren eine enge Partnerschaft mit der evangelischen Christuskirchengemeinde. Der Beytzebdey Kulturverein kaufte 1992 das ehemalige Raiffeisengebäude in der Dieselstraße am Nordbahnhof und baute es zum Gemeindehaus mit Kirchsaal um. Da die Gemeinde durch Flüchtlinge aus Syrien und dem Irak ständig größer wird, beschlossen die Vereinsmitglieder 2010, eine neue Kirche mit Gemeindezentrum zu bauen.

Die Stadt Bad Vilbel fand für den Verein ein geeignetes Grundstück. Im Dezember 2012 verkaufte die Gemeinde ihren Besitz in der Dieselstraße, um in Massenheim das mit 2,5 Millionen Euro Kosten kalkulierte Projekt zu realisieren. „Wir hoffen, dass wir durch Eigenleistungen mit weniger Geld auskommen“, sagt Zeki Tutus, Vorsitzender des Beytzebdey Kulturvereins. In drei Bauabschnitten werden die Kirche, das Gemeindezentrum samt großem Saal, Schulungs- und Jugendräumen, 76 Parkplätze sowie ein Haus mit öffentlichem Bistro für Pfarrer Charbel Imghimiz aus Syrien gebaut.

„Mit dem Bau unserer Kirche und unseres Gemeindezentrums sind wir in Bad Vilbel angekommen, haben eine neue Heimat gefunden. Das neue Zentrum wird die Verbundenheit zwischen uns und unserer über 2000 Jahre alten Kirchentradition stärken sowie die kulturelle Vielfalt in Bad Vilbel erweitern“, betont der Vorsitzende. Gemeinsam mit Gemeindemitglied Saadallah

In dem Haus sind ein 800 Quadratmeter großer Saal mit Bühne und Tanzfläche samt Küche, Garderobe und sanitären Anlagen untergebracht. „Hier gibt es 412 Plätze. Das Gemeindezentrum und der mit Fußbodenheizung und Klimaanlage ausgestattete Saal werden an die Bürger Bad Vilbels vermietet“, kündigt Zeki Tutus an,. Im ersten Stock befinden sich das 300 Quadratmeter große Gemeindezentrum mit Räumen für Treffen, Religions- und Aramäisch-Unterricht, der Sprache Jesu. In der Kirche finden 300 Gläubige Platz, davon 70 auf der großen Empore. Zum Altarraum führen drei Stufen, er wird auf jeder Seite von einer Tauf- beziehungsweise Beichtnische flankiert. Die Fenster im Altarraum werden mit Bildern der vier Evangelisten geschmückt. Vorne links vorm Altar wacht die Schutzpatronin der Kirche, die Heilige Maria, über die Gläubigen. Rechts ist ein 3,50 Meter hohes Abbild Jesus mit geöffneten Armen zu sehen, der von Engeln flankiert wird. „Nach und nach werden wir die Wände zwischen den großen Fenstern mit Bildern von Johannes dem Täufer, der Auferstehung Jesu und dem Abendmahl schmücken.“

Vor dem Altar befindet sich der Chorraum, der sich eine Stufe über das Kirchenschiff mit Empore für den 40 Sängerinnen großen Chor und Gäste erhebt. Die Kirche wird mit Bänken bestuhlt. Der Boden mit Granitplatten im Schachbrettmuster belegt. Der Altar wird in der alten Heimat Midyat aus Naturstein angefertigt. Mit diesem werden auch der Glockenturm und Innenräume im Gemeindezentrum gestaltet.

Betreten wird die Kirche durch einen Windfang, der mit Apostelfensterbildern geschmückt wird. Das Portal und die Türen aus Eichenholz spendet eine Familie aus der Gemeinde. Das Haus für den Pfarrer und seine Familie, in dem auch ein öffentliches Bistro untergebracht wird, bildet den Abschluss des Baues. „Wir hatten geplant, die Kirche und das Gemeindezentrum am 15. August, Mariä Himmelfahrt, einzuweihen. Diesen Termin können wir nicht einhalten. Die Einweihung findet wahrscheinlich durch unseren Erzbischof am 13. September 2015 statt.“