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„Echte Engstellen“

Strengere Vorschriften erfordern Neubauten der Gerätehäuser

Das geht so nicht mehr, sagt das Land Hessen: Petterweils Feuerwehrgerätehaus ist zu schmal. Sobald ein neues Fahrzeug gekauft wird, muss auch ein neues, breiteres Gebäude her. Foto: den
Das geht so nicht mehr, sagt das Land Hessen: Petterweils Feuerwehrgerätehaus ist zu schmal. Sobald ein neues Fahrzeug gekauft wird, muss auch ein neues, breiteres Gebäude her. Foto: den

Unerwartete Investitionen kommen auf die Stadt Karben und damit die Steuerzahler zu. Denn zunächst zwei der sechs Feuerwehrhäuser in Karben müssen neu gebaut werden. Schuld sind strengere Vorschriften für die Unfallverhütung. Trotz Bestandsschutzes greifen sie indirekt.

Karben. Es war ein Moment der Freude, natürlich. 54 000 Euro schießt das Land für das neue, eine Viertelmillion Euro teure Löschfahrzeug für die Burg-Gräfenröder Wehr zu.

Als Ministerin Lucia Puttrich (CDU) kürzlich nach Burg-Gräfenrode kam, mischte sich ein Seufzen in die erfreuliche Übergabe des Förderbescheids. Denn für das neue Fahrzeug muss die Stadt nun gleich ein neues Feuerwehrgerätehaus bauen.

Der Grund dafür liegt wiederum in der Förderung der Fahrzeuge durch das Land Hessen, erläutert Bürgermeister Guido Rahn (CDU). Das Land fordere, dass die neuen Fahrzeuge für die Mannschaften auch sicher benutzbar seien. Dafür müssen die Gerätehäuser genug Platz bieten.

Platz fehlt

Und das tun sie nicht, was die Unfallkasse Hessen kritisiere, räumt Rahn ein. „Sie bemängelt insbesondere die zu geringe Breite der Stellplätze sowie die Unterbringung der Spinde in den Fahrzeugboxen.“

In der Tat geht es äußerst eng zu in den Feuerwehrgerätehäusern, Beispiel Petterweil: Die Spinde der Ehrenamtlichen stehen direkt neben und hinter den Lastwagen. Kaum ein Meter Platz bleibt zwischen Spind und Fahrzeug. „Das sind echte Engstellen“, heißt es von den Feuerwehrleuten. Wird eines der Fahrzeuge bewegt, müssen die Einsatzkräfte zur Seite treten, damit es keine Kollision gibt. Das kann wertvolle Zeit kosten, wenn das Anziehen schnell gehen muss, weil’s brennt. Ganz davon abgesehen, dass die Einsatzkräfte unnötig viele Abgase einatmen.

Zwar haben die Häuser Bestandsschutz und die Wehren können sie weiter nutzen. Doch nur so lange, wie kein neues Fahrzeug darin geparkt werden soll, dass das Land mitfinanziert. Denn das Land verlangt das Einhalten der aktuellen Vorgaben der Unfallkasse.

Da akut Neubeschaffungen von Fahrzeugen für Burg-Gräfenrode und Petterweil anstehen, sind damit auch die Neubauten der Feuerwehrhäuser unausweichlich, weiß der Bürgermeister. Etwas entspannter sehe die Lage in Rendel aus, wo ein neues Fahrzeug bereits bestellt ist, sowie für Okarben, wo ein Ersatzkauf ansteht. „Das ist nicht so eilig, da dort Parkplätze und Stellfläche vor den Häusern vorhanden sind.“ Auch habe das Land die Ersatzbeschaffung für Rendel noch nicht mit der Forderung nach mehr Platz im Gebäude verbunden.

Genug Außen-Stellfläche gebe es zudem in Kloppenheim. Ohne Einschränkungen weiter nutzbar sei das in den 1990er-Jahren gebaute Haupt-Feuerwehrhaus der Wehr Mitte am Breul in Klein-Karben, ist der Bürgermeister erleichtert.

Je eine Million Euro

Mit rund einer Million Euro Kosten pro Neubau rechnet Rahn. „Für Petterweil eher mehr.“ Hinzu kämen die Grundstückskosten. Wo die Neubauten für Petterweil und Burg-Gräfenrode entstehen sollen, sei derzeit aber erst in der Prüfung. Die betroffenen Ortsteilwehren und Stadtbrandinspektor Christian Becker würden dabei einbezogen. Klar ist nur: „Es geht ausschließlich um Standorte in Ortsrandlagen.“ Drei mögliche Standorte habe die Stadt je Stadtteil im Blick.

Um die 25 Prozent Zuschuss – je nach Stärke der Wehr und Zahl der Fahrzeug-Einstellplätze – erwartet Rahn vom Land für die Neubauten. Refinanzieren will der Rathauschef diese auch durch den Verkauf der alten Gerätehäuser. Ob weitere Neubauten nötig sind, lasse die Stadt gerade ermitteln, sagt Guido Rahn: „Der TÜV macht eine Gefährdungsbeurteilung für alle Gerätehäuser.“ (den)