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Lachen unterm Lieselturm

Tom Meusert brillierte mit Geschichten von Wolfgang Deichsel. Foto: Fauerbach
Tom Meusert brillierte mit Geschichten von Wolfgang Deichsel. Foto: Fauerbach

Karben. Der Lieselturm ist ein Schmuckstück in Burg-Gräfenrode. Er soll für mehr als nur romantische Hochzeiten genutzt und, ein Treffpunkt für die Roggauer werden. Den Auftakt dazu bilden die Turmzeiten. Am Freitag der Vorwoche ging’s los, Tom Meusert trug amüsante Geschichten vor. Die Gäste brachten Essen und Getränke mit. Schnell ergaben sich Gespräche unterm Turm.
Bei Hochzeitspaaren ist der restaurierte Lieselturm in Burg-Gräfenrode als Hessens kleinstes Standesamt seit August vergangenen Jahres begehrt. Darüber freuen sich die Förderkreismitglieder Ina Lauster-Ulrich, Doris Ahlgrim und Christiane Köber. Während der romantischen Silvesterlesung im Lieselturm hatte das Trio eine Idee. »Wir erwecken den Lieselturm zu neuem Leben.« Gesagt, getan. Flugs entstand das Konzept für die »Turmzeit«.
Am Freitag war es soweit: Die Roggauer kamen zum Lieselturm. »Der Förderverein Lieselturm will mit den »Turmzeiten« einen Treffpunkt für alle Roggauer und ihre Nachbarn schaffen«, erklärte Ina Lauster-Ulrich das Ziel. Beim Blick auf das gepflegte Gelände der Oberburg fügte Christiane Köber hinzu: »Wir wollen hieraus die Roggauer Piazza machen.« Zur Premiere des Events begrüßten die Organisatorinnen Nachbarn, Literaturliebhaber und Schauspielerinnen des Roggauer Bauerntheaters. Bei schönstem Sommerwetter ließen es sich alle im Freien vor dem Lieselturm gut gehen. Unbestrittener Star der ersten »Turmzeit« war Tom Meusert. Der Regisseur des Roggauer Bauerntheaters erwies sich als ein begnadeter Vorleser, Schauspieler und Rezitator.
Er hatte eine literarische Überraschungstour vorbereitet. Meusert erinnerte an den Frankfurter Stückeschreiber, Regisseur und Theatermanager Wolfgang Deichsel (1939–2011), der als »einziger zeitgenössischer hessischer Mundartdramatiker von Bedeutung« gilt. Rezensenten sind sich einig, dass sein Dialekt kein beliebiges »Gebabbel«, sondern von hoher literarischer Qualität ist. Seine Texte zeugten von Ausdrucksreichtum und Musikalität des südhessischen Idioms.
Tom Meusert wählte für seinen Open-Air-Auftritt zwei Geschichten aus Deichsels sechsteiliger Szenenfolge »Bleiwe losse« aus: »Wie geht mer’s dann« und danach »Was is?«. Meuserts Vortrag wurde mit Applaus belohnt. Klar, dass sich im Anschluss Gespräche unter den Roggauern an den Tischen entwickelten. »Es ist schön«, kommentierte ein Teilnehmer den Auftakt der »Turmzeiten«-Reihe. (fau)