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Mit sehr viel Liebe zum Detail – Wolfgang Wintersteins »Rawetzer Landschaftskrippe« zählt 120 Figuren

Wolfgang Winterstein an seiner "Marktredwitzer Landschaftskrippe", die er mit 100 Figuren auf einer Fläche von sieben Quadratmetern gestalet hat. Foto: Fauerbach
Wolfgang Winterstein an seiner "Marktredwitzer Landschaftskrippe", die er mit 100 Figuren auf einer Fläche von sieben Quadratmetern gestalet hat. Foto: Fauerbach

Karben. Wolfgang Winterstein ist ein begeisterter Krippenbauer. Jedes Jahr modelliert er in seinem Karbener Haus aufs Neue seine »Rawetzer Landschaftskrippe« mit bis zu 120 Figuren.
»Hier wohnt ein Franke«, teilt ein Schild am Haus von Wolfgang Winterstein Besuchern mit. Aus seiner oberfränkischen Heimat nach Hessen importiert hat der gebürtige Marktredwitzer den Brauch des »Krippenschauens«. Immer im Advent bis Ende Januar öffnet er für Liebhaber von Krippen sein Haus und zeigt ihnen seine auf sieben Quadratmetern Fläche mit vielen historischen Krippenfiguren gestaltete »Rawetzer Landschaftskrippe«.
»Für den Aufbau benötige ich mindestens drei Wochen«, informiert Wolfgang Winterstein. Weil die Krippe immer wieder neu aufgebaut wird, sieht sie jedes Jahr anders aus. »Die Krippe gehörte meiner Großtante Lisette. Ich kenne sie seit meiner Kindheit, habe sie für die Familie Winterstein übernommen.«
VIEL PLATZ NÖTIG
Da die Krippe viel Platz benötigt, hat er sie viele Jahre lang nur ab und zu aufgebaut. 2008 besuchte der in Petterweil wohnende Krippenbauer den Marktredwitzer Krippenweg und war so begeistert, dass er 2009 begann, seine Krippe im Keller wieder aufzubauen.
Rund um die Heilige Familie gruppieren sich viele Figuren. Sie sind auf der Jagd, bei der Arbeit, beim Hühner füttern oder Ziegen hüten. »Jede Szene erzählt eine eigene Geschichte, die »Stickla« (Stückchen). Gezeigt werden Stickla-Paare wie ein Jäger mit einer Holzdiebin.
Zu sehen sind die Heiligen drei Könige, eine Verkündigungs-Gruppe mit dem Erzengel Gabriel, eine Anbetungs-Gruppe mit Schäfern und Schafen, aber auch Spaziergänger, Bauern und Wildtiere wie Hirsche, Gämse oder Hasen. »Ich liebe meine Tierfiguren, weil sie besonders schön sind.« Die mit viel Liebe und Fantasie entworfenen Szenarien hat Wolfgang Winterstein mit Steinen, Wurzeln, Moos und kleinen Douglasien dekoriert. In jeder Ecke gibt es etwas zu entdecken.Der ursprüngliche Stall ist heute eine Wassermühle am rauschenden Bach, in die sein die Schwager ein Mahlwerk einbaute.
FIGUREN AUS TON
Natürlich sind alle Gebäude beleuchtet. Die aus Ton gefertigten zehn bis zwölf Zentimeter großen Krippenfiguren sind mit Wasserfarben bemalt und sehr empfindlich. Aus diesem Grund werden sie nicht verpackt, sondern außerhalb der Saison in einer Vitrine aufgestellt. Um Schäden zu vermeiden, greift Wolfgang Winterstein sie nur mit Baumwollhandschuhen an.
Es gibt Vieles zu beachten, dazu gehört die Luftfeuchtigkeit im Raum. »Beine und Hörner der Tiere sind mit feinen Stahldrähten versehen. Ist es zu feucht, dann rostet der Draht und der Ton platzt auf.« Der 72-Jährige vermutet, dass seine detailreich gearbeiteten Figuren Mitte des 20. Jahrhunderts von der Töpferfamilie Meyer hergestellt wurden.
Meyers betrieben neben der Familie Patz in Marktredwitz seit Mitte des 19. Jahrhunderts in mehreren Generationen eine Werkstatt. Die beiden Töpfermeister-Familien waren für ihre einzigartigen Krippenfiguren berühmt. Die aus Ton gebrannten Figuren sind fein bemalt. In der Mitte des 19. Jahrhunderts blühte das Handwerk mit den Krippenfiguren auf. Denn große Landschaftskrippen kamen damals beim Bürgertum in Mode.
Winterstein stammt aus einer »Porzellaner« Familie, wie er sagt. Nach dem Abitur in Marktredwitz studierte er an der Münchner Universität. Arbeit fand der Diplom-Chemiker in Hessen bei der Metallgesellschaft in Frankfurt, wo er als Chemiker, Qualitätsmanager und Personalchef tätig war. In Petterweil fand die Familie ein neues Zuhause. Ende Januar beginnt der Abbau der Krippe und das Verstauen des Dekorationsmaterials in Containern.