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Schluss mit Gelben Säcken

Gelbe Säcke werden abgeschafft. Bei einem Pressegespräch im Kreishaus ist das Konzept vorgestellt worden. Foto: Merz
Gelbe Säcke werden abgeschafft. Bei einem Pressegespräch im Kreishaus ist das Konzept vorgestellt worden. Foto: Merz

Wetteraukreis/Karben. Gelbe Säcke sind zu dünn, bei Sturm fliegen sie durch die Gegend und manchmal machen sich Ratten daran zu schaffen – so fasste es Manfred Wetz, Bürgermeister von Rockenberg und Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Abfallwirtschaft Wetterau, zusammen. Beim Pressegespräch im Kreishaus nannte er die Gründe, warum es in den Wetterauer Kommunen ab Januar 2021 Gelbe Tonnen statt Säcke geben wird. Die Verhandlungen dazu sind nun abgeschlossen.
240 Liter Volumen wird die Tonne für einen Haushalt fassen – »sie ist so groß wie die Papiertonne«, sagte Wetz. Das entspricht fast dem Fassungsvermögen von drei Gelben Säcken, wie Dr. Jürgen Roth, Betriebsleiter des Abfallwirtschaftsbetriebes des Kreises (AWB) erklärte. Tatsächlich werde aber in eine Tonne in etwa der Inhalt von vier bis fünf Säcken passen. Wem die Tonne zu groß sei, könne eine kleinere bekommen (120 Liter). Für Mehrfamilienhäuser gebe es zudem 1110-Liter-Container.
Außer, dass Verpackungsmüll künftig statt in den Gelben Sack in die Tonne kommt, wird es keine großen Veränderungen bei der Entsorgung geben. Die Tonnen werden zeitnah vor der Umstellung geliefert; Verpackungsmüll zu entsorgen, wird nach wie vor kostenlos sein (Bürger bezahlen die Entsorgung dafür immer indirekt: Sie ist im Preis für die Verpackung enthalten).
Drei-Wochen-Leerung
Aber: Was bei der Abholung neben der Gelben Tonne steht, werde der Entsorger nicht mitnehmen, erklärte Roth. Mehrmengen könnten aber nach wie vor in den Recyclinghöfen abgegeben werden. Es sei auch möglich, eine zweite Tonne zu bestellen.
Gelbe Säcke werden dann künftig nicht mehr kostenlos ausgegeben. Denn die Entscheidung zur Tonne habe die Abschaffung der Säcke mit sich gebracht (eine Ausnahme bildet die Bad Nauheimer Innenstadt.
Das hat den Hintergrund, dass weder die Kommunen noch der Kreis für Verpackungsmüll zuständig sind. In Deutschland fällt diese Aufgabe den sogenannten Dualen Systemen zu. Das sind zehn privatwirtschaftliche Unternehmen, die bundesweit für die Sammlung und die Verwertung von Verpackungsmüll zuständig sind.
Um eine Gelbe Tonne im Kreis einzuführen, hatte der AWB mit den Dualen Systemen Verhandlungen aufgenommen, wie Roth erklärte. Die 24 Kommunen des Kreises (außer Bad Vilbel) hatten dem AWB das Mandat dafür gegeben, da flächendeckend Einigkeit darüber geherrscht habe, dass eine Tonne eingeführt werden solle.
Nun, nach »zähen und langwierigen Verhandlungen«, habe man die Umstellung auf die Tonne erreicht. Obwohl die Dualen Systeme stets die Säcke favorisierten – sie seien billiger, und da die Dualen Systeme wirtschaftliche Interessen verfolgten, strebten sie stets die kostengünstigere Variante an, sagte Wetz.
Deswegen seien auch Wünsche vonseiten der Wetterauer Verhandlungsvertreter nicht komplett umgesetzt worden. So habe man beispielsweise angeregt, dass die Tonnen alle zwei statt drei Wochen geleert würden und es auch künftig Gelbe Säcke (zusätzlich zur Tonne) geben werde. Das sei allerdings von den Dualen Systemen nicht gewünscht.
Alle drei Jahre, so sehe es das Abfallgesetz vor, werde per Losverfahren entschieden, welches Duale System für welche Region zuständig ist. Für den Wetteraukreis wird es Zentek sein. Zentek ist dann auch dafür zuständig, den Entsorger zu engagieren. Aktuell ist die Firma Weisgerber aus Wächtersbach für den Kreis zuständig, der Vertrag endet aber. Die Ausschreibungen laufen derzeit, sie sollen Ende Juli beendet sein, sagte Roth.
»Tolles Ergebnis«
Der Entsorger wird sich dann auch darum kümmern, dass die Tonnen zuerst einmal an die Haushalte geliefert werden – laut Roth müssen insgesamt zwischen 80 000 und 90 000 Tonnen im Kreisgebiet verteilt werden – und dann auch regelmäßig geleert werden.
Dass die Umstellung zum kommenden Jahr erfolgt, hängt mit einer Änderung des Verpackungsgesetzes zusammen, erklärte Wetz: Anfang 2019 musste die Entsorgung mit den Dualen Systemen neu verhandelt werden. Letztlich sei es ein »tolles Ergebnis«, dass es ab 2021 statt den Säcken Tonnen geben werde, sagte Matthias Walther, Kreisbeigeordneter und Abfalldezernent. Das Verteilen und Einsammeln der Säcke habe stets für Unmut gesorgt. (sda)