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Schmitt: Ich muss kämpfen – Der Bürgermeisterkandidat der Karbener Sozialdemokraten lud zu einer Pressekonferenz in eigener Sache

Karben. Zu seiner ersten Pressekonferenz hatte SPD-Bürgermeisteraspirant Jochen Schmitt (39) kürzlich eingeladen. Und das nur vier Tage nach der Nominierung? „Die Inhalte“ seien bei der Mitgliederversammlung etwas zu kurz gekommen, sagt Schmitt, „dort ging es ja mehr um Emotionen“. Nicht nur wurde er gewählt, auch kündigte Bürgermeister Roland Schulz (SPD) seinen Rückzug an.

Über seinen Parteifreund sagte Jochen Schmitt nichts. Nur, dass es sich „leider so entwickelt“ habe, „dass es auf Konfrontation hinaus gelaufen“ sei zwischen Schulz und der Koalition aus CDU, FWG und FDP. So etwas möchte er, Schmitt, verhindern. „Man muss sich nach einer politischen Auseinandersetzung auch noch zu einem Bier zusammensetzen können.“ Das könne er definitiv mit jedem der beiden möglichen CDU-Bürgermeisterkandidaten, Parteichef Guido Rahn und Fraktionschef Mario Beck.

Wobei es für Schmitt definitiv nicht einfach wird: Sollte er am 27. September gewählt werden, hat er vom Tag seiner Amtsübernahme – dem 1. April 2010 – an nicht nur im Parlament, sondern auch im Magistrat eine Mehrheit gegen sich. Ab diesem Tag kann ein hauptamtlicher Erster Stadtrat der Koalition antreten, wenn der Grüne Gerd Rippen ausgeschieden sein wird.

„Ich werde kein Blockierer und Verhinderer sein“, sagt Schmitt. Jeder müsse akzeptieren, wenn jemand andere Vorstellungen habe. „Aber der Bürgermeister hat die Funktion, dass er auch darauf hinweisen kann, wenn etwas nicht richtig läuft.“ Einen Blockwahlkampf wolle er verhindern. „Das ist eine Persönlichkeitswahl, keine SPD-Wahl.“

In seinen Unterlagen zur Pressekonferenz ist die Partei bereits nirgendwo erwähnt. Nach der für die SPD verlorenen Kommunalwahl von 2006 wisse er, „dass ich kämpfen muss“, sagt der Klein-Kärber Schmitt. „Die Zeit ist sicher vorbei, als klar war, dass in Karben der Kandidat der SPD zum Bürgermeister gewählt wird.“

Also will er mit Inhalten gewinnen. Möchte weiterhin Tempoüberwachung und Friedhöfe privatisieren, wenn die Stadtverwaltung das aus eigener Kraft nicht mehr leisten könne. Die Koalition habe private Blitzer verhindert. „Eigentlich müssten mich alle Bürger an den Hauptstraßen wählen.“ Schmitt will Karben noch familienfreundlicher machen, eine zentrale Krippe für Kinder ab einem Jahr in der Luisenthaler Straße bauen, Kloppenheims Grundschule erweitern. Die Stadt brauche neue Einnahmen durch neue Gewerbeflächen – „da möchte ich Herrn Rahns Verdienste nicht in Abrede stellen“ –, aber sie dürfe im Zentrum auch die Gestaltung nicht aus der Hand geben.

Die Bürger müssten sich noch sicherer fühlen, findet Schmitt – weil die Stadt laut Polizei dank der Präventionsarbeit schon sehr sicher sei. „Da brauchst Du Dein Licht nicht unter den Scheffel zu stellen“, wirft Parteivize Thomas Görlich ein. „Bei der Präventionsarbeit ist er der Treiber seit Jahren.“ Da lacht Schmitt und das Lachen klingt ein wenig verlegen. Sieben Monate Wahlkampf haben begonnen. (den)