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Sportlern fehlen Hallenplätze – Werner Wiegand (TV Petterweil) spricht über die Notlage im Stadtteil wie über die in der Stadt

Karben. „Und jetzt den Angriff!“ Trainer Gerhard Kofler scheucht seine Handballer durch die Petterweiler Sporthalle. Einer der Spieler windet sich unter einem anderen hindurch, wird von hinten gepackt, gedrückt, bedrängt, bis er den Ball fallen lässt. „Gut, Flo! Sehr gut“, ist der Coach begeistert vom Verteidiger. Dass die B-Jugend des TV Petterweil eine komplette Halle fürs Training nutzen kann – solchen Luxus genießen die Jugendlichen nur während der Ferien. „Wir haben akute Platzprobleme“, sagt Vereinschef Werner Wiegand – und bezieht das nicht auf die Petterweiler Ehrenamtlichen alleine. „Das ist kein Problem eines einzelnen Vereins in Karben, sondern das Problem aller Vereine.“

Mit einem Schreiben via Stadtverordnetenvorsteherin Ingrid Lenz (CDU) an alle Fraktionen tritt Wiegand eine Diskussion über die Zukunft der Sportstätten in der Stadt los. Konkret bittet er die Parlamentarier darum, eine Machbarkeitsstudie zum Bau einer neuen Sporthalle in Petterweil außerhalb des Orts in Auftrag zu geben.

Die 34 Jahre alte Sporthalle soll ohnehin im Jahr 2011 für 360 000 Euro saniert werden. „Der Boden muss mittelfristig gemacht werden, die Duschen, die Toiletten“, erklärt Wiegand. Derzeit sei zwar noch alles funktionsfähig, aber nicht immer praktikabel. „Wir haben bei Handballspielen nur zwei Toiletten für um die 300 Besucher, das geht gar nicht.“

Wenn die Kommune in drei Jahren aber viel Geld in die Hand nehme, will Wiegand zuvor neben dem Grundbedarf für alle Petterweiler Vereine vor allem den Standort diskutiert wissen. Direkt an der Sauerbornstraße mitten im Ort liegt die Halle. „Die Kunststofffenster bieten keinerlei Schallschutz“, gibt er zu – weshalb die Nachbarn vom Halligalli der Handballer, die vor dem Aufstieg in die Landesliga stehen, auch viel mitbekämen. „Da gibt es gewisse Probleme.“ Möglicherweise mache schon allein deshalb ein Neubau der Halle am östlichen Ortsrand Sinn. „Kreative Lösungen“ seien eben gefragt.

Dass die B-Jugend der Handballer an diesem Abend eine komplette Halle zum Trainieren hat – „das ist schon eine Seltenheit“, erklärt Wiegand. In der Regel müssten sich mehrere Gruppen des 800 Mitglieder starken Vereins die Halle teilen. Dann fliegt auch schon mal ein Ball zwischen die Beine der Gymnastikfrauen. Abgesehen von den zwölf Jugend- und vier Seniorenmannschaften benutzen die Rendeler Faustballer, die Fußballer und die Leichtathleten die Halle. „Das geht fast gar nicht mehr.“ Einige Gruppen weichen längst ins Petterweiler Bürgerhaus aus.

Dass Wiegand mit dem Petterweiler Problem allen Karbener Vereinen aus dem Herzen spricht, bestätigt Ute Birkmeyer. Sie steht als Abteilungsleiterin 750 Turnern des KSV Klein-Karben vor. „Dass wir die Hallen teilen, ist ja überwiegend schon Normalzustand“, klagt sie. Der Nachfrage aus der Bevölkerung nach Gymnastik- und Wellnesskursen könne der KSV wegen fehlender Kapazitäten in der Halle der Selzerbachschule längst nicht mehr nachkommen. „Und die Kinder sollen ja auch bewegt werden.“ Außerdem beginne sich ein weiteres Problem bemerkbar zu machen: Dass die Schulen mit zunehmendem Nachmittagsunterricht verstärkt in den Zeiten in die Hallen drängen, in denen diese bisher von den Vereinen genutzt wurden. „Wir nutzen das und kooperieren sehr gut mit der Selzerbach- und der Kurt-Schumacher-Schule“, berichtet Ute Birkmeyer. Wenn der Nachmittagsdrang der Schulen anhalte, „dann müssen wir sehen, wie das noch funktioniert“, seufzt sie. „Das ist ein generelles Problem aller Karbener Vereine“, bestätigt Martin Menn die Erfahrungen aus Petterweil und Klein-Karben. „Die Hallen platzen aus allen Nähten.“ Der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft der Sportvereine hat das Problem daher für die nächste Vorstandssitzung als Topthema gesetzt. „Wir wollen danach mit den politischen Kräften über Lösungen sprechen“, kündigt er an. Da wegen der finanziellen Situation der Stadt „wohl keine neuen Hallen zu erwarten“ sind, denkt er an „Notlösungen“ wie verstärktes Nutzen von Bürgerhäusern. (den)