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Stadt fällt an die Narren – Die vereinigten Kärber Karnevalisten stürmten wieder erfolgreich das Rathaus

Karben. „Da is’ irgendwas“, vermutet ein sehr kleiner Zorro, deutet mit dem Finger auf das Karbener Rathaus und fügt hinzu: „Was mit Fasching.“ Aber hallo! Der Winzling weiß eben noch nicht, dass hier am Rosenmontag ein Ereignis mit weit tragenden Folgen stattfindet – jedenfalls bis zum Aschermittwoch. Dann ist ja bekanntlich alles vorbei, auch die Verschnaufpause für Bürgermeister Roland Schulz (SPD) und seine Stadträte. Der Rathauschef wird traditionell am Rosenmontag von den Ortsvereinen entmachtet und darf fast zwei Tage lang ein Narr sein wie alle andern auch.

Zweieinhalb Millionen Karnevalisten sind auf den Beinen, um die Faschingszüge in den Metropolen anzuschauen, meldet der Rundfunk. Karbener können kaum welche dabei sein, die meisten stehen nämlich vor dem Rathauseingang, der von innen mit bunten Luftballons und Kartons fest verrammelt ist. Eckehart Böing, in der Stadtverwaltung sonst für jegliche Verkehrsfragen zuständig, trägt sein närrisches Motto auf dem Kopf: „Prost“ steht auf dem überdimensionierten Stoffglas. Er ist seit zwölf Jahren bei der Rathauseroberung dabei. Anschließend lädt der Magistrat mit dem Gesamtpersonalrat zur fröhlichen Faschingsfete im Bürgerzentrum ein. „Uns macht es einfach Spaß mit der Bevölkerung zusammen zu feiern“, sagt Böing. Mittlerweile kommt Bewegung in die Menge – der Faschingswagen des OGV wird gesichtet. Mit Großen und Kleinen an Bord der OGV-Vorsitzende Gerhard Radgen, der später auf der Bühne die Moderation des Abends übernimmt. Ein Winken und Helau-Rufen beginnt, dann gibt es kein Halten mehr. In Windeseile kämpft sich Radgen mit seinem Haufen durch den Pulk der Narren, nimmt dem hinter der Tür stehenden Rathauschef den silberfarbenen Rathausschlüssel ab und zeigt ihn der jubelnden Menge.

Schnell wird Schulz in Ketten gelegt, die beiden Stadträte Gerd Rippen (Grüne) und Jochen Schmitt (SPD) an seiner Seite stützen ihn. Jetzt können die wartenden Narren nicht mehr zurück, ein Gedränge und Gewusel beginnt, so dass bald die Luftballons zerplatzen und die Karton-Barriere niedergetrampelt wird. Hurra, das Narrenvolk ist im Rathaus, der Bürgermeister im historischen Schultheißkostüm wird triumphierend auf die Bühne des Bürgersaals geführt, die ersten Sektflaschen werden bereit gehalten.

„In Ketten führ’n wir sie hier mit, den Schulz, den Rippen und den Schmitt“, verkündet Moderator Radgen fröhlich. „Die Macht in Karben ist am Ende, nun endlich in den besten Händen. Vorbei ist jetzt die Diskussion um Geld und um Opposition, ab jetzt gibt’s hier nur eins genau, und das heißt Frohsinn und Karbe Helau!“ Die Sektkorken knallen. „Wenn die Politiker was zu nuggele habe, dann sin’ ’se beschäftigt“, konstatiert er und reimt „Und jetzt geht’s los, das ist kein Käse, und zwar mit einer Polonaise“. Nachdem das Narrenvolk sich zur Schlange formiert hat, darf das Publikum im gut besetzten Saal mitsingen, schunkeln und sich auf das anschließende Programm freuen. Die Narrenvereine haben natürlich Auftritte vorbereitet. Ein Motto gibt es auch: „Und Ihr, die Ihr in Karbe lebt, sollt feiern, dass die Erde bebt. Wenn Karben tanzt, ist das ne Schau, denn unsre Mädche sind genau die schönste aus der Wetterau!“