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Stadt will Oberburg kaufen – Kommune legt Angebot für Gebäude in Burg-Gräfenrode vor

Die Oberburg der evangelischen Kirche in Burg-Gräfenrode soll verkauf werden. Foto: den
Die Oberburg der evangelischen Kirche in Burg-Gräfenrode soll verkauf werden. Foto: den

Karben. Nun also doch: Die Stadt Karben will die Oberburg in Burg-Gräfenrode kaufen. Am vergangenen Donnerstag hat sie ein entsprechendes Angebot an die evangelische Kirchengemeinde gesendet. Ein Tag vor Ende der Bieterfrist fürs historische Ensemble.
»Historischer Herrensitz mit Nebengebäuden und Parkanlage, 18 Zimmer, Baujahr 1529, Modernisierung zuletzt 2012, Objektzustand gepflegt, Grundstück circa 6764 Quadratmeter, Kaufpreis 590 000 Euro.« Klingt nach absoluten Schnäppchen.
Entsprechend reichlich dürften die Angebote sein, die die evangelische Kirchengemeinde aus Burg-Gräfenrode erhalten hat, seit sie die Oberburg kürzlich in einem Online-Immobilienportal ausgeschrieben hat. Denn bald darauf ist das Angebot dort schon wieder aus der Vermarktung herausgenommen worden.
GROßE EIGENDYNAMIK
Mit der Verkaufsofferte seien »die Würfel gefallen«, sagte Bürgermeister Guido Rahn (CDU). Die Kirche will das historische Herz des kleinsten Karbener Stadtteils verkaufen. Dazu hatte die Landeskirche aus Kostengründen und wegen des Sanierungsbedarfs gedrängt, der Kirchenvorstand beschloss es mehrheitlich. Eine Bürgerinitiative stemmte sich aber dagegen.
Der Bürgermeister unterrichtete die Mitglieder des Haupt- und Finanzausschusses über diese Entscheidung des Aufsichtsrats der städtischen Wohnungsbaugesellschaft (Wobau).  Anfangs hatte Rahn selbst das Vorhaben als »zu teuer« eingestuft. Durch die BI und die aufgeheizte Stimmung in Burg-Gräfenrode habe das Thema aber »eine Eigendynamik« entwickelt. »Deshalb haben wir neu darüber nachgedacht.« Ergebnis: Die Wobau soll die Oberburg übernehmen. Den 4400 Quadratmeter großen Burggarten samt Lieselturm will die Stadt selbst kaufen.
Beim Preis werde die Stadt »keinen Bieterwettstreit eingehen«, betonte der Rathauschef. Daher habe die Stadt nur die Mindestsumme geboten. Hinzu kämen Kosten für die Elektrosanierung – deren Notwendigkeit den Ausschlag gab für den Verkauf – und einen Umbau. Beides zusammen kostet wohl eine weitere Viertelmillion.
»Gegengerechnet mit den künftigen Mieteinnahmen können wir das guten Gewissens empfehlen«; sagte Rahn. Die beiden Wohnungen im zweiten Obergeschoss blieben erhalten, die Mieter könnten bleiben. Die Flächen im ersten Stock sollen zu einer Wohnung umgebaut, das Erdgeschoss zur Hälfte zu Büroflächen zur freien Vermietung umgestaltet werden. Die andere Hälfte des Stockwerks wolle die Wobau der Kirche zur Miete anbieten.
In der Stadtpolitik stieß das Vorgehen auf breite Zustimmung. »Das finden wir gut«, sagte SPD-Fraktionschef Thomas Görlich. Auch seine Fraktionskollegin Christel Zobeley »kann zustimmen« und war froh, dass die Wohnbau den Sanierungsbedarf als geringer eingestuft hat. Die Kirche hatte noch mit 300 000 Euro Sanierungskosten kalkuliert. Darin seien 100 000 Euro für eine Zwischenlösung für die Kita Zwergenburg erhalten gewesen, erinnerte Rahn.
FREIE WÄHLER DAGEGEN
In der ersten Reaktion sprachen sich allein die Freien Wähler gegen den Kauf aus: Die finanzielle Lage der Stadt sei nicht rosig, erklärte Fraktionschef Thorsten Schwellnus. »Wir sollten das Geld lieber in andere Projekte stecken.« Es gebe kein »besonderes Interesse«, warum die Stadt das Ensemble kaufen solle – und die Stadt »macht ein Fass auf, weil wir nicht wissen, wie viel dort saniert werden muss«.
Dagegen signalisierten FDP-Chef Oliver Feyl und CDU-Fraktionschef Mario Beck Unterstützung. »Das ist eine Wertanlage für die Stadt, am Ende wirtschaftlich und verbunden mit städtebaulichen Zielen«, sagte Beck. Stadtverordneter David Gubitzer (CDU) erinnerte daran, dass 100 000 Euro aus der Bürgerschaft für die Sanierung des Lieselturms gespendet worden seien. Daher sei es gerechtfertigt, dass die Stadt investiere, so Rahn. Nun sei es an der Kirche zu entscheiden. (den)