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Teurer Kahlschlag durch Kyrill – Schäden des Orkans schlagen sich zunächst hoch in den Kassenbüchern nieder

Karben. Orkan Kyrill beschert Karben ein Defizit im Wald von 126 000 Euro. Die Kommune muss nicht nur das Holz umgestürzter und abgeknickter Bäume zu niedrigen Preisen verkaufen – vor allem die Aufforstungen von 43 000 neuen Pflanzen werden in den nächsten Jahren kräftig zu Buche schlagen. Das geht aus dem Waldwirtschaftsplan hervor. Normalerweise ist der Wald-Etat ein kleiner, unauffälliger Einnahmeposten im Haushalt der Kommune. Um diesen zu schonen, schlägt das Forstamt vor, die Aufforstungen zu strecken.

Als Orkan Kyrill im Januar über Deutschland und auch Karben zog, deckte er nicht nur ein Dach in Okarben ab und ließ eine Tanne in ein Hausdach in Groß-Karben stürzen. In den Wäldern hinterließ der Orkan reichlich Kahlschlag. Er blies zu 88 Prozent Fichten um. „Laubholz war so gut wie nicht betroffen“, berichtet der Vizechef des Forstamts Nidda, Werner Schaaf. Rund 1000 Festmeter Holz musste Förster Helmut Link aus den Wäldern holen lassen. Die Erlöse des Verkaufs werden jedoch nicht die Kosten für die Aufforstung einspielen, erklärt Umweltstadtrat Gerd Rippen (Grüne). Zum einen verfallen die Holzpreise, weil derzeit so viel Kyrill-Holz auf den Markt kommt. Zum anderen seien die Kosten der Ernte höher „durch das von Kyrill angerichtete Chaos“ als unter kontrolliertem Einschlag.

Die Bilanz, die Link und Schaaf nun für Karben ziehen: Im Klein-Karbener und im Groß-Karbener Wald müssen zwei Hektar wieder aufgeforstet werden, im Petterweiler Wald im Taunus sind es vier Hektar. Die Kosten dafür: 134 400 Euro. Das würde für die Stadt bedeuten, dass sie – abzüglich von Einnahmen – im kommenden Jahr für ihren Wald fast 126 000 Euro zuschießen müsste. Weshalb Schaaf und Link vorschlagen, die Aufforstung zu strecken: Nur im Wald hinter dem Grillplatz Klein-Karben wird sofort nächstes Jahr aufgeforstet. „Sonst droht eine starke Verbrombeerung der Fläche“, erklärt Förster Link. Das liege daran, dass die Waldböden in der Wetterau sehr nährstoffreich sind und sich deshalb ohne Bäume sehr schnell andere Vegetation breit mache, die man anschließend mühevoll wieder entfernen müsse. Im Petterweiler Wald wird dagegen die Aufforstung auf vier Jahre gestreckt. Für die Stadt bedeutet das: Nächstes Jahr muss sie nur ein Defizit von 50 000 Euro stemmen und in den drei Folgejahren von je 25 000 Euro.

Immerhin: Schmackhaft wird es für die Stadt, weil sie für die Aufforstung mit Laubholz wie Douglasien statt bisher Fichten-Nadelbäumen so genannte Öko-Punkte bekommt. Diese kann sie bei Bauvorhaben als Ausgleich gegenrechnen oder anderen Kommunen oder Bauherren verkaufen, die solch einen Ausgleich benötigen. „Das Geld, das investiert wird, holen wir auch wieder raus“, schätzt Thomas Adam, der Chef des städtischen Fachdienstes Umwelt. Er geht davon aus, dass Karben am Ende Öko-Punkte im Wert von 185 000 Euro erzielen kann. Allerdings wird das um einige Jahre zeitversetzt geschehen: Die Punkte werden erst gutgeschrieben, wenn die Aufforstungen erfolgreich angewachsen sind. Adam rechnet mit dem Jahr 2012. (den)