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Umhegter Rückzugsort

Herbstliche Stimmung im Naturschutzgebiet Ludwigsquelle. Bis zum Winter grasen dort Wasserbüffel. Foto: Schenk
Herbstliche Stimmung im Naturschutzgebiet Ludwigsquelle. Bis zum Winter grasen dort Wasserbüffel. Foto: Schenk

Karben. Das Naturschutzgebiet »Ludwigsquelle« zwischen Groß-Karben, Burg-Gräfenrode und Okarben ist ein Rückzugsort und geschütztes Refugium für Tiere und Pflanzen. Der Karbener NABU hat ein wachsames und fürsorgliches Auge auf das sensible Biotop.
Das Naturschutzgebiet »Ludwigsquelle« zwischen Groß-Karben, Okarben und Burg-Gräfenrode ist 17 Hektar groß. Bereits 1974 wurde die Talsenke mit ihren charakteristischen Feuchtwiesen und Schilfstreifen als Umweltzone ausgewiesen. Damit ist sie eine der ältesten weit und breit. Die Fläche gehört zum »Auenverbund Wetterau« und zum EU-Vogelschutzgebiet Wetterau, das sich Nidda aufwärts bis nach Wöllstadt und Ilbenstadt erstreckt. In diesem Lebensraum mit seinen seltenen Pflanzen- und Tierarten sollten menschliche »Eindringlinge« normalerweise nichts zu suchen haben. Außer sie sind mit der Pflege und dem Schutz desselben betraut. Über das grüne Refugium an der Ludwigsquelle hält unter anderem der Naturschutzbund Karben seine fürsorgliche Hand.
Vom Aussichtspunkt unterhalb der L 3351 bietet sich ein weiter Blick ins Land. Es ist herbstlich geworden in diesen Tagen. Die Sonne hat merklich ihren Kampf mit dem Morgennebel, der über den Auen liegt.
Störche schon in den Süden unterwegs
Dr. Hans Hansen beobachtet durchs Fernglas eine Herde indischer Wasserbüffel. »Ich kann ein Jungtier erkennen«, schildert der erfahrene Naturschützer die Szenerie. Unsere Störche haben sich alle schon Richtung Süden verabschiedet. Hier an der Ludwigsquelle haben wir zwei bis drei Brutstellen, insgesamt sind in Karben zehn Storchenpaare mit durchschnittlich zwei Jungvögeln heimisch.«
Das Gefilde ist ein Rückzugsort für viele gefährdete Vogelarten. Teichrohrsänger, Kiebitz, Schafstelze, Sumpfrohrsänger, Rohrammer, Blaukehlchen, Feldschwirl, Rebhuhn und Kuckuck kommen hier vor. An den offenen Gräben am Westrand findet sich sogar die Helm-Azurjungfer, eine besonders wärmeliebende Libellenart. Sie ist in Hessen mittlerweile zur Rarität geworden. Mit über 200 verschiedenen Pflanzen bietet das Areal eine große ökologische Vielfalt.. Vom NABU wird dieser Lebensraum unterstützt, indem der Verein sogenannte Flutmulden anlegt und pflegt.
»Alle zwei bis drei Jahre müssen diese Flutmulden vom Unkraut frei geschnitten werden«, erläutert Hansen. »Das müssen wir machen, weil dort Libellen und Eisvögel leben. Solche Arbeitseinsätze werden bei uns meistens von 20 bis 25 Helfern erledigt. Das dauert in der Regel einen halben Tag. Aber es ist schon eine Schufterei, weil das Mähen schwierig ist.« Das Abmähen müsse mit einem Sternschneidegerät erfolgen, das wie eine Sense eingesetzt werde. Die Abfallentsorgung funktioniere in Zusammenarbeit mit dem städtischen Bauhof gut, lobt der Naturschützer.
Dieses Jahr fast nur Arbeitseinsätze
In diesem Jahr gab es beim NABU Karben fast nur reguläre Arbeitseinsätze. Drei Vorträge und vier Exkursionen, die geplant waren, mussten wegen der Corona-Pandemie abgesagt werden. Auch der Aussichtspunkt an der Ludwigsquelle war für Monate gesperrt worden. Denn die Plattform ist für mehrere Menschen etwas zu eng. Jetzt ist dieser zentrale Naturbeobachtungsort in Karben wieder zugänglich.
Ortsspezifische Auswirkungen der Pandemie konnte der NABU nach eigenen Angaben nicht feststellen. Während des Lockdowns im Frühjahr seien zweifellos mehr Menschen in der Natur unterwegs gewesen. Auf Naturschutzgebiete und Streuobstwiesen habe das jedoch keinen unmittelbaren Einfluss gehabt. Doch im großen Ganzen sehe man schon Veränderungen. Hansen meint damit die CO2-Emissionen allgemein. Durch die coronabedingte Reduzierung des Verkehrs in den zurückliegenden Monaten könne Deutschland sein Klimaziel 2020 doch noch erreichen. Die Treibhausgasemissionen sollen um 40 bis 45 Prozent unter das Niveau von 1990 sinken. »Aber leider hängt diese positive Entwicklung nur mit dem Virus zusammen«, sagt Hansen.