Veröffentlicht am

Abreißen oder sanieren – Ist das Georg-Muth-Haus ein Symbol von unersetzbarem Wert?

Allein die Prüfung der Frage, ob das Georg-Muth-Haus saniert oder abgerissen und durch einen Neubau auf der Zigeunerwiese ersetzt werden soll, setzte in der Heilsberger Ortsbeiratssitzung und im Bürgergespräch tiefe Emotionen frei.

Bad Vilbel. In der Veranstaltung wurde deutlich, dass dieses Haus und der kleine Saal mit seinen Wandbildern von der Vertreibung aus der alten Heimat für die ältere Generation als Erinnerungsstück und Symbol für die neu gefundene Heimat von unersetzbarem Wert ist. Für die Jüngeren ist es hingegen ein Mehrzweckgebäude, über dessen Fortbestand oder Ersatz sie unter städtebaulichen, ökonomischen, Verkehrs- und Nutzungsaspekten entscheiden wollen.

Jens Völker (CDU) hatte vor einigen Wochen die Abriss-Idee in der FNP verkündet. Helga Wegner kannte ihn bisher nicht. Die frühere Vorsitzende des Kneipp-Vereins, die selbst als eines von sieben Kindern mit ihrer Familie im Treck aus dem Osten fliehen musste, erlebte ihn zum ersten Mal, als er von der „maroden Bausubstanz ohne Wärmedämmung, veralteten, nicht barrierefreien Sanitäranlagen, defekten Rohrleitungen und daraus resultierenden enormen Betriebskosten“ sprach und zu dem Ergebnis kam, dass „eine Sanierung teurer als ein Neubau“ sei.

Ein neues Bürgerhaus auf der Zigeunerwiese sei zentral und leicht an den öffentlichen Nahverkehr anzubinden. Es könne „durch eine variable Raumgestaltung für soziale, kulturelle, sportliche, politische und gesellschaftliche Veranstaltungen“ genutzt werden, so Völker. Davor könnte ein Platz angelegt werden „für Wochen- und Weihnachtsmärkte, Feuerwehrübungen und sonstige Events“. Eine Tiefgarage könne das Altlastenproblem lösen, biete Parkplätze für Veranstaltungen und das Park- und Ride-System. Auch eine Finanzierung hatte Völker parat: Verkauf des Georg-Muth-Haus-Grundstücks für Wohnbebauung.

Während sich Manfred Kissing (Grüne) „positiv überrascht von diesem Kracher zum Jahresende“ zeigte, allerdings den Weg über eine breite Bürgerbeteiligung der Entscheidung über den CDU-Antrag vorziehen würde, gab sich die SPD dem „Schnellschuss“ gegenüber zurückhaltend. „Bei einer Prüfung, ob, wo, zu welchen Kosten und was mit dem Kindergarten passiert, wären wir sofort dabei“, sagte Carsten Hauer.

Doch auch Erster Stadtrat Jörg Frank (CDU) hatte den CDU-Vorstoß als „Prüfantrag“ verstanden. Und für die Entsorgung von Altlastenflächen könnte es möglicherweise sogar Zuschüsse geben. Er half bei der Formulierung eines Kompromissantrages, wonach der Magistrat ein Prüfungs- und Entwicklungskonzept über den Abriss oder die Sanierung mit der Möglichkeit des Geländeverkaufs für einen Neubau mit Tiefgarage auf der „Zigeunerwiese“ erarbeiten soll.

Fast alle stimmten zu, nur Alt-Heilsbergerin Herta Schweden (SPD) hob die Hand dagegen. Dass sie dennoch nicht allein steht, zeigten das zeitweise laute Gemurmel unter den Zuschauern schon während der Diskussion und die Redebeiträge im Bürgergespräch. So bemerkte Rüdiger Brandt etwa, der „Abriss“ vor der „Sanierung“ im Antragstext mache deutlich, welche Prioritäten gesetzt würden. Und Helga Wegner hätte sich in der Diskussion um das Georg-Muth-Haus „einfach etwas mehr Respekt“ gewünscht.