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Alea iacta est! – Chinesischer Investor zieht im letzten Augenblick doch die Karte für das Großprojekt in Bad Vilbel

Die Würfel sind gefallen, buchstäblich im letzten Augenblick: Chinesische Investoren wollen jetzt doch im Bad Vilbeler Industriegebiet „Quellenpark“ ein Handelszentrum für chinesische Waren bauen. Der Hauptakteur als Investor auf chinesischer Seite, Lu Changqing, Vorstandschef des Pekinger Mischkonzerns Zhongqi Investment Group, hatte sich bis einschließlich 30. September das Vorkaufsrecht für die insgesamt 270 000 Quadratmeter große Flächen im „Quellenpark“ beziehungsweise „Im Schleid“ – Kaufpreis: insgesamt 93,8 Millionen Euro – gesichert. Am Montag, 30. September, um 19 Uhr, nur fünf Stunden vor Ablauf der Frist, hat der chinesische Partner das notarielle Angebot der Stadt Bad Vilbel mit dem Paket Nummer 1 angenommen. Dabei handelt es sich aber nur um die gewerblich nutzbaren Grundstücke, vorerst aber nicht auch um das Areal für die Wohnbebauung.

Bad Vilbel. Gemäß Beschlusslage und Vertragssystematik erlaubt diese Erklärung die Annahme auch des Paketes Nummer 2 innerhalb des nächsten Jahres. Dabei handelt es sich um die Wohnbaugrundstücke. Beide Pakete sind ziemlich gleichgewichtig mit einem Wert von jeweils rund 45 Millionen Euro.

Der Umschwung habe sich, wie der „Bad Vilbeler Anzeiger“ exklusiv in Erfahrung bringen konnte, bereits seit vergangenen Freitag abgezeichnet und wurde dann in einem arbeitsreichen Wochenende eingeleitet und umgesetzt.

Stabil geblieben

„Es war sicher nicht nützlich für die Stadt, dass speziell die Grünen und eine rote Zeitung mit grüner Kopfleiste stets vilbelfeindlich und geschäftsschädigend selten eine Gelegenheit ausließen, wider alle Tatsachen den städtischen Grundbesitz schlecht zu schreiben. Dabei ist er wegen seiner Lage, Verkehrserschließung, Größe, Nutzungsvielfalt und Nähe zu Frankfurt ziemlich einmalig in der Rhein-Main-Region“, betonte Ehrenstadtrat Klaus Minkel. Damit habe man der Stadt Steine in den Weg geräumt. Minkel vermutet, dass diese Negativschlagzeilen den Verhandlungspartner „möglicherweise dazu verleitet haben könnte, die Stadt auf Nachgiebigkeit zu testen, zumal Nachverhandlungen chinesischer Verhandlungstradition entsprechen“. Wie der BVA berichtete, stießen solche Gepflogenheiten jedoch „auf die deutsche Verhandlungstradition“ und das hiesige Verständnis zu bindenden Angeboten. Da von Beginn an auf Bad Vilbeler Seite Wert auf feste Vertragsmechanismen gelegt worden sei, habe sich das Vertragswerk aus örtlicher Sicht als stabil erwiesen.

„Nun kommt es auf den Zahlungseingang an. Dabei ist zu bedenken, dass einerseits die Stadt Wert auf fristgerechten Eingang legt, in China aber besondere Probleme bestehen, weil die Währung nicht frei konvertierbar ist. Diese Aufgabenstellung muss gelöst werden“, erklärte Stadtrat Minkel und fügte präzisierend hinzu: „Die Stadt ist aber vor unangenehmen Überraschungen geschützt, weil vor dem Eigentumsübertrag die Zahlung steht. Es ist also blanker Unsinn, dass die Grünen eine Gefährdung des städtischen Vermögens behauptet haben.“

Der Blick nach vorne!

Mit dem Erfolg dieses Großprojektes sieht Klaus Minkel die weitsichtige Politik der Stadt Bad Vilbel und der Stadtregierung bestätigt, die im Jahr 2000 dank der Gewerbeansiedlungen in Steuereinnahmen schwamm, diese aber nicht ausgegeben habe, sondern damit „vorausschauend den Quellenpark entwickelte“. Darin begründen sich einerseits städtische Schulden, andererseits sei dies aber zugleich auch „die städtische Spardose“ gewesen, erklärt Minkel, denn „im Erfolgsfalle winkt das schöne Ziel der Schuldenfreiheit, das hohen Einsatz lohnt.“

Noch ist das Projekt aber nicht endgültig in trockenen Tüchern, gibt Stadtrat Klaus Minkel zu bedenken. Daher werde man in Bad Vilbel gelassen und umsichtig bleiben und „wie bisher mit beiden Beinen auf dem Boden stehen“. Fraglos sei aber der Vertragspartner der Stadt, der Geschäftsmann Lu Changqing für den, der ihn kenne, „eine imponierende Unternehmerpersönlichkeit“.

Ganz gleich aber, wie auch immer das Unternehmen ausgehe, sei jeder „auf dem falschen Dampfer, der China, die älteste Kulturnation der Erde, und die Chinesen unterschätzt“, so Klaus Minkel, der sich für manch unerbetenen, unnötigen und manchmal auch kostspieligen Rat „von Clevershittern aus Politik und Presse“ bedankt. „Im Übrigen“, ergänzt er, gelte „das Dichterwort: Überraschung findet stets dann statt, wenn man sie nicht erwartet hat!“ und leicht selbstironisch zitiert sich Minkel am Ende des Gesprächs mit dem BVA noch mit seiner kürzlichen Feststellung: „Prognosen sind schwer, besonders wenn es um die Zukunft geht!“