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Alte Hüte gibt’s hier nicht – Werkstatt der Burgfestspiele fertigt mit eigenen Kreationen Kopfschmuck fürs Ensemble

Bad Vilbel. Die Dame von Welt geht niemals oben ohne. Gut behütet sind deshalb auch die Reichen und Schönen im Musical „My Fair Lady“. Dass das Blumenmädchen Eliza bei ihren Ausflügen in die High Society eine besonders gute Figur macht, verdankt sie der kreativen Arbeit von vier jungen Frauen. „Hüte strahlen Eleganz aus, Ansehen, Macht und Reichtum“, sagt Sandra Kijok. Die Kostümbildnerin arbeitet mit den Schneiderinnen Antonia Lattemann und Janine Hagedorn sowie der Herrengewandmeisterin Karoline Pieper während der Burgfestspiele in der Kostümwerkstatt. Etwa 40 Hüte stellen sie während einer Saison her – alle persönlich entworfen, alle in Handarbeit. Hier liegen sie auf den Tischen zwischen Stoffen, Knöpfen und Kurzwaren: Üppige Garnituren auf wagenradgroßen Prachtstücken, verspielte und elegante Modelle, in Millimeterarbeit aufgepeppt mit Gaze, Tüll und Seide, jeder einzelne Hut individuell modelliert.

Wer nun glaubt, es genüge, irgendeinen flotten Hut auf irgendeinen Kopf zu stülpen, der irrt gewaltig. Auf der Bühne nämlich herrschen ganz eigene Gesetze. Und die verlangen nach ganz eigenen Kreationen. Die Arbeit beginnt für das kreative Quartett bei der Person der Schauspielerin. Aussehen, Typ und Bühnenkleidung müssen berücksichtigt werden. „Das Kleid ist der Grundstein, der Hut das I-Tüpfelchen“, sagt Sandra Kijok. Danach richten sich Farbe, Größe und Garnitur des Hutes. Ganz wichtig: Der Anlass. Es sei ja ein Unterschied ob die Behütete eine Straßenszene spielt, in die Oper gehe oder auf der Pferderennbahn unter ihren Konkurrentinnen bestehen müsse. Mit der Maskenbildnerin werde abgesprochen, ob die Schauspielerin eine Perücke trägt. „Dann müssen die Hüte nämlich im Kunst-Haar festgesteckt werden“, erklärt Karoline Pieper. Sind Stoffe und Materialien ausgesucht, wird der Hut mit einem Rohling modelliert und eine Schaumstoff-Unterkonstruktion angefertigt.

„Der Hut muss auf jeden Fall leicht bleiben“, betonen die Frauen. Der Kopfschmuck wird mit Stoff bezogen, Stoffteile mit der Hand drapiert, es wird gesteckt, gestichelt und genäht. Ob alles sitzt, zeigt die Anprobe und zwar mit dem kompletten Kostüm. „Wir gehen sogar in den Zuschauerraum und schauen uns an, wie der Hut auf der Bühne wirkt“. Ist die Spielsaison zu Ende, gehen die Modistinnen auf Zeit getrennte Wege.