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Anreize für Investoren – Stiftungsverwalter Jehner wirbt für architektonische Einheit von Mediathek und Neuer Mitte

Bad Vilbel. Hansgeorg Jehner hat es geschafft, über 30 Besucher einer FDP-Informationsveranstaltung mit sachlichen Ausführungen über die Mediathekbrücke in seinen Bann zu ziehen. Der Verwalter der Gerty-Strohm-Stiftung wird Skeptiker im Publikum nicht restlos überzeugt haben. Doch er offenbarte Zusammenhänge und Überlegungen, die bisher in der emotionsgeladenen Diskussion noch gar nicht oder nicht in dieser Deutlichkeit gehört wurden. Vor allem machte er deutlich, dass es „wenig hilfreich“ sei, wenn Schlagworte wie „Monsterbau“ vom SPD-Vorsitzenden Udo Landgrebe oder „Meisterwerk“ von CDU-Ehrenvorsitzendem Klaus Minkel in die Diskussion geworfen würden. „Maßgeblich dürfen allein sachbezogene Argumente sein“, sagte Jehner im Golfhotel Lindenhof.

Vorstellungen von Schönheit seien der Wandlung unterworfen. „Ob die geplante Mediathekbrücke über kurzlebige Geschmacksrichtungen hinweg als schön empfunden wird, werden wir frühestens in 150 Jahren diskutieren können“, scherzte er. Unstreitig sei jedoch ihre innere Schönheit aus der Erfüllung einer Aufgabe als „dauerhaftes Bildungszentrum“, das in der Stadtmitte notwendig und gewünscht sei. Da ein Platz sich definiere als „von Gebäuden umbaute, freie Fläche in einer Stadt“, die „Brennpunkt des öffentlichen Lebens“ sei, sei die Mediathekbrücke zur Platzbildung in der Neuen Mitte unerlässlich. Ohne sie entstünde „eine zur Nidda hin offene Straße ohne optischen Bezugspunkt“.

Das hätte Auswirkungen auf die geschäftliche Belebung der Innenstadt, so Jehner. Denn aus seinen Verhandlungen mit interessierten „Frequenzbringern“ wisse er: „Die Großen wollen kommen.“ Aber sie kämen nur, wenn sie Flächen am Platz erhielten, der mit der Brücke ein Alleinstellungsmerkmal darstelle. Durch sie werde das Warenangebot breiter und vielfältiger. Es ziehe mehr Einkaufskunden in die Stadt, von denen auch der eingesessene Einzelhandel profitiere. Natürlich sei „auf einen Mix zu achten, der die bestehenden Geschäfte schont“. Doch ohne „die Großen“ würde sich die Situation für Geschäftsleute und Kunden weiter verschlechtern.

Schon heute sei die Nidda vom Zentralparkplatz aus nicht zu sehen. Noch weniger, wenn auf dem Untergeschoss mit 200 bis 220 Stellplätzen der neue Platz am Ufer um etwa 1,50 Meter auf das Niveau der Frankfurter Straße angehoben werden müsse. Die Mediathekbrücke mit dem Café schaffe dazu einen Ausgleich, den ein Steg oder eine Brücke allein wegen fehlender Anreize nicht leisten könnten.

Eine klare Absage erteilte Jehner auch dem Vorschlag der FDP, nur ein Café auf der Brücke zu errichten. Selbst zusammen mit Geschäften sei das wegen der hohen Kosten wirtschaftlich unattraktiv. „Die Überbauung einer Brücke ist nur mit einem öffentlichen Gebäude finanzierbar.“ Die Erlebbarkeit der Nidda setze sich fort in der 300 Meter langen und 30 Meter breiten Renaturierungsfläche bis zur Kasseler Straße. Sie gleiche die Beschattung durch die Brücke, die dem Fluss wegen fehlenden Uferbewuchses eher nutze als schade, mehr als aus. Da die Fundamente außerhalb des Ufers liegen, gingen nicht nur Naturschutz- und Wasserbehörden von einer vielfachen Verbesserung der ökologischen Situation aus. Zudem biete die notwendige Anhebung des Niveaus auf Kurhausseite die Gelegenheit, den Vorplatz sowie die Außenansicht des Kurhauses und die früheren, mittlerweile zugewachsenen Blickachsen im Park mit den Stützmauern wieder in einen Zustand zu versetzen, wie er den Ausschlag für die Aufnahme in die Denkmalliste des Landes Hessen gegeben habe.

Auf Fragen der Zuhörer erklärte Jehner, dass der 18 Meter breite Platz einem klassischen Idealmaß der Platz-Architektur entspreche und dass eine Abstufung zur Nidda hin die Attraktivität einer durchgehenden Ebene beeinträchtigen würde. Da es einen „Vilbeler Baustil“ nicht gebe, orientiere sich die Bebauung lediglich an m einzig gemeinsamen Element: der zweigeschossigen Höhe. Einer Verlegung der Renaturierungsfläche flussaufwärts zwischen Mediathek- und Rathausbrücke stünden das Pegelhäuschen und auch erhebliche Eingriffe in den denkmalgeschützten Kurpark entgegen, erklärte Hansgeorg Jehner. Seite 3