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Augen auf für die Not

Ursula Bergmann und Jacques Indemans beraten ehrenamtlich Menschen mit finanziellen Problemen.
Ursula Bergmann und Jacques Indemans beraten ehrenamtlich Menschen mit finanziellen Problemen.

Bad Vilbel. 2004 neigte sich dem Ende zu, als der damalige zweite Vorsitzende der AWO Bad Vilbel, Michael Ehmann, das erste Beratungsgespräch führte. Das Gespräch wurde auf Wunsch der ratsuchenden Klientin in deren Privaträumen geführt. Das kleine Team bestand in den ersten Monaten lediglich aus Rainer Fich, damals bereits Vorsitzender der AWO Bad Vilbel, und Ehmann.

Im Jahre 2005 wurden die Gespräche im AWO-Treff geführt. Man erkannte, dass es von Vorteil sein könnte, die Gespräche immer zu zweit zu führen. Das Beratungsteam hatte sich schnell auf acht Berater vergrößert. So waren in den folgenden drei Jahren neben Ehmann und Fich mit Stefanie Wintershoff, Horst Schäfer, Silvia Kühl, Bettina Reimer, Kerstin Fiedler und Daniela Huppert tätig. Alle waren jung, aber auch berufstätig, so dass die Beratungstätigkeit neben Beruf und Familie die Ehrenamtlichen oft an den Rand der Belastbarkeit brachte.

Seit 2009 im HdB

2006 mietete die AWO ein Büro in der Friedberger Straße an: Hier sollte die Diskretion für die Gespräche erreicht werden, die man im AWO-Treff oft vermisste. Dies gelang auch. Das Büro wurde ausgerüstet und die Klienten nicht nur beraten, sondern auch Gläubiger angeschrieben, mit ihnen verhandelt und Zahlungspläne erstellt.

Drei Berater hatten inzwischen einen Zertifikationslehrgang als Schuldnerberater besucht. Die Kosten übernahm die AWO selbst. „Eine öffentliche Bezuschussung der Arbeit gab es in den zehn Jahren nie“, bedauert Rainer Fich. Eine größere Spende kam im Jahre 2006 vom Lions-Club Bad Vilbel-Wasserburg, der einen Teil des Erlöses aus seinem Weinfest der AWO zur Verfügung stellte. Schon 2006 plante man im Zuge einer präventiven Arbeit, auch in die Schulen zu gehen. Die Idee dahinter war die Erkenntnis, dass die Klienten oft sehr spät den Weg zur Beratung fanden.

Im Jahre 2009 verließ man das Büro in der Friedberger Straße wieder. Die Finanzierung war nicht mehr gesichert, und zahlreiche AWO-Ehrenamtliche mussten die Beratung aus beruflichen Gründen verlassen. 2009 wurde das Konzept neu aufgestellt: Es fanden sich vorwiegend Rentner, alle mit einem fundierten kaufmännischen Wissen, die sich engagierten.

Zu dieser Zeit bestand das Team aus zehn Ehrenamtlichen, die jede Woche zu zweit die wöchentliche offene Sprechstunde im Haus der Begegnung (HdB), Marktplatz 2, abhielten. „Monatlich suchen fünf bis sieben Leute persönlich Rat bei der AWO. Das Büro im HdB ist für uns ein Glücksfall, weil Vereine es für gemeinnützige Zwecke kostenfrei nutzen dürfen“, sagt Rainer Fich.

Hilfe auch in Karben

2014 erreichten die AWO-Schuldnerberatung 84 Hilferufe per Telefon und viele Anfragen per E-Mail. Außerdem findet seit einem Jahr an jedem ersten Montag im Monat eine Sprechstunde im Rathaus in Karben statt. Dieses Angebot wurde bislang 13 Mal in Anspruch genommen. „Wir sind froh, wenn wir möglichst viele Hilfesuchende rechtzeitig erreichen können“, sagt Ursula Bergmann. „Leider verschließen viele Schuldner die Augen vor der Realität und kommen erst, wenn die Hütte brennt“, bedauert Jacques Indemans, der im Team mitarbeitet. (hir)

So ist die AWO erreichbar

Die Schuldnerberatung der Arbeiterwohlfahrt (AWO) hilft bei hauswirtschaftlichen Fragen, dem Erstellen von Haushaltsplänen, bei Zahlungsschwierigkeiten und anderen Themen. Der Anrufbeantworter ist unter Rufnummer (0176) 51 00 79 04 oder per E-Mail unter info@schuldnerberatung– badvilbel.de erreichbar. Die Sprechstunde im Haus der Begegnung, Markplatz 2, findet mittwochs von 13 bis 14 Uhr statt. Mehr Informationen gibt es auch im Internet unter www.awo– badvilbel.de. Das Büro befindet sich im Marktplatzzentrum im 1. Stock, Aufzug vorhanden, 61118 Bad Vilbel, Marktplatz 2