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Badminton-Virus – Dortelweils Bundesliga-Team hat zum Saisonstart gleich Meister Berlin zu Gast

Vilbel ist bundesweit erstklassig – das ist schnell dahin gesagt. In der Praxis hat es jetzt ein Vilbeler Sportverein erstmals in die höchste Spielklasse der Republik geschafft – genauer gesagt die Badminton-Mannschaft des SV Fun-Ball Dortelweil. Los geht es am 1. September um 14 Uhr in der Dortelweiler Sporthalle am Siegesbaum – und zwar gleich gegen den amtierenden Meister aus Berlin.

Bad Vilbel. Vereinsverantwortliche und Kommunalpolitiker bewerten den Aufstieg in die 1. Bundesliga: Bürgermeister Thomas Stöhr (CDU) sagt selbst: „Ich bin vom Badminton-Virus infiziert“, und war natürlich da. Auch der SPD-Vorsitzende Udo Landgrebe ließ sich (mit rotem Schal) blicken: Zusammen mit gut 400 weiteren begeisterten Zuschauern waren die Kommunalpolitiker im Frühjahr Zeuge, als die junge Mannschaft des SV Fun-Ball nach spannenden Matches überraschend die Meisterschaft der 2. Bundesliga Süd in die Wetterau holte.

Die Freude war überschäumend, doch danach begann für Klaus Rotter, den Teamchef der Mannschaft, die Vorbereitung auf das Abenteuer 1. Bundesliga. Rotter weiß, dass diese Saison verdammt hart wird: „Der letztjährige Meister der 2. Bundesliga ist direkt wieder abgestiegen, obwohl er sich noch mit einem Spieler aus der 1. Liga verstärkt hatte. Die Luft wird für uns da erheblich dünner.“

Nicht zuletzt deshalb schaute sich Rotter intensiv nach Verstärkungen für die neue Runde um. Dabei setzte er auch auf die Hilfe der eigenen Spieler – und wurde mit der 19-jährigen Franziska Volkmann und mit dem routinierten Sebastian Schöttler (von Erstliga-Absteiger Gifhorn) fündig. Doch die Komposition des Erstliga-Kaders ist nur die Ouvertüre im Konzert der Vorbereitungsarbeiten vor dem Saisonstart am 1. September gegen Meister Berlin: ganz elementar dabei – die Such nach Sponsoren.

Klinkenputzen angesagt

Denn der Fun-Ball steckt sich beim Spitzensport selbst enge Grenzen, wie Rotter, der auch zweiter Vorsitzender des SV Fun-Ball ist, erklärt: „Der Spitzensport trägt sich komplett selbst. Es gibt keine Quersubventionierung durch den Hauptverein.“ Eine weise Weichenstellung; gerade wenn man auf Negativ-Beispiele wie Erzhausen schaut, wo die Fußballsparte einen ganzen Sportverein in den finanziellen Ruin getrieben hat.

Um Sponsoren und Spender zu gewinnen, war Klinkenputzen angesagt, wie Rotter offen einräumt: „Wir haben etwa 50 Unternehmen und Institutionen angeschrieben. Einige haben gar nicht geantwortet, manche uns einen Korb gegeben.“ Er kann das zum Teil sogar nachvollziehen: „Beim Sportsponsoring schöpft natürlich der Fußball viel ab, weil dort das Fernsehen sogar in der dritten Liga regelmäßig berichtet.“ Im Badminton sieht man dagegen kaum mal ein Erstliga-Spiel im TV, in dem sich ein Sponsor dann wiederfinden könnte. Dennoch haben einige Unternehmen dem Badminton-Erstligisten ihre Unterstützung zugesagt, es gibt auch zwei Hauptsponsoren aus Vilbel und Karben.

Das Gesamtbudget des Badminton-Bundesligisten beträgt nicht mal ein Promille eines Fußball-Bundesligaklubs. Auch die Stadt Bad Vilbel kann nicht als Sponsor agieren, wie Bürgermeister Stöhr einräumt: „Das ist uns haushaltsrechtlich verboten.“ Aber er verweist darauf, dass die Stadt den Sport mit einer guten Infrastruktur unterstützt.

Breites Sportangebot

So entsteht jetzt eine Vierfeld-Sporthalle an der Europäischen Schule, an der sich auch der SVFun-Ball beteiligt hat. „Ein Bundesliga-Klub schmückt natürlich die Stadt“, freut sich Stöhr. Das sieht Michael Wolf, Dortelweiler SPD-Mitglied im Stadtparlament, genauso: „Eine tolle Sache. Und bei den Erfolgen im Nachwuchs-Bereich liest man Namen, die in der Nachbarschaft wohnen. Klaus Rotter ist da eine zentrale Figur, der die Sache vorangebracht hat. Aber der Verein hat insgesamt ein breites Sportangebot.“

Diesen Ansatz will der Fun-Ball unbedingt beibehalten, wie Rotter betont: „Die Balance muss stimmen.“ Beim Stichwort Breite denkt er natürlich auch an das breite Kreuz der eigenen Zuschauer in der Ersten Liga: „Gerade gegen scheinbar übermächtige Gegner ist die Hilfe unseres Publikums ganz wichtig.“