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Baurecht zu Weihnachten – Minister Hahn (FDP) kommt zur Übergabe des Plan-Beschlusses für die Nordumgehung

Karben. Hessens Justizminister Jörg-Uwe Hahn (FDP) kommt nach Karben, um den Planfeststellungsbeschluss zu überreichen, also das Baurecht. „Das ist ja der Hit!“ Harald Ruhl, Sprecher der Groß-Karbener Bürgerinitiative „Nordumgehung jetzt!“, ist aus dem Häuschen, als er von der Nachricht erfährt. Ähnlich geht es Bürgermeister Guido Rahn (CDU): „Was für ein schönes Weihnachtsgeschenk“, sagt er.

Am Freitag erreichte die Ankündigung das Karbener Rathaus sowie die Lokalredaktionen: Am 22. Dezember wolle Justizminister Hahn aus Bad Vilbel den von Hessens Wirtschaftsminister Dieter Posch (beide FDP) unterschriebenen Planfeststellungsbeschluss für die Nordumgehung Groß-Karben überbringen.

Mit diesem Beschluss erklärt das Land Hessen offiziell das Baurecht für die neue Straße. Sie soll nach letztem Stand 3,2 Kilometer lang und zwölf Millionen Euro teuer werden. Die Straße soll Groß-Karben vom Durchgangsverkehr entlasten. Nur noch ein Viertel der heutigen Verkehrsmenge soll anschließend durch die enge Heldenberger- und Bahnhofstraße fließen. Auch die übrige Ortsdurchfahrt zwischen Gehspitze und Kloppenheim wird entlastet.

Mit dem Planfeststellungsbeschluss sei der Bau noch nicht in trockenen Tüchern, mahnt BI-Sprecher Ruhl. Zwar hätten alle Seiten zugesagt, dass die Gelder im Landeshaushalt zur Verfügung ständen. „Aber für 2011 wohl erstmal nur 250 000 Euro“, habe er erfahren. „Das reicht nicht für einen Baubeginn“, warnt Ruhl. Eine Zitterpartie für die Anwohner wie in Wöllstadt, müsse verhindert werden, fordert er von der Politik.

Auch gebe es ein „Restrisiko für Klagen von Unbelehrbaren“, befürchtet Ruhl. „Ich hoffe zwar, dass wir bei vielen an die Vernunft appellieren konnten.“ Doch hatten sich über die Jahre vor allem Anwohner am Ortsrand Groß-Karbens immer wieder gegen die Umgehung ausgesprochen. Widerspruch war zuletzt auch vom Berufsbildungswerk Südhessen (bbw) gekommen. „Uns liegt aber nicht daran, uns gegen die Straße zu sperren“, sagt dessen Geschäftsführerin Renée Eve Seehof. Das bbw habe keine Klage in der Schublade, sondern sei „gespannt, ob wichtige Aspekte“ eingearbeitet worden seien, sprich: Lärmschutz. „Da müssen wir angemessen berücksichtigt werden.“ Ob das im Sinn des bbw geschehen sei, könne sie erst nach einem Durcharbeiten des Beschlusses sagen, sagt Seehof.

Selbst wenn Klagen kommen sollten, hofft BI-Sprecher Ruhl darauf, dass diese abgewiesen würden. Schließlich sei der Beschluss überaus gründlich erarbeitet worden. Er hatte sich binnen der vergangenen Jahre mehrfach verzögert, die Verkehrsminister Posch und sein Vorgänger Alois Rhiel (CDU) hatten mehrfach neue Termine nennen müssen. Das hatte für reichlich Unmut in Groß-Karben gesorgt, wo mehr als 2000 Menschen per Unterschrift den Bau der Nordumgehung forderten.

Nach den Planungen des Ministeriums soll der Planfeststellungsbeschluss Ende Januar 2011 für zwei Wochen öffentlich ausgelegt werden. Anschließend läuft dann bis Mitte März die Frist, in der Gegner mögliche Klagen gegen die Straße vor Gericht einreichen können. Rahn hofft darauf, dass es nicht zu Klagen kommt. Sowohl beim bbw wie auch bei den Umweltschützern habe man „für Verständnis geworben“. Die Stadt wolle mit der Niddarenaturierung in Klein-Karben einen zusätzlichen Ausgleich für das Straßenbauprojekt schaffen. So sprudelt es auch recht euphorisch aus dem Bürgermeister heraus. „Ein guter Tag für Karben“ sei das, findet Rahn, „denn da hat Karben 40 Jahre lang drauf gewartet.“ (den)