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Bremse für Schlammfluten – Bürger und Politiker machen sich ein Bild vom neuen Regenrückhaltebecken in Klein-Karben

Karben. Vor zwei Jahren hatte Starkregen für eine Schlammflut am Klein-Karbener Hang gesorgt und große Schäden angerichtet. Jetzt können Hausbesitzer am Tannenweg und Selzerbachweg aufatmen. Die Bauarbeiten für ein Rückhaltebecken und einen Abwassergraben haben begonnen.

Der Ortsbeirat und ein Dutzend Klein-Kärber Bürger gingen kürzlich die Baustelle ab. Auch Wirtschaftsstadtrat Otmar Stein (CDU) nahm an der Begehung teil.

Dort, wo der schmale Selzerbachgraben früher in der Kanalisation verschwand, erstreckt sich jetzt eine rund 600 Quadratmeter große Erdmulde. Auch der vom östlichen Hang herunterkommende Abwassergraben parallel zur Ortsrandbebauung am Tannenweg ist schon ausgehoben. Noch ist überall der Mutterboden zu sehen, und an der Schulstraße liegen die noch nicht eingebauten neuen Kanalrohre, doch im Juli oder August soll alles fertig und begrünt sein.

„Wir haben lange im Ortsbeirat darüber diskutiert und die Planungen mehrfach vorgestellt. Dies war die beste Lösung, um die Wiederholung der Wasser- und Schlammflut zu verhindern“, sagt Ortsvorsteher Reinhard Wortmann (CDU). Die Kosten für den vorbeugenden Hochwasserschutz betragen zwischen 250 000 und 300 000 Euro.

Die Mulde am Ende des Selzerbachwegs kann im Extremfall 900 Kubikmeter Wasser fassen, zugeleitet bei Starkregen vom Selzerbachgraben. Schlamm und Unrat soll sich absetzen. Am Einlauf zur Kanalisation kann der Wasserzustrom gedrosselt werden. Neue Kanalrohre werden an der Schulstraße eingebaut und sollen dort das Regenwasser aufnehmen, das vom Feldrandgraben zufließt. Auch dort wird der Zustrom durch ein Überlaufbauwerk gesteuert. „Wir werden sehen, wie es in der Praxis funktioniert, und werden, wenn nötig, Verbesserungen vorschlagen“, erklärt Ortsvorsteher Wortmann. Er mahnt aber, dass diese Maßnahmen leistungsfähige Rückschlagklappen in den Häusern nicht überflüssig machen. Darum müssten sich die Anwohner aber selber kümmern.

Kritisch äußern sich einige Bürger und Betroffene zu den Dimensionen von Regenrückhaltebecken und Feldrandgraben. „Da wird mit Kanonen auf Spatzen geschossen, so eine Extremwetterlage wie vor zwei Jahren kommt doch höchstens alle 30 bis 40 Jahre vor“, sagt Landwirt Thomas Weber, der einige anliegende Äcker gepachtet hat.

Anwohner Werner Schumacher vom oberen Tannenweg will keinen ausgebaggerten Feldrandgraben vor seinem Grundstück haben und hat ihn auch nicht. Der tiefer gelegte Graben beginnt erst weiter unten. „Wir waren vor zwei Jahren von der Wasser- und Schlammflut nicht betroffen“, sagt Schumacher. Er erzählt aber lebhaft, wie vor zwei Jahren das Wasser über die Felder geschossen sei und die noch kleinen Rüben- und Maispflanzen zehn Zentimeter unter Wasser gesetzt hat. Wie dann auch die Häuser am Feldrand.

Bereits vor 40 Jahren habe es schon einmal eine Überflutung durch Starkregen in Klein-Karben gegeben. Da habe sein Haus noch im Rohbau gestanden, und der Schaden war nicht so groß. „Wir haben dann eine schützende Böschung vor unserem Haus angelegt“, sagt Schumacher. Eine Anwohnerin weist den Ortsvorsteher darauf hin, dass die schon bestehenden Entwässerungsgräben am Waldrand nicht gepflegt worden seien. Dies habe dazu beigetragen, dass das Regenwasser vor zwei Jahren ungebremst abgeflossen ist.