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Das Dorfleben und seine Anekdoten

»Rendel in der Literatur« ist der Titel des Dorfabends im Pfarrgarten bei dem (von links) Karlheinz Hoos, Muriel Menzel, Uwe Becks, Elli Hirtler, Frank Braunroth, Ehrhard Menzel, Guido Rahn und Carola Rueeg Anekdoten vorgetragen haben. Foto: Fauerbach
»Rendel in der Literatur« ist der Titel des Dorfabends im Pfarrgarten bei dem (von links) Karlheinz Hoos, Muriel Menzel, Uwe Becks, Elli Hirtler, Frank Braunroth, Ehrhard Menzel, Guido Rahn und Carola Rueeg Anekdoten vorgetragen haben. Foto: Fauerbach

Karben. Um Erinnerungen und Anekdoten rund um Rendel und Rendeler ging’s kürzlich im Pfarrgarten. Unter der Regie des Förderkreises Kirche in Rendel gab es ein informatives wie beschwingtes Zusammensein. Die Idee zu einem »Abend mit Geschichten, Gedichten, Anekdoten, Erlebtem und Erdachtem und über Menschen aus Rendel« hatte Ortsvorsteher Ehrhard Menzel (CDU). Er stellte das kurzweilige Programm zusammen und fand schnell begeisterte Mitstreiter.
Urkundlich erwähnt wurde Rendel erstmals im Jahr 778. Seither haben viele Menschen im Dorf gelebt und mit ihren Persönlichkeiten das Dorfleben geprägt. Facettenreich war das, was die Vortragenden zum Besten gaben: Die gebürtige Französin Muriel Menzel erzählte unter dem Titel »Bon appétit« von ihrem ersten Essen in Rendel. Karlheinz Hoos lüftete die Identität des sonnigen Urgesteins »de Bormmellerschosch«. Bürgermeister Guido Rahn erinnerte an die vor fast vier Jahrzehnten geplante Mülldeponie zwischen Rendel und Büdesheim.
Außerdem ging es um Rendeler, die über das Dorf hinaus Bekanntheit erlangten, wie Heinrich Walther (1884–1979), der in der NS-Zeit Kreisschulrat in Alsfeld war und dann zum Heimatdichter wurde. 1970 ist er Ehrenbürger seines Heimatdorfs.
Ehrhard Menzel und Ingrid Kleefen stellten den FAZ- und Spiegelkulturredakteur und Autor des Buches »Maler und Sohn – Eine deutsche Familiengeschichte aus Ost und West« – Dr. Matthias Schreiber vor. Er lebte bis zu seinem Umzug nach Hamburg in Rendel.
Uwe Becks erinnerte an die Geschichte »Maskenball und Pfefferminzschnaps«: Um 1948 gebührend zu feiern, wurden junge Rendeler zu »Schwarzbrennern«. Nach einigen Versuchen gelang es ihnen, »Schnaps mit Geschmack« herzustellen.
Auch rund um die Kerb gibt es viel zu erzählen, das übernahm Carola Rueeg. Da sei beispielsweise der Besuch ihrer zwar hochbetagten, aber putzmunteren »Tante Kätha aus Hochstadt«. Die war gekommen, um mit der Rendeler Verwandtschaft zünftig Kerb im Saal beim Schneider zu feiern.
Auf das 125-jährige Bestehen des TV Rendel, das am 30. und 31. Juli im Dorftreff gefeiert wird, stimmte Elli Hirtler mit einem Festgedicht ein. Gisela Stelz ging auf das nicht immer konfliktfreie Verhältnis zwischen Klein-Karben und Rendel ein: »Die Rendeler – sie hatten »Dorscht«, vertranken ihren Wald, nun ist für sie der Kärber Forst ein lieber Aufenthalt«.
Auch für Spannung sind die Rendeler gut. Dieter Wierz berichtete, wie es einer Rendeler Wandergruppe vor 30 Jahren gelang, bei einer Wanderung den Sicherheitsgürtel des Gipfeltreffens der First Ladys auf Burg Eltz zu sprengen. Sie schafften es so in den Fokus des Bundeskriminalamtes und in die Schlagzeilen.
Bereits 1906/1907 hatten es Rendeler auf die Titelseiten geschafft. Da war das ganze Ort als »Mörderdorf der Wetterau« bekannt. Vorausgegangen war ein Familiendrama mit sechs Morden sowie zwei Selbstmorden. Von Christine Fauerbach